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Buchdeckel von "Dio e il mondo che verrà" Buchdeckel von "Dio e il mondo che verrà" 

Papst in Interviewbuch: In Gesundheit statt Waffen investieren

In die Heilung der Welt zu investieren statt in Waffen – dazu ruft Papst Franziskus in einem neuen Interviewbuch auf, das auf Gesprächen mit dem italienischen Vatikan-Journalisten Domenico Agasso beruht.


Das an diesem Dienstag in Italien erschienene Interviewbuch trägt den Titel „Dio e il mondo che verrà“, übersetzt etwa „Gott und die zukünftige Welt“, und wird gemeinsam vom italienischen Verlag Mondadori (Edizioni Piemme) und dem Vatikanverlag (LEV) herausgegeben.

Angesichts der beispiellosen Krise, die die Welt derzeit durchmacht, ist Geschwisterlichkeit das Gebot der Stunde, macht der Papst in dem Gespräch mit dem Redakteur der Zeitung „La Stampa“ deutlich; zum Thema hatte er jüngst die Enzyklika „Fratelli tutti“ vorgelegt.

Krise als Chance zum Wandel

Franziskus erneuert seinen Appell, die aktuelle Krise - trotz aller Schwierigkeiten - als Chance zu nutzen, um einen grundlegenden Wandel in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu bewirken. Diese „Zeit der Prüfung“ brauche solidarische, weise und weitsichtige Entscheidungen, um die Zukunft der Menschheit zu retten, betont der Papst: „Wenn wir den Prozess als Chance nutzen, können wir uns unter dem Banner der menschlichen Geschwisterlichkeit auf das Morgen vorbereiten, zu dem es keine Alternative gibt, denn ohne eine übergreifende Vision wird es für niemanden eine Zukunft geben.“

Kooperation statt Spaltung

Statt auf Nationalismus und Abschottung zu setzen, müssten die Staaten sich gemeinsam der Krise stellen, es brauche Kooperation und Austausch statt Spaltung und Polemik. „Die Staatschefs könnten miteinander reden, sich gegenseitig beraten und sich auf Strategien einigen“, schlägt der Papst vor.

Kritik übt Franziskus am Profit- und Machtstreben und einer Mentalität der Verschwendung. Angesichts der aktuellen Weltlage sei die Finanzierung bestimmter Industrien und Unternehmen, die für Frieden, Mensch und Umwelt schädlich sind, ein „Skandal“, so der Papst. Der Weg aus der Krise führe über „ein neues Entwicklungsmodell, das das Zusammenleben der Völker im Einklang mit der Schöpfung als unhinterfragbar ansieht“. Damit verbunden sind für den Papst Nachhaltigkeit in unseren Lebensstilen und eine „gerechte Verteilung der Ressourcen“, die eben jene global Benachteiligte stärkt und schützen kann, die derzeit besonders leiden.

Menschen heilen statt Waffen herstellen

Mehr denn je gelte es in diesem Krisenmoment für den Papst in die Heilung und Gesundheit der Menschheit zu investieren, wie Franziskus deutlich macht. So müsste man etwa weiter daran arbeiten, eine „Gesundheitsversorgung für alle bereitzustellen“. Investitionen in zerstörerische Wirtschaftszweige sollten umgeleitet werden, macht er deutlich und fordert erneut eine Unterbindung des Waffenhandels, der in vielen Teilen der Welt Krieg und Not weiter antreibt: „Es ist nicht länger zu ertragen, dass wir weiterhin Waffen herstellen und mit ihnen handeln und dabei riesige Summen an Kapital ausgeben, das dazu verwendet werden sollte, Menschen zu heilen und Leben zu retten“, so Franziskus.

Der Papst spricht in diesem Zusammenhang von einem „dramatischen Teufelskreis zwischen Waffengewalt, Armut und sinnloser und gleichgültiger Ausbeutung der Umwelt“. Diese Dynamik verhindere Versöhnung, heize Menschenrechtsverletzungen weiter an und behindere eine nachhaltige Entwicklung. Als dringlich hebt Franziskus erneut den Schutz der Schöpfung hervor: Es brauche umgehend „radikale persönliche und politische Entscheidungen, bevor es zu spät ist: „Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.“

Pfeiler des Wiederaufbaus

Alle Kräfte der Gesellschaft sieht der Papst in der Pflicht, die Folgen der Krise abzumildern, gemeinsam „Grundpfeiler des Wiederaufbaus“ zu errichten und einer ethischen Erosion entgegenzuwirken. Die Politik müsse mit Ehrlichkeit, Transparenz und Weitsicht handeln, „aber jeder von uns, nicht nur die Regierenden, ist aufgerufen, Gleichgültigkeit, Korruption und die Duldung von Verbrechen auszurotten.“

Würdigende Worte findet der Papst für die soziale und wirtschaftliche Kraft der Frauen. Mit Blick auf ihre Mehrbelastung in der Krise rät Franziskus zu mehr Unterstützung von Frauen bei der Kindererziehung, Lohngleichheit und gleiche Chancen auf Arbeit.

„Selbstmitleid führt in der Tat nirgendwohin“

Papst macht Corona-Generation Mut

Der jungen Generation, deren Zukunftsperspektiven weltweit durch die Corona-Pandemie stark eingeschränkt werden, ermutigt der Papst, „nicht mit dem Träumen aufzuhören“ und sich „dem wirtschaftlichen Abschwung nicht zu beugen“. „Natürlich haben vielleicht noch nie so wie in diesem dritten Jahrtausend die neuen Generationen den höchsten Preis für die Wirtschafts-, Arbeits-, Gesundheits- und Moralkrise bezahlt“, räumt der Papst ein. „Aber Selbstmitleid führt in der Tat nirgendwohin“, so Franziskus, der sich zuversichtlich zeigt, dass die jungen Leute nicht aufhören werden, „nach Möglichkeiten zu suchen“, zu lernen und zu arbeiten.

Bei den Zitaten aus dem Interview mit Papst Franziskus handelt es sich um eine Arbeitsübersetzung von Vatican News.

Copyright © 2021 Mondadori Libri S.p.A., Milano und © 2021 Libreria Editrice Vaticana, Città del Vaticano.

(vatican news – pr)

 

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16. März 2021, 12:50