In der Apostolischen Nuntiatur in Bratislava traf der Papst mit Ökumene-Vertretern zusammen In der Apostolischen Nuntiatur in Bratislava traf der Papst mit Ökumene-Vertretern zusammen 

Slowakei: Papst Franziskus ermuntert zu neuem Schwung in Ökumene

Papst Franziskus hat der ökumenischen Bewegung in der Slowakei zwei Wege empfohlen, um der Gefahr des Stillstands aus Bequemlichkeit zu entgehen: Kontemplation und gemeinsamer Einsatz für Arme. Am Sonntagnachmittag traf Franziskus in Bratislava Angehörige des Ökumenischen Rates der Kirchen in der Slowakischen Republik.

Es war – abgesehen vom Empfang am Flughafen - die erste offizielle Begegnung des argentinischen Papstes auf slowakischem Boden. Franziskus war am Sonntagnachmittag von Budapest kommend eingetroffen, wo er die Schlussmesse des Internationalen Eucharistischen Kongresses gefeiert hatte.

In den 30 Jahren nach dem Ende der atheistischen Verfolgung der Kirche habe das Christentum in der Slowakei wieder Fahrt aufgenommen, hielt der Papst in seiner Ansprache fest. Längst könnten die Menschen im Land den Glauben als freie Menschen leben. Aber neue Gefahr droht, sagte Franziskus, nämlich: „die Versuchung, wieder zu Sklaven zu werden, nicht eines Regimes, sondern einer noch schlimmeren Sklaverei, nämlich der inneren.“ Freiheit, eingetauscht gegen Brot und Sicherheit, mit einem Wort: Bequemlichkeit - das sei das Risiko. Dieses Risiko entstehe dann, „wenn die Lage sich normalisiert, wenn wir uns eingerichtet haben und uns damit zufriedengeben, ein ungestörtes Leben zu führen.“

„Wie können wir von einem ideologiefreien Europa träumen, wenn wir nicht die Freiheit haben, die Freiheit Jesu über die Bedürfnisse einzelner Gruppen von Gläubigen zu stellen?“

Das aber sei ein Problem für die Ökumene wie auch für die Verbreitung des Christentums überhaupt: Die Einheit sei schließlich die Voraussetzung dafür, dass die Welt glaube. „Wie können wir von einem ideologiefreien Europa träumen, wenn wir nicht die Freiheit haben, die Freiheit Jesu über die Bedürfnisse einzelner Gruppen von Gläubigen zu stellen?“, sagte der Papst. „Es ist schwierig, ein mehr vom Evangelium befruchtetes Europa zu fordern, ohne sich darüber Sorgen zu machen, dass wir auf dem Kontinent noch immer untereinander gespalten sind und uns nicht umeinander kümmern. Zweckmäßigkeitskalküle, historische Gründe und politische Bindungen dürfen keine unüberwindbaren Hindernisse auf unserem Weg sein.”

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Zwei Wege der Stärkung: Kontemplation und Einsatz für Arme

Das Ziel sei eine Einheit der „im Heiligen Geist versöhnten Verschiedenheit“, eine Einheit ohne Einförmigkeit, fuhr Franziskus fort. Und er unterbreitete zwei Ratschläge, um „das Evangelium der Freiheit und der Einheit heute zu verkünden“: Kontemplation und Tat. Die slawischen Völker hätten gemeinsam einen kontemplativen Zug bewahrt, „der von einem erfahrungsbezogenen Glauben ausgeht, der offen ist für das Geheimnis und über die philosophische und auch theologische Begriffsfassung hinausgeht“, sagte der Papst. Das sei für den nicht-slawischen Teil Europas attraktiv. „Gerade der kirchliche Westen dürstet danach, um die Schönheit der Anbetung Gottes wiederzuentdecken und zu erkennen, wie wichtig es ist, die Gemeinschaft des Glaubens nicht in erster Linie auf der Grundlage programmatischer und funktionaler Effizienz zu konzipieren.“

„Gerade der kirchliche Westen dürstet danach, um die Schönheit der Anbetung Gottes wiederzuentdecken“

Der zweite Ratschlag betreffe das Handeln, genauer: der tätige Einsatz für die Armen. „Gemeinsam geübte Nächstenliebe öffnet Horizonte und hilft uns, schneller voranzugehen und Vorurteile und Missverständnisse zu überwinden“, sagte der Papst. Zuletzt ermutigte er die christlichen Gläubigen in der Slowakei, den ökumenischen Weg weiterzugehen, den Franziskus einen „wertvollen und unverzichtbaren Schatz“ nannte.

Der Ökumenische Rat der Kirchen in der Slowakischen Republik hat elf Mitgliedskirchen, die fast alle nicht-katholischen Kirchen des Landes vertreten. Die Katholische Bischofskonferenz hat Beobachterstatus. An der Begegnung mit dem Papst am Sonntag nahm auch der Vorsitzende des Zentralverbandes der jüdischen Glaubensgemeinschaft in der Slowakei, Richard Duda, teil. 

Das Treffen fand in der Apostolischen Nuntiatur in Bratislava statt. Es war die einzige offizielle Begegnung, die für den Papst am Sonntag, dem Tag seiner Ankunft im Land, auf dem Programm stand. Im Anschluss wollte Franziskus in einer privaten Begegnung mit den Jesuiten der Slowakei zusammentreffen. 

(vatican news – gs)

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12. September 2021, 15:56