Franziskus mit einer älteren Dame Franziskus mit einer älteren Dame 

Papst Franziskus: „Gott geht nicht in Rente“

„Gott ist uns immer nahe – er ist ewig und geht nie in den Ruhestand, niemals.“ Das sagt Papst Franziskus in einer Botschaft an Senioren, die an diesem Dienstag publik wurde.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Er selbst sei ja auch schon im „Ruhestandsalter“ und habe vor seiner Wahl zum Papst gedacht, „dass ich nicht mehr viel Neues anfangen könne“, so Franziskus in dem Text, der mit Blick auf den kirchlichen Welttag der Großeltern und Senioren verfasst wurde. Der 84-jährige Franziskus hat diesen Welttag eingerichtet, er wird dieses Jahr am vierten Juli-Sonntag zum ersten Mal begangen.

„Ich bin alle Tage mit euch“ (vgl. Mt 28,20b) – um dieses Wort Jesu an die Jünger kreist die Papstbotschaft.

„Der Herr kennt alle unsere Leiden in dieser Corona-Zeit“

„Dies sagt er heute auch zu einem jeden von euch. ‚Ich bin alle Tage mit dir, lieber Großvater, liebe Großmutter.‘ … Die ganze Kirche ist euch nahe. Oder sagen wir besser: sie ist uns nahe. Du bist ihr nicht gleichgültig, sie liebt dich und möchte dich nicht allein lassen!“

Das gelte gerade auch angesichts der schweren Prüfung, die die Corona-Pandemie für alte Menschen bedeute. „Der Herr kennt alle unsere Leiden in dieser Zeit. Er ist denen nahe, die die schmerzliche Erfahrung machen, bei Seite geschoben zu werden; unsere Einsamkeit – die durch die Pandemie noch verschlimmert wurde – ist ihm nicht gleichgültig.“

Mein Enkel, der Engel

Auch wenn uns in diesen Monaten der Pandemie alles düster erscheine, schicke der Herr doch weiterhin Engel, um uns beizustehen. „Manchmal werden sie das Gesicht unserer Enkelkinder haben, manchmal das Gesicht von Familienmitgliedern, von guten alten Freunden oder von Menschen, die wir gerade in dieser schwierigen Zeit kennengelernt haben. In dieser Zeit haben wir gelernt zu verstehen, wie wichtig Umarmungen und Besuche für einen jeden von uns sind. Wie traurig stimmt es mich, dass dies an manchen Orten immer noch nicht möglich ist!“

Papstbotschaft an Senioren - mit englischen Untertiteln

Trost und Kraft lassen sich aber, so Franziskus, auch aus der Heiligen Schrift schöpfen. Hier werde klar, dass auch alte Menschen eine wichtige Berufung hätten: „Die Wurzeln bewahren, den Glauben an die Jungen weitergeben und sich der Kleinen annehmen… Es spielt keine Rolle, wie alt du bist, ob du noch arbeitest oder nicht... Denn es gibt kein Pensionsalter für die Aufgabe der Verkündigung des Evangeliums oder der Weitergabe von Traditionen an die Enkel.“

Träume, Erinnerung, Gebet

Der Papst wiederholt in der Botschaft auch einige Erkenntnisse aus seiner Enzyklika „Fratelli tutti“ vom letzten Herbst. Tenor: Wir müssen alle aus der Corona-Krise lernen. „Niemand rettet sich allein. Wir stehen in gegenseitiger Schuld. Wir sind alle Brüder und Schwestern.“

Der nötige Wiederaufbau nach Corona habe drei Pfeiler: Träume, Erinnerung und Gebet. Träume: Auch alte Menschen sollten weiter von einer friedlichen und gerechten Welt träumen, damit die jungen Leute mit ihren Träumen nicht allein seien. Erinnern: Vor allem „die schmerzhafte Erinnerung an den Krieg“ sei auch heute wichtig, weil die jungen Generationen dadurch den Wert des Friedens verstünden. Und Gebet: Der Papst nennt es eine „Lunge, die die Kirche und die Welt dringend brauchen“.

 Der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Juni letzten Jahres auf dem Münchner Flughafen
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Juni letzten Jahres auf dem Münchner Flughafen

„Mein Vorgänger, Papst Benedikt, ein heiligmäßiger Greis...“

Berührend sind die Momente, in denen der Papst persönlich wird. Da zitiert er zum Beispiel die Holocaust-Überlebende Edith Bruck, die er vor kurzem in ihrer Wohnung in Rom besucht hat, mit dem Satz: „Leben bedeutet für mich Erinnerung.“

„Ich denke auch an meine Großeltern und an diejenigen von euch, die auswandern mussten und wissen, wie schwer es ist, seine Heimat zu verlassen, wie es so viele auch heute noch auf der Suche nach einer Zukunft tun. Einige von ihnen befinden sich vielleicht in unserer Nähe und kümmern sich um uns. Diese Erinnerung kann dazu beitragen, eine menschlichere, gastlichere Welt zu schaffen.“

Zum Nachhören: Botschaft von Papst Franziskus an Senioren

Beim Thema Gebet kommt es auch zu einer unerwarteten Würdigung des emeritierten Papstes, Benedikt XVI.‘. „Mein Vorgänger, Papst Benedikt, ein heiligmäßiger Greis, der weiterhin für die Kirche betet und wirkt…“ Und dann folgt ein Zitat Benedikts. Eine schöne Würdigung für den mittlerweile 94-jährigen Altpapst, der sich 2013 aus dem Petrusdienst zurückgezogen hat.

Vollkommener Ablass

Die „Apostolische Pönitentiarie“ hat übrigens an diesem Dienstag angekündigt, dass alle, die am 25. Juli an Gottesdiensten zum Welttag der Großeltern und Senioren teilnehmen oder sich geistlich damit verbinden, einen vollkommenen Ablass erhalten können. Das gilt ausdrücklich auch für die Gläubigen, „die sich an diesem Tag persönlich oder virtuell Zeit nehmen für ältere Menschen“.

(vatican news)
 

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22. Juni 2021, 11:50