Papst Franziskus Papst Franziskus

Papst: Wer dem Konzil nicht folgt, ist nicht in der Kirche

Papst Franziskus hat an diesem Samstag daran erinnert, dass die Katecheten mithelfen sollten, das Zweite Vatikanische Konzil umzusetzen. Dies müsse gleichzeitig in einer Verkündigung der Nähe, in der Sprache und im Hören auf die Frauen und Männer von heute erfolgen, so Franziskus in seiner Ansprache an die Teilnehmer einer Audienz im Vatikan. Er empfing die Delegierten des italienischen Nationalen Katechetischen Amtes.

Mario Galgano und Adriana Masotti - Vatikanstadt

Anlass der Audienz von Papst Franziskus bei den Mitgliedern des Katechetischen Amtes der Italienischen Bischofskonferenz ist der 60. Jahrestag des Beginns der Tätigkeit der bischöflichen Einrichtung, die darauf abzielt, die italienische Kirche auf dem Gebiet der Katechese gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu unterstützen. Daran erinnerte auch Papst Franziskus in seiner Ansprache. Ein Jubiläum diene nicht nur als Erinnerung, sondern sei auch eine Gelegenheit, „den Geist der Verkündigung zu erneuern“, sagte Franziskus und aus diesem Grund wolle er drei Punkte mitteilen, von denen er hoffe, „dass sie bei der Arbeit der Katecheten in kommenden Jahren helfen werden“.

Zum Nachhören - was der Papst über das Zweite Vatikanum sagte

Im Zentrum der Katechese steht die Person Jesu

Der erste Punkt sei die Katechese und Kerygma. „Die Katechese ist das Echo des Wortes Gottes“, sagte der Papst, und durch die verkündete Heilige Schrift werde jeder Mensch Teil „derselben Heilsgeschichte“. So finde jeder Mensch mit seiner Einzigartigkeit „einen eigenen Rhythmus“. Franziskus betonte, dass das Herz des Heilsgeheimnisses das Kerygma sei, und dass das Kerygma eine Person sei: Jesus Christus. Kerygma steht für die christliche Predigt. Angelehnt ist der Begriff an den Ausdruck aus dem Neuen Testament. Dort tritt die Wortfamilie vor allem in den Paulusbriefen und im Evangelium nach Markus auf. Beide Autoren verwenden dieses Wort in der Bedeutung von Verkündigung des Evangeliums. Die Katechese muss also „eine persönliche Begegnung mit Gott fördern“ und könne daher nicht ohne persönliche Beziehungen erfolgen.

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Es gäbe keine wahre Katechese ohne das Zeugnis von Männern und Frauen: „Wer von uns erinnert sich nicht an mindestens einen seiner Katecheten? Ich erinnere mich an sie. Ich erinnere mich an die Nonne, die mich auf meine Erstkommunion vorbereitete und mir so viel Gutes tat. Die ersten Protagonisten der Katechese sind sie, die Boten des Evangeliums, oft Laien, die sich mit Großzügigkeit einsetzen, um die Schönheit der Begegnung mit Jesus zu teilen. Wer ist der Katechet? Er ist derjenige, der die Erinnerung an Gott bewahrt und nährt; er bewahrt sie in sich selbst – er ist ein Gedächtnis der Heilsgeschichte – und er weiß, wie er diese Erinnerung in anderen wiedererwecken kann. Er ist ein Christ, der diese Erinnerung in den Dienst der Verkündigung stellt; nicht um gesehen zu werden, nicht um von sich selbst zu sprechen, sondern um von Gott zu sprechen, von seiner Liebe, von seiner Treue.“

Verkündigung ist Gottes Liebe in der Sprache des Herzens

Der Papst fuhr dann fort, einige Charakteristika aufzuzeigen, die die Verkündigung heute besitzen müsse, nämlich, dass sie die Liebe Gottes zu offenbaren wüsste, vor jeder moralischen oder religiösen Verpflichtung; und dass sie nicht aufgezwungen werden dürfe, sondern die Freiheit berücksichtigen müsse; sowie dass sie Freude und Vitalität bezeugen müsse. Um dies zu tun, müsse derjenige, der evangelisiere, „Nähe, Offenheit zum Dialog, Geduld, herzliches Willkommen, das nicht verurteilt“ ausdrücken. Und als er weiter vom Katechet sprach, fügte Franziskus hinzu, dass „der Glaube in der Umgangssprache weitergegeben werden muss“ und erklärte, dass er sich damit auf den „Dialekt der Nähe“ bezog, den Dialekt, der von den Menschen verstanden werde, an die die Botschaft gerichtet sei:

„Ich bin so berührt von dieser Passage aus dem Buch der Makkabäer, von den sieben Brüdern. Zwei- oder dreimal sagten sie, dass ihre Mutter sie unterstützt, indem sie mit ihnen im Dialekt spricht. Das ist wichtig: Der wahre Glaube muss im Dialekt weitergegeben werden. Die Katecheten müssen lernen, im Dialekt zu vermitteln, also in jener Sprache, die aus dem Herzen kommt, die angeboren ist, die am vertrautesten ist, die jedem am nächsten ist. Wenn es keinen Dialekt gibt, ist der Glaube nicht vollständig und gut überliefert.“

Delegierte des Katechetischen Büros der Italienischen Bischofskonferenz bei der Audienz
Delegierte des Katechetischen Büros der Italienischen Bischofskonferenz bei der Audienz

Katechese ist immer ein Hören auf das Herz des Menschen

Der zweite Punkt, den Papst Franziskus andeute, war Katechese und Zukunft. Er erinnerte an den Jahrestag des Dokuments „Die Erneuerung der Katechese“, mit dem die italienische Bischofskonferenz die Hinweise des Konzils aufgenommen hatte und zitierte einige Worte von Papst Paul VI., in denen dieser die italienische Kirche einlud, mit Dankbarkeit auf das Konzil zu schauen, das, wie er sagte, „der große Katechismus der neuen Zeit sein wird“, und beobachtete, wie die ständige Aufgabe der Katechese darin bestehe, „diese Probleme zu verstehen, die aus dem Herzen des Menschen aufsteigen, um sie zu ihrer verborgenen Quelle zurückzuführen: dem Geschenk der Liebe, das erschafft und rettet“. Franziskus bekräftigte daher, dass die vom Konzil inspirierte Katechese „immer mit einem aufmerksamen Ohr, immer aufmerksam für die Erneuerung“ sei. Und zum Thema Konzil fügte er eine ausführliche Betrachtung hinzu:

„Das Konzil ist das Lehramt der Kirche. Entweder sind Sie in der Kirche und folgen daher dem Konzil, und wenn Sie dem Konzil nicht folgen oder es auf Ihre eigene Weise tun, nach Ihrem eigenen Wunsch interpretieren, dann sind Sie nicht in der Kirche. Wir müssen in diesem Punkt anspruchsvoll und streng sein. Das Konzil kann nicht verhandelt werden... Nein, das Konzil ist so. Und dieses Problem, das wir erleben, die Selektivität des Konzils, hat sich im Laufe der Geschichte auch bei anderen Konzilen wiederholt. Mich lässt das so sehr an eine Gruppe von Bischöfen denken, die nach dem Ersten Vatikanum ausgetreten sind, oder eine Gruppe von Laien, die die Kirche verließen, um woanders die ,wahre Lehre´ fortzusetzen, die nicht die des Ersten Vatikanums war. Sie sagten, sie seien die ,wahren Katholiken´...

Heute ordinieren sie Frauen. Die strengste Haltung, den Glauben ohne das Lehramt der Kirche zu bewahren, führt ins Verderben. Bitte, keine Zugeständnisse machen an diejenigen, die versuchen, eine Katechese zu präsentieren, die nicht mit dem Lehramt der Kirche übereinstimmt.“

Die Katechese, so der Papst bei der Wiederaufnahme der Verlesung der Ansprache, müsse sich erneuern, um alle Bereiche der Seelsorge zu betreffen. Und er empfahl:

„Wir dürfen keine Angst haben, die Sprache der Frauen und Männer von heute zu sprechen. Ja, die Sprache außerhalb der Kirche zu sprechen: davor müssen wir uns fürchten. Wir dürfen keine Angst haben, die Sprache des Volkes zu sprechen. Wir dürfen keine Angst haben, ihre Fragen zu hören, was auch immer sie sein mögen, ihre ungelösten Fragen, ihre Zerbrechlichkeit und ihre Ungewissheit: davor haben wir keine Angst. Wir dürfen uns nicht scheuen, neue Instrumente zu entwickeln.“

Der Papst sprach im Vatikan
Der Papst sprach im Vatikan

Den Gemeinschaftssinn wiederentdecken

Katechese und Gemeinschaft stellen den dritten Punkt dar, ein Punkt von besonderer Relevanz in einer Zeit, die aufgrund der Pandemie eine Zunahme der Isolation und des Gefühls der Einsamkeit erlebt habe. Der Virus, sagte der Papst, „hat sich in das lebendige Gewebe unserer Gebiete gegraben, besonders in das existenzielle, und nährt Ängste, Verdächtigungen, Misstrauen und Unsicherheit. Sie untergräbt etablierte Praktiken und Gewohnheiten und provoziert so ein Umdenken in Bezug auf unser Gemeinschaftsleben“. Es habe uns auch zu verstehen gegeben, dass wir nur gemeinsam vorankommen können, indem wir füreinander sorgen. Der Gemeinschaftssinn müsse wiederentdeckt werden.

Katechese und Verkündigung könnten nicht anders, als diese gemeinschaftliche Dimension in den Mittelpunkt zu stellen. Es sei nicht die Zeit für elitäre Strategien. Und dann fragte sich der Papst, was denn die große Gemeinschaft bedeute:

„Das heilige, treue Volk Gottes. (...) Dies ist die Zeit, um Handwerker offener Gemeinschaften zu sein, die die Talente jedes Einzelnen zu schätzen wissen. Es ist die Zeit für missionarische Gemeinschaften, frei und uneigennützig, die nicht nach Bedeutung und Vorteil streben, sondern die Wege der Menschen unserer Zeit gehen und sich über die am Rande Stehenden beugen. Es ist die Zeit für Gemeinschaften, die enttäuschten jungen Menschen in die Augen schauen, die Fremde willkommen heißen und den Entmutigten Hoffnung geben. Es ist die Zeit für Gemeinschaften, die furchtlos den Dialog mit denen führen, die andere Ideen haben. Es ist eine Zeit für Gemeinschaften, die es wie der barmherzige Samariter verstehen, auf die vom Leben Verwundeten zuzugehen, um ihre Wunden mit Mitgefühl zu verbinden.“

Eine Katechese, die begleitet

Und er wiederholte, was er auf dem Kirchentag in Florenz gesagt hatte. Da bekräftigte Franziskus seinen Wunsch nach einer Kirche, die „immer näher an den Verlassenen, den Vergessenen, den Unvollkommenen“ sei, eine freudige Kirche, die „versteht, begleitet, streichelt“. Dies, so fuhr er fort, gelte auch für die Katechese. Und er schloss mit einer Einladung zur Kreativität für eine auf das Kerygma zentrierte Verkündigung, „die auf die Zukunft unserer Gemeinschaften schaut, damit sie immer mehr im Evangelium verwurzelt, geschwisterlich und inklusiv werden“.

(vatican news)

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30. Januar 2021, 13:20