Franziskus bei der Generalaudienz im Februar 2021 Franziskus bei der Generalaudienz im Februar 2021 

Papst Franziskus: „Beten ist unsere größte Würde“

„Wir sind zerbrechliche Wesen, aber wir wissen, wie wir beten können: das ist unsere größte Würde, auch unsere Stärke. Und wenn ein Gebet dem Herzen Jesu entspricht, bewirkt es Wunder.“ Bei seiner Generalaudienz hat der Papst am Mittwoch über das Beten im Alltag gesprochen.


Anne Preckel - Vatikanstadt

Wenn wir zu Hause, im Büro oder unterwegs beten, sei das so, als wenn wir etwas Kostbares im Herzen trügen, einen geliebten Menschen etwa – „wo immer dieser auch sein mag“, begann Franziskus seine Katechese, die er in der Bibliothek des Apostolischen Palastes vortrug. Das Gebet der Liturgie gehe sozusagen im Alltag und im persönlichen Beten weiter, alles könne dabei Anlass sein für das Beten und Bitten – Freude wie Prüfungen, aber auch eben das, was mit Geist und Verstand nicht zu fassen sei wie das Mysterium Gottes, fuhr der Papst fort.

„Die Kenntnis Christi macht uns zuversichtlich, dass dort, wo unsere Augen und die Augen unseres Verstandes nicht sehen können, nicht das Nichts ist, sondern unendliche Gnade.“

„Dieses Geheimnis hat kein beunruhigendes oder beängstigendes Gesicht, nein: Die Kenntnis Christi macht uns zuversichtlich, dass dort, wo unsere Augen und die Augen unseres Verstandes nicht sehen können, nicht das Nichts ist, sondern dass jemand auf uns wartet, das ist eine unendliche Gnade. Das christliche Gebet erfüllt das menschliche Herz so mit einer unbesiegbaren Hoffnung: Welche Erfahrung auch immer unseren Weg berührt, Gottes Liebe kann sie zum Guten wenden.“

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Sinn, Hoffnung, Mut

Das Gebet könne Sinn stiften und Hoffnung geben, machte der Papst deutlich, es sei der Moment, in dem Gott uns im Jetzt, im Alltag begegnen kann. Franziskus rief dazu auf, sich dem Konkreten der Wirklichkeit zu öffnen und sich nicht in Fantasien über die Zukunft zu verlieren. Jesus nähere sich uns heute, Beten geschehe im Jetzt, betonte er. So könne jeder Tag zu einer Gnade werden, denn das Beten verwandele uns zum Guten:

„Es besänftigt den Zorn, stützt die Liebe, vervielfältigt die Freude, schenkt die Kraft zu vergeben. Manchmal wird es uns scheinen, dass nicht mehr wir selbst leben, sondern dass die Gnade durch das Gebet in uns lebt und wirkt. Und wenn uns ein wütender, unzufriedener Gedanke kommt, der uns in Bitterkeit stürzt - halten wir dann an und sagen wir dem Herrn: ,Wo bist du? Und wo gehe ich hin?' Und der Herr ist da, der Herr gibt uns das rechte Wort, den Rat, weiterzugehen ohne diesen bitteren Saft des Negativen. Denn das Gebet ist immer positiv, um es profan zu sagen. Immer, es bringt dich voran. Jeder neue Tag wird, wenn er im Gebet begrüßt wird, von Mut begleitet, so dass die zu bewältigenden Probleme nicht mehr Hindernisse für unser Glück sind, sondern Anrufe von Gott, Anlässe für unsere Begegnung mit ihm.“

Quelle der Liebe und Barmherzigkeit

„Das Gebet hilft uns, andere zu lieben, trotz ihrer Fehler und Sünden.“

Beten – das sei auch eine Quelle der „überschwänglichen Liebe“, fuhr Franziskus fort. Und er rief dazu auf, nicht allein für die eigenen Lieben zu beten, sondern auch für diejenigen, die wir nicht kennen, besonders für einsame, arme und verzweifelte Menschen. In solchen Notsituationen sei das Gebet ein Zeichen göttlicher Nähe – Jesus habe sich „mit großer Zärtlichkeit“ gerade der Müden und Verlorenen angenommen. Auch unsere Barmherzigkeit werde im Beten gestärkt, betonte der Papst weiter:

„Der Herr, vergessen wir das nicht, ist der Herr des Mitleids, der Nähe, der Zärtlichkeit: drei Worte, die wir nie vergessen dürfen. Denn das ist der Stil des Herrn: Mitleid, Nähe, Zärtlichkeit. Das Gebet hilft uns, andere zu lieben, trotz ihrer Fehler und Sünden. Der Mensch ist immer wichtiger als seine Taten, und Jesus hat die Welt nicht gerichtet, sondern gerettet. Das Leben von Menschen, die immer andere beurteilen, ist ein hässliches Leben: das ist ein hässliches Leben, unglücklich. Jesus ist gekommen, um uns zu retten: öffne dein Herz, vergebe, rechtfertige die anderen, verstehe, sei auch du den anderen nahe, habe Mitleid, sei zärtlich wie Jesus. Es ist notwendig, jeden einzelnen Menschen zu lieben und sich im Gebet daran zu erinnern, dass wir alle Sünder sind und dass zugleich ein jeder von uns von Gott geliebt wird. Wenn wir diese Welt auf diese Weise lieben, sie mit Zärtlichkeit lieben, werden wir entdecken, dass jeder Tag und jede Sache ein Fragment des Geheimnisses Gottes in sich trägt.“

Jedes Beten ist wichtig

„Wir sind zerbrechliche Wesen, aber wir wissen, wie wir beten können: das ist unsere größte Würde.“

Jedes Beten sei in dieser Logik Gottes wichtig, unterstrich der Papst dann: Beten, das sich auf Gerechtigkeit, Frieden und den großen Lauf der Welt richtet ebenso wie Beten, das auf das Kleine und Alltägliche zielt. Beten gebe dem Menschen in all seiner Zerbrechlichkeit und Verletzbarkeit eine besondere Würde, erinnerte Franziskus:

„Wir sind zerbrechliche Wesen, aber wir wissen, wie wir beten können: das ist unsere größte Würde, es ist auch unsere Stärke. Mut. In jedem Moment, in jeder Situation beten, denn der Herr ist uns nahe. Und wenn ein Gebet dem Herzen Jesu entspricht, bewirkt es Wunder.“

(vatican news – pr)

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10. Februar 2021, 12:09