Franziskus erteilt nach der Generalaudienz seinen Segen Franziskus erteilt nach der Generalaudienz seinen Segen 

Papst Franziskus: „Der erste Heilige war ein Dieb“

Heiligkeit – das ist ein Thema, das dem Papst besonders am Herzen liegt. Seine einzige „Apostolische Exhortation“, die nicht mit einer vorangegangenen Bischofssynode zu tun hatte, beschäftigte sich mit der Berufung eines jeden Menschen zur Heiligkeit.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Kernthese dieses Lehrschreibens „Gaudete et exsultate“ von 2018 wie überhaupt der Wortmeldungen von Franziskus zum Thema Heiligkeit: Die Heiligen sind keine entrückten Heroen, sondern Menschen wie du und ich. Und Heiligkeit ist kein Privileg einiger weniger, sondern in Reichweite aller.

Auch bei seiner Generalaudienz an diesem Mittwoch drehten sich die Gedanken des Papstes in diese Richtung. „In den Evangelien lesen wir, dass der erste heiliggesprochene Heilige ein Räuber war - nicht von einem Papst, sondern von Jesus selbst heiliggesprochen!“ Damit meinte Franziskus den guten Schächer am Kreuz, dem der sterbende Jesus zusagt, er werde noch am selben Abend im Paradies sein.

„Es ist nie zu spät, sich zum Herrn zu bekehren“

„Heiligkeit ist ein Weg des Lebens, der Begegnung mit Jesus - ob lang oder kurz, womöglich auch nur ein einziger Augenblick - aber immer ein Zeugnis. Heiligkeit ist das Zeugnis eines Mannes oder einer Frau, der/die Jesus begegnet und ihm gefolgt ist. Es ist nie zu spät, sich zum Herrn zu bekehren, der gut und groß an Liebe ist.“

Wer genau hinschaut, der kann nach Überzeugung von Papst Franziskus entdecken, dass wir von Heiligkeit in unserem täglichen Leben geradezu umringt sind. „Männer und Frauen, die in Heiligkeit leben... Heilige des Alltags, verborgene Heilige - oder wie ich gerne sage: Heilige von nebenan! Die im Leben mit uns leben, mit uns arbeiten und zugleich ein Leben der Heiligkeit führen.“

Die Wolke von Zeugen

Franziskus griff bei der Generalaudienz, die aus dem Apostolischen Palast virtuell nach draußen übertragen wurde, eine Formulierung des Hebräerbriefs auf, der von einer „Wolke von Zeugen“ spricht.

„Die Heiligen sind immer noch hier, nicht weit von uns entfernt; ihre Darstellungen in den Kirchen erinnern an jene ‚Wolke von Zeugen‘, die uns immer umgibt (vgl. Hebr 12,1)... Es sind Zeugen, die wir natürlich nicht anbeten - wir beten diese Heiligen wohlverstanden nicht an! -, aber die wir verehren und die uns in tausendfacher Weise an Jesus Christus, den einen Herrn und Mittler zwischen Gott und Mensch, erinnern.“

„Ein Heiliger, der uns nicht auf Jesus Christus verweist, ist gar kein Heiliger“

Allerdings: Ein Heiliger, der uns nicht auf Jesus Christus verweise, sei gar kein Heiliger, fuhr der Papst fort. „Der Heilige erinnert dich an Jesus Christus, weil er den Lebensweg als Christ gegangen ist. Die Heiligen erinnern uns daran, dass selbst in unserem Leben, auch wenn es schwach und von Sünde gezeichnet ist, die Heiligkeit erblühen kann.“

Ursprünglich war das Thema Beten der Ausgangspunkt der Katechese von Franziskus. Aber er schlug gleich den Bogen zur „Gemeinschaft der Heiligen“: „Wenn wir beten, tun wir das nie allein. Selbst wenn wir nicht daran denken, tauchen wir doch in einen majestätischen Fluss von Anrufungen ein, der vor uns war und nach uns weiterströmt.“

Gebete sind diffus...

Eigentlich verhält es sich mit dem Beten wie mit der Heiligkeit: Sie sind „diffus“, sagte Franziskus, „sie verbreiten sich unaufhörlich“.

„Gebete entstehen immer wieder neu: Jedes Mal, wenn wir uns die Hände reichen und unser Herz Gott öffnen, finden wir uns in einer Gesellschaft von unbekannten und anerkannten Heiligen wieder, die mit uns beten und für uns Fürsprache einlegen - als ältere Brüder und Schwestern, die durch dasselbe menschliche Abenteuer gegangen sind wie wir.“

Zum Nachhören: Papst Franziskus spricht bei seiner Generalaudienz am 7. April 21 über Heiligkeit und Beten

„Mit dem Gebet ändert sich etwas“

In Christus gebe es eine „geheimnisvolle Verbundenheit“ zwischen denen, die ins nächste Leben hinübergegangen sind, und uns Pilgern in diesem Erdental, so Franziskus: „Unsere verstorbenen Lieben sorgen vom Himmel aus weiter für uns. Sie beten für uns, und wir beten für sie und mit ihnen.“

Das Beten schilderte der Papst als einen ganz wichtigen Schritt hin zu der Heiligkeit, zu der wir alle berufen sind. „Auch in Momenten des Konflikts ist das Beten für die Person, mit der ich den Konflikt ausfechte, eine Art und Weise, den Konflikt zu lösen, weicher zu machen. Mit dem Gebet ändert sich etwas. Als erstes verändert sich mein Herz, meine Haltung. Der Herr ändert es, um eine Begegnung möglich zu machen, eine neue Begegnung, und um zu verhindern, dass der Konflikt zu einem endlosen Krieg wird.“

(vatican news)

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07. April 2021, 11:33

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