Suche

Papst Franziskus weihte bei der Chrisammesse die heiligen Öle Papst Franziskus weihte bei der Chrisammesse die heiligen Öle 

Papst Franziskus in der Chrisammesse: „Mit dem Kreuz verhandelt man nicht!“

Die „Stunde der freudigen Verkündigung und die Stunde der Verfolgung und des Kreuzes“ gehen „Hand in Hand“: Das betonte Papst Franziskus bei der Chrisammesse aus St. Peter an diesem Donnerstag. Gemeinsam mit dem Papst feierten Kurienkardinäle, -bischöfe und Priester der Diözese Rom die Messe, bei der traditionell die heiligen Öle geweiht werden. Wegen der andauernden Corona-Pandemie konnten jedoch nur relativ wenige Gläubige an der Feier teilnehmen.

Franziskus konzentrierte sich in seiner Predigt auf den abrupten Gefühlswandel der Zuhörer, der im Evangelium nach Lukas (4, 16-30) beschrieben wird. Zeigten sich die Anwesenden in der Synagoge erst freudig erstaunt über die Worte der Erlösung, die Jesus zu ihnen sprach, so änderte sich dies schnell mit einem einfachen Satz, der unschuldig schien, aber in der Menge „auf heimtückische Weise viral“ ging, so der Papst mit Blick auf den Ausspruch: „Ist das nicht Josefs Sohn?“ (Lk 4,22).

Hier die Zusammenfassung der Predigt des Papstes bei der Chrisammesse zum Nachhören

„Es handelt sich um einen jener zweideutigen Sätze, die man beiläufig in den Raum stellt. Der eine mag ihn aufgreifen, um Freude zum Ausdruck zu bringen: ,Wie wunderbar, dass einer aus so bescheidenen Verhältnissen mit solch einer Vollmacht redet!‘. Und ein anderer kann ihn benutzen, um mit Verachtung zu sagen: ,Wo kommt der denn her? Für wen hält er sich?‘. Achten wir darauf, dass der Satz sich wiederholt, als die Apostel am Pfingsttag vom Heiligen Geist erfüllt beginnen, das Evangelium zu predigen. Jemand sagte: ,Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden?‘ (Apg 2,7). Und während einige das Wort annahmen, hielten sie andere für betrunken.“

Hier die Messe im Video

Auch wenn es so scheinen möge, dass keine der Meinungen den Ausschlag gebe, so enthielten diese Worte „doch einen Keim der Gewalt, die sich gegen Jesus entfesselt hat“, fuhr Franziskus fort. Diesmal verzichtete Jesus, der manchmal vorziehe, zu schweigen, jedoch nicht auf einen Kommentar, unterstrich der Papst. Vielmehr habe er mit seiner Antwort „Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst!“ die „bösartige Logik“ entlarvt, die sich hinter diesen Worten verborgen habe.

„,Er soll sich selbst retten‘. Hier liegt das Gift“

„,Er soll sich selbst retten‘. Hier liegt das Gift! Es ist derselbe Satz, der dem Herrn bis zum Kreuz folgen wird: ,Andere hat er gerettet, nun soll er sich selbst retten‘ (Lk 23,35); ,und rette auch uns‘, so wird einer der Verbrecher hinzufügen (vgl. V. 39).“

Wie immer führe der Herr jedoch keinen Dialog mit dem bösen Geist, sondern er antworte nur mit der Schrift, gibt Franziskus zu bedenken. Nicht einmal die Propheten Elija und Elischa seien von ihren eigenen Landsleuten akzeptiert worden, „wohl hingegen von einer phönizischen Witwe und von einem leprakranken Syrer: zwei Fremden, zwei Menschen, die einer anderen Religion angehörten“.

„Das Wort Jesu hat die Macht, all das zu Tage zu bringen, was man im Herzen trägt: Es ist gewöhnlich ein Gemisch wie Weizen und Unkraut. Und dies ruft einen geistlichen Kampf hervor. Wenn wir die Gesten der überreichen Barmherzigkeit des Herrn sehen und seine Seligpreisungen und seine Wehrufe im Evangelium hören, so sind wir zur Unterscheidung und zur Entscheidung verpflichtet.“

Die Stunde war noch nicht gekommen

In diesem Fall sei sein Wort nicht angenommen worden, und dies hatte zur Folge, dass die Menge „zornentbrannt“ versuchte, ihm das Leben zu nehmen. Doch wie das Evangelium hervorhebt, sei die ,Stunde‘ noch nicht gekommen, so dass Jesus mitten durch die Menge schritt und wegging.

„Die Stunde war nicht gekommen, aber die Geschwindigkeit, mit der die tobende und verbissene Wut sich entlud, die den Herrn in diesem Augenblick zu töten im Stande gewesen wäre, zeigt uns, dass die Stunde immer da ist. Und dies möchte ich heute mit euch teilen, liebe Priester: dass die Stunde der freudigen Verkündigung und die Stunde der Verfolgung und des Kreuzes Hand in Hand gehen.“

Denn die „Verkündigung des Evangeliums“ sei immer an die „Annahme eines konkreten Kreuzes“ gebunden, da das Wort in den einen „Klarheit“ hervorbringe, während es in denen, die nicht bereit seien, Ablehnung erzeuge. Zahlreiche Episoden des Evangeliums zeigten diese Tatsache auf, betonte Franziskus:

Verschränkung von Verkündigung und Ablehnung

„Worüber können wir nachdenken, um für unser priesterliches Leben Nutzen zu ziehen, wenn wir diese frühzeitige Gegenwart des Kreuzes – des Unverständnisses, der Ablehnung, der Verfolgung – zu Beginn und im Mittelpunkt der Verkündigung des Evangeliums selbst betrachten?“, fragte Franziskus die Anwesenden, mit denen er anschließend zwei Gedanken teilte:

„Der erste: Es ist nicht verwunderlich festzustellen, dass das Kreuz im Leben des Herrn zu Beginn seines Wirkens und sogar vor seiner Geburt gegenwärtig ist.“  Dies werde deutlich im ersten Schrecken Marias über die Botschaft des Engels; in der Schlaflosigkeit Josefs, der sich gezwungen sah, seine Verlobte zu verlassen; genauso wie in der Verfolgung des Herodes und in den von der Heiligen Familie erduldeten Beschwernissen, die denen vieler Familie ähnlich sei, die selbst ins Exil gehen müssen, betonte Franziskus.

„Diese Wirklichkeit öffnet uns für das Geheimnis des Kreuzes, das im Voraus gelebt wird. Sie lässt uns begreifen, dass das Kreuz nicht ein nachträgliches, zufälliges Faktum ist, das einem Zusammentreffen von Umständen im Leben des Herrn geschuldet ist. Es ist wahr, dass alle Kreuziger der Geschichte das Kreuz als einen Kollateralschaden erscheinen lassen möchten, aber dem ist nicht so: das Kreuz hängt nicht von den Umständen ab.“

„Denn im Kreuz gibt es keine Zweideutigkeit“

Aus diesem Grund habe auch Jesus die Passion gänzlich über sich ergehen lassen, den Verrat und alle daraus folgenden Ungerechtigkeiten akzeptiert: „Wenn die Umstände die Heilsmacht des Kreuzes bestimmen würden, so hätte der Herr nicht alles gebilligt. Aber als seine Stunde gekommen war, hat er das Kreuz gänzlich ergriffen. Denn im Kreuz gibt es keine Zweideutigkeit! Mit dem Kreuz verhandelt man nicht“, unterstrich der Papst.

Es sei wahr, dass es etwas im Kreuz gebe, was „einen wesentlichen Bestandteil unserer menschlichen Verfasstheit, ihrer Begrenztheit und Zerbrechlichkeit“ bilde, führte Franziskus in seine zweite Überlegung ein. „Es ist aber auch wahr, dass etwas von dem, was am Kreuz geschieht, nicht an unserer Zerbrechlichkeit hängt, sondern vielmehr der Biss der Schlange ist, welche, als sie den wehrlosen Gekreuzigten sieht, zubeißt und versucht, sein ganzes Werk zu vergiften und herabzusetzen. Ein Biss, der versucht, Ärgernis zu erwecken - dies ist eine Epoche der Ärgernisse - ein Biss, der versucht, zu lähmen und jeden Dienst und jedes Liebesopfer für die anderen unfruchtbar und unbedeutend zu machen. Es ist das Gift des bösen Feindes, der weiterhin auf dem ,Rette dich selbst!‘ besteht.“

Gift und Gegengift

Und gerade in diesem „grausamen und schmerzhaften Biss“, der tödlich sein wollte, erscheine schließlich der Triumph Gottes, betont der Papst. Als der Teufel in das Fleisch des Herrn gebissen habe, habe er ihn nicht vergiftet, sondern – so habe es der heilige Maximus der Bekenner gezeigt - er habe im Gegenteil „zusammen mit dem Angelhaken des Kreuzes das Fleisch des Herrn verschluckt, welches Gift für ihn war und für uns zum Gegengift geworden ist, das die Macht des bösen Feindes ausschaltet.“

Zwar liege in der Verkündigung des Evangeliums das Kreuz, so der Papst abschließend zu seinen Überlegungen, doch sei dieses ein Kreuz, das rettet. „Aus der Weise, in der wir bei der Verkündigung das Kreuz annehmen, mit Taten, sofern nötig, und mit den Worten, zeigen sich zwei Dinge: dass die Leiden, die das Evangelium uns bringt, nicht die unseren sind, sondern ,die Leiden Christi in uns‘ (vgl. 2 Kor 1,5) und dass ,wir nicht uns selbst verkünden, sondern Jesus Christus als den Herrn‘ und wir ,Knechte um Jesu willen‘ (vgl. 2 Kor 4,5) sind.“

Die Begegnung mit einer Frau Gottes

Dann teilte der Papst noch eine persönliche Erinnerung mit den Mitfeiernden: Als er in einer „dunklen Stunde seines Lebens“ den Herrn um die Gnade gebeten habe, dass er ihn „von dieser harten und schwierigen Situation“ befreien möge, sei er zu einigen Ordensfrauen gegangen, um Exerzitien zu predigen. Bei der üblichen Beichte am letzten Tag sei eine „sehr alte Ordensschwester mit hellen, geradezu strahlenden Augen“ gekommen:

„Sie war eine Frau Gottes. Da habe ich den Wunsch verspürt, sie für mich um etwas zu bitten, und habe ihr gesagt: ,Schwester, als Buße beten Sie für mich, weil ich einer Gnade bedarf. Bitten Sie den Herrn darum. Und wenn Sie den Herrn darum bitten, wird er sie mir gewiss gewähren‘.“ Sie habe eine Weile schweigend verharrt, als ob sie beten würde, und dann gesagt, dass der Herr die Gnade zwar geben würde, dies aber auf seine göttliche Weise geschehen würde: „Dies hat mir sehr gut getan: zu spüren, dass der Herr uns immer das gibt, worum wir bitten, aber er tut es auf seine göttliche Weise. Diese Weise bringt das Kreuz mit sich. Nicht aus Masochismus, sondern aus Liebe, aus Liebe bis zum Ende.“

(vatican news - cs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

01. April 2021, 11:14