Angelus: Die Katechese im Wortlaut

Lesen Sie hier die Katechese des Papstes in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan. Die offizielle Übersetzung finden Sie wie immer in Kürze auf www.vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Im heutigen Tagesevangelium predigt Jesus weiter zu den Menschen, die das Wunder der Brotvermehrung gesehen haben. Und er lädt die Menschen ein, einen Qualitätssprung zu machen: Nach der Erinnerung an das Manna, mit dem Gott die Väter auf der langen Wanderschaft durch die Wüste gespeist hat, wendet er das Symbol des Brotes nun auf sich selbst an und stellt fest: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,48).

Was aber bedeutet Brot des Lebens? Zum Leben brauchen wir Brot. Wer Hunger hat, verlangt nicht nach raffinierten und teuren Speisen, sondern nach Brot. Die Arbeitslosen verlangen keine hohen Gehälter, sondern das „Brot“ der Arbeit. Jesus offenbart sich als das Brot, also als das, was für das tägliche Leben wesentlich, notwendig ist. Ohne ihn geht es nicht. Nicht ein Brot von vielen, sondern das Brot des Lebens. Mit anderen Worten: ohne ihn ist unser Leben kein Leben, sondern eher ein Dahinvegetieren, weil nur er unsere Seele nährt; nur er vergibt uns das Böse, das wir aus eigener Kraft nicht besiegen können; nur er gibt uns das Gefühl, geliebt zu sein, auch wenn uns alle enttäuschen; nur er gibt uns die Kraft, auch in den Schwierigkeiten zu lieben und zu vergeben; nur er schenkt dem Herzen den Frieden, den es sucht; nur er schenkt immerwährendes Leben, auch wenn das Leben auf Erden zu Ende geht. Er ist das Brot, das wir für das Leben brauchen.

Ich bin das Brot des Lebens, sagt er. Verweilen wir bei diesem schönen Bild Jesu. Er hätte eine Überlegung anstellen, eine Demonstration vorbringen können, aber wir wissen ja, dass Jesus in Gleichnissen spricht. Und in diesem Begriff „Ich bin das Brot des Lebens“ fasst er wirklich sein ganzes Wesen, seine ganze Sendung zusammen. Ich bin das Brot des Lebens. In vollem Umfang wird das am Ende, beim Letzten Abendmahl, deutlich werden. Jesus weiß, dass der Vater ihn nicht nur darum bittet, den Menschen zu essen zu geben, sondern auch darum, sich selbst hinzugeben, sein Leben, sein Fleisch, sein Herz zu brechen, damit wir Leben haben können. Diese Worte des Herrn erwecken in uns das Staunen über das Geschenk der Eucharistie. Niemand auf dieser Welt, egal wie sehr er einen anderen Menschen liebt, kann sich für diesen zur Speise machen. Gott hat es für uns getan und tut es immer noch. Lasst uns dieses Staunen erneuern. Lasst es uns tun, indem wir das Brot des Lebens anbeten, denn die Anbetung erfüllt das Leben mit Staunen.

Im Evangelium aber sind die Leute, statt sich in Staunen versetzen zu lassen, empört und sagen: „Wir kennen diesen Jesus, wir kennen seine Familie. Wie kann er uns sagen: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist?“ (vgl. V. 41-42). Vielleicht sind auch wir empört: vielleicht hätten wir lieber einen Gott, der im Himmel ist und sich nicht in unser Leben einmischt, damit wir unsere Angelegenheiten hier unten selbst regeln können. Doch stattdessen ist Gott Mensch geworden, um in die Konkretheit der Welt einzutreten. Um in unsere Konkretheit einzutreten, ist Gott Mensch geworden für mich, für dich, für uns, um in unser Leben einzutreten. Und ihn interessiert alles an unserem Leben. Wir können ihm von den Menschen erzählen, die wir lieben, von unserer Arbeit, wie unser Tag war, unser Schmerzen, unsere Sorgen, viele Dinge. Wir können ihm alles sagen, weil Jesus diese Vertrautheit mit uns will. Und was will er nicht? Dass wir ihn, der das Brot ist, auf eine „Beilage“ reduzieren, ihn vernachlässigen, aufs Abstellgleist schieben – oder uns nur dann an ihn erinnern, wenn wir seine Hilfe brauchen.

Ich bin das Brot des Lebens. Mindestens einmal am Tag nehmen wir gemeinsam, als Familie, eine Mahlzeit ein – vielleicht am Abend, nach einem Arbeits- oder Studientag. Es wäre schön, wenn wir vor dem Brechen des Brotes Jesus, das Brot des Lebens, einladen und ihn bitten würden, das zu segnen, was wir getan und das, was wir versäumt haben. Laden wir ihn nach Hause ein, beten wir im „häuslichen“ Stil. Jesus wird mit uns am Tisch sitzen, und wir werden von einer größeren Liebe gespeist werden.

Die Jungfrau Maria, in der das Wort Fleisch geworden ist, helfe uns, Tag für Tag in der Freundschaft Jesu zu wachsen, der das Brot des Lebens ist.

(vaticannews - skr)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

08. August 2021, 12:19

Das Angelus ist ein Gebet, dass in Erinnerung an das ewige Geheimnis der Menschwerdung drei Mal am Tag gebetet wird: 6 Uhr morgens, am Mittag und am Abend gegen 18 Uhr, jeweils wenn die Glocken zum Angelusgebet rufen.
Der Name ‚Angelus‘ stammt aus dem ersten Vers der lateinischen Version des Gebets - Angelus Domini nuntiavit Mariae. Es besteht aus der Lesung von drei schlichten Texten, bei denen es um die Menschwerdung Jesu Christi geht, gefolgt jeweils von einem Ave Maria.
Dieses Gebet wird vom Papst auf dem Petersplatz sonntags mittags und an Hochfesten gebetet. Direkt vor dem Gebet legt der Papst kurz die Lesungen des Tages aus. Nach dem Gebet folgen Grüße an die Pilger.
Von Ostern bis Pfingsten wird an Stelle des Angelusgebets das Regina Coeli gebetet, das an die Auferstehung Jesu Christi erinnert. Zum Abschluss dieses Gebets wird das „Ehre sei dem Vater“ drei Mal gesprochen.

Gebet des Angelus / Regina Coeli mit Papst

Alles lesen >