Der heilige Norbert Der heilige Norbert 

Papst an Prämonstratenser: Habt ein offenes Herz für die Aufnahme

Am Gedenktag des heiligen Norbert hat Papst Franziskus des 900. Jahrestages der Gründung der Abtei Premontré in Frankreich gedacht. In einem Brief an Abt Wouters ermahnt der die über die fünf Kontinente verteilten Gemeinschaften, sich immer vom Evangelium leiten zu lassen und auf Gott und ihre Brüder und Schwestern zu hören.

Apostel des Friedens, der Eucharistie, unermüdlicher Prediger mit einem offenen Herzen für alle, die um Hilfe oder ein einfaches Gebet baten: mit diesen Worten hebt Papst Franziskus in seinem Brief an Generalabt Wouters die vielen Eigenschaften des heiligen Norbert hervor, der vor 900 Jahren den Grundstein für die heute weltweit tätige Gemeinschaft der Prämonstratenser legte. 

Eine neue Sensibilität

Franziskus erinnert an den 1075 in Xanten geborenen heiligen Norbert als „einen der eifrigsten Architekten der gregorianischen Reform“ und zeichnet sein Leben und seine Berufung nach, die in der Zeit einer neuen Sensibilität in der Kirche geboren wurde. „Es fehlte nicht“, schreibt der Papst, „an Männern und Frauen, die, von Gott inspiriert, begannen, die Bindungen der kirchlichen Amtsträger an rein weltliche Interessen in Frage zu stellen. Norbert war einer von ihnen“. In der Tat entschied sich Norbert dazu, dem höfischen Leben zu entsagen und den Weg der Apostel einzuschlagen, indem er die Regel des heiligen Augustinus befolgte:

„Die Gemeinschaften Ihres Ordens haben dieses Erbe angenommen und seit neun Jahrhunderten ihre Sendung im Geist der Regel des heiligen Augustinus erfüllt, in Treue zur Meditation und zur Verkündigung des Evangeliums, wobei sie sich auf das eucharistische Geheimnis, die Quelle und den Höhepunkt des Lebens der Kirche, stützen“, betont Franziskus in seinem Schreiben an Abt Jozef Wouters. 

Zeugen des Evangeliums

Heute mehr denn je sei die Verkündigung der Frohen Botschaft notwendig und erfordere „von allen, besonders von den Priestern“, einen „großzügigen Einsatz“ und noch mehr eine „starke Kohärenz zwischen der verkündeten Botschaft und dem persönlichen und gemeinschaftlichen Leben“, unterstreicht der Papst in seinem Schreiben. „Norbert war ein treuer Diener des Evangeliums und ein liebevoller Sohn der Kirche, gehorsam gegenüber dem Papst“, „er heilte die Kranken am Wegesrand, vertrieb böse Geister und es gelang ihm, alte Fehden zwischen Adelsfamilien zu schlichten“, würdigt Franziskus den „Friedensapostel“.

Offene Türen

Im Jahr 1121 wählte Norbert das Tal von Prémontré, um seine Anhänger zu versammeln und gründete so die erste Gemeinschaft mit der Mission, „für und mit der ganzen Kirche zu beten“. Eine große Faszination ging von Premontré aus, wo „ein strenges Ordensleben gelebt wurde, zu dem Gastfreundschaft und Fürsorge für die Armen und Pilger gehörten“:

„Liebe Kinder des heiligen Norbert, bewahrt immer diese Offenheit des Herzens, die auch die Haustüren zu öffnen weiß, um jene aufzunehmen, die einen geistlichen Ratgeber suchen, jene, die um materielle Hilfe bitten, jene, die euer Gebet teilen wollen. Möge Ihre Liturgie immer ,kanonisch‘ sein, also Lobpreis Gottes für Gottes Volk und mit dem Volk.“

Modell des Glaubens

In der Eucharistie, so der Papst, habe Norbert immer große Kraft geschöpft und sei so auch heute noch „ein Vorbild des Glaubens für alle und besonders für die Priester.“ Franziskus erinnert auch daran, dass viele Frauen dem Ideal des Heiligen gefolgt seien, indem sie sich dem kontemplativen Leben gewidmet hätten, während verschiedene Ordenskongregationen, die seine Spiritualität teilten, sich dem Apostolat und dem Dienst an den Schwächsten gewidmet hätten. Auf diese Weise sei die Verbindung zwischen den Prämonstratenserabteien und den Pfarreien gestärkt und die Lehre des Norbertus lebendig gehalten worden, hebt Franziskus hervor:

„Euer Gründer lebte in vielen verschiedenen Umgebungen, aber in jeder Situation ließ er sich vom Evangelium leiten: als Wanderprediger, Priester, Oberer einer Gemeinschaft und Bischof hörte er weiterhin auf Gott und auf seine Brüder und Schwestern, und er wusste, wie er in den verschiedenen Lebensumständen zu unterscheiden hatte, ohne seine grundlegende Inspiration aus den Augen zu verlieren.“

Mit seinem Apostolischen Segen beschließt Franziskus sein Schreiben, nicht ohne die Prämonstratenser, die jetzt über die fünf Kontinente verstreut sind, zu ermahnen, dem nach dem Vorbild der Apostel gewählten Leben stets treu zu bleiben.

Der Prämonstratenser-Orden

Der Prämonstratenser-Orden wurde 1121 im französischen Premontre gegründet. Zuvor dem weltlichen Leben nicht abgeneigt, hatte der adlige Geistliche Norbert als Stiftsherr an Sankt Viktor zu Xanten 1115 während eines Gewitters ein Bekehrungserlebnis. Weil er sich bei seinen Mitbrüdern, den Xantener Stiftsherren, mit seinen Forderungen zur geistlichen Umkehr nicht durchsetzen konnte, begann er ein Leben als asketischer Buß- und Wanderprediger.

In Premontre legte er den Grundstein für den schon bald größten Chorherrenorden. Durch Hussiten- und Türkenkriege und die Säkularisationen des 18. und 19. Jahrhunderts wurde der Orden fast völlig vernichtet. Heute sind die Prämonstratenser weltweit mit etwa 1.300 männlichen und weiblichen Mitgliedern und rund 80 selbstständigen Klöstern vertreten, davon die Hälfte in Übersee. In Deutschland gibt es derzeit drei Prämonstratenser-Abteien sowie zwei Priorate.

(vatican news/kna - cs)

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06. Juni 2021, 16:43