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Corona-Karfreitagsliturgie mit Papst Franziskus im Petersdom

Unter Coronaeinschränkungen hat am Nachmittag im Vatikan die Karfreitagsliturgie mit Papst Franziskus stattgefunden. Der päpstliche Hausprediger, Kardinal Raniero Cantalamessa, mahnte in seiner Predigt die Kirche zu Einheit.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt 

War der Petersdom bei der Liturgie, die an das Leiden und Sterben Christi erinnert, im Vorjahr coronabedingt noch fast menschenleer, so waren diesmal - mit Mund-Nasenschutz und Abstand - doch auch rund 200 Gläubige, Kardinäle, Bischöfe und Kurienverantwortliche dabei. Nach dem stillen Einzug streckte sich Papst Franziskus, wie von der Karfreitagsliturgie vorgesehen, als Zeichen äußerster Demut auf dem Boden vor dem Altar aus und und verharrte im stillen Gebet.

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Was ist die häufigste Ursache für Spaltungen unter Katholiken?

Die Predigt hielt wie üblich der päpstliche Hausprediger, Kardinal Raniero Cantalamessa. Der Kapuziner nahm dieses Jahr dabei besonders die Kirche ins Gebet, indem er innerkirchliche Spaltungen deutlich verurteilte und zu Einheit aufrief. Ausgehend von Papst Franziskus' Enzyklika über die Geschwisterlichkeit aller Menschen, „Fratelli tutti", kam der Kardinal auf die Kirche selbst und ihren Zustand zu sprechen. Seine bittere Analyse:

„Die katholische Brüderlichkeit ist verwundet! Die Tunika Christi ist durch die Spaltungen zwischen den Kirchen in Stücke zerrissen worden; aber - was nicht weniger schwerwiegend ist - jedes Stück der Tunika wird oft in weitere Stücke zerrissen“, so Cantalamessa. Er betonte zugleich, dass die „wahre Tunika Christi, sein mystischer, vom Heiligen Geist belebter Leib" zwar nie zerissen werden könne. Das entschuldige die von den Menschen verursachten Spaltungen jedoch keinesfalls, „sondern macht sie nur noch schuldhafter und muss uns noch stärker dazu antreiben, sie zu heilen", mahnte der Kapuziner. Der päpstliche Hausprediger benannte auch ganz konkret, was seiner Meinung nach hinter Spaltungen in der Kirche steckt: 

„Es bedeutet, dass das ,Reich dieser Welt‘ im eigenen Herzen wichtiger geworden ist als das Reich Gottes.“

„Was ist die häufigste Ursache für Spaltungen unter Katholiken? Es ist nicht das Dogma, es sind nicht die Sakramente und die Ämter: alles Dinge, die wir durch die einzigartige Gnade Gottes unversehrt und einstimmig bewahren. Nein,es ist die politische Option, wenn sie die religiöse und kirchliche ablöst und eine Ideologie vertritt. Dies ist der eigentliche Faktor der Spaltung in bestimmten Teilen der Welt, auch wenn er verschwiegen oder verächtlich geleugnet wird. Dies ist eine Sünde, im wahrsten Sinne des Wortes. Es bedeutet, dass das ,Reich dieser Welt‘ im eigenen Herzen wichtiger geworden ist als das Reich Gottes. "

Cantalamessa rief daher alle, besonders aber die Priester und Bischöfe als Hirten auf,  „diesbezüglich eine ernsthafte Gewissensprüfung vorzunehmen" und sich zu bekehren, um der Spaltung - dem Werk des Teufels - vorzubeugen. Sie müssten sich stets fragen, wohin sie ihre Herde führen: Auf die eigene Seite oder auf die Seite Jesu. Auch ihn hätten viele für sich vereinnahmen wollen - er ließ dies jedoch nicht zu.

„Wenn es eine Gabe oder ein eigenes Charisma gibt, das die katholische Kirche zum Nutzen aller Kirchen kultivieren muss, dann ist es das der Einheit.“

„Wenn es eine Gabe oder ein eigenes Charisma gibt, das die katholische Kirche zum Nutzen aller Kirchen kultivieren muss, dann ist es das der Einheit", betonte Kardinal Cantalamessa in seiner Predigt am Karfreitag. Auch auf die Rolle der Laien ging der Kardinal ein:

„Das Zweite Vatikanische Konzil vertraut vor allem den Laien die Aufgabe an, die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Erwägungen des Evangeliums in Entscheidungen zu übersetzen, die auch anders ausfallen können, sofern sie immer respektvoll gegenüber den anderen und friedvoll sind."

Die jüngste Reise von Papst Franziskus in den Irak nannte der Kapuzinerpater als ein Beispiel dafür, wie wichtig es für die Christen dort und für alle, die unterdrückt werden, oder nach Krieg und Verfolgung zurückkehren, sei, sich als „Teil eines universalen Leibes zu fühlen". 

Erinnerung an den Kreuzestod Jesu - Fürbitte zu Corona

Die Liturgie am Karfreitag findet nachmittags statt, in Erinnerung an den Kreuzestod Jesu. Es gibt lange Momente der Stille sowie eine Kreuzverehrung, eine Kommunionfeier aber keine Eucharistie. Die Passionsgeschichte Jesu wird in voller Länge verlesen und feierliche Fürbitten vorgetragen - wie auch im Vorjahr war wegen der Pandemie auch in diesem Jahr eine Fürbitte für alle Kranken und ihre Angehörigen, das Gesundheitspersonal und die Opfer der Viruserkrankung dabei. 

Nach der Karfreitagsliturgie: Kreuzweg auf dem Petersplatz

Nach der Feier vom Leiden und Sterben Christi im Petersdom stand am Karfreitagabend der Kreuzweg mit dem Papst auf dem Programm. Eigentlich findet dieser ja üblicherweise am römischen Kolosseum statt. Aufgrund der Pandemie wich der Vatikan jedoch schon 2020 auf den Petersplatz aus. Auch in diesem Jahr ist die Via Crucis mit Papst Franziskus coronabedingt wieder dort angesiedelt. 

(vatican news - sst) 

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02. April 2021, 20:09