Erzbischof Fisichella verliest die Predigt von Papst Franziskus zum Bibelsonntag Erzbischof Fisichella verliest die Predigt von Papst Franziskus zum Bibelsonntag

Papst zum Bibelsonntag: Wort Gottes ist „Liebesbrief“ des Vaters an uns

Seit 2019 hat das Kirchenjahr dank Papst Franziskus einen Sonntag, der dem Wort Gottes gewidmet ist. Wie schon im vergangenen Jahr, wurde zu diesem Anlass auch heuer im Petersdom in Rom eine heilige Messe gefeiert. Allerdings ohne Franziskus: Als Zelebrant vertrat Kurienerzbischof Rino Fisichella den Papst, der wie schon zum Jahreswechsel wegen einer hartnäckigen Ischiaserkrankung kurzfristig absagen musste.

Silvia Kritzenberger  - Vatikanstadt

Nach dem Gebetstag für die Schöpfung und einem Welttag der Armen hat  Franziskus den kirchlichen Kalender auch um einen Themensonntag bereichert, der der Heiligen Schrift gewidmet ist. Mit dem Motu proprio „Aperuit illis“ hat er 2019 bestimmt, dass der dritte Sonntag im Jahreskreis weltweit als „Sonntag des Wortes Gottes“ gefeiert werden soll.

Bei der Messfeier am Kathedra-Altar im Petersdom an diesem Sonntag, zu der coronabedingt nur wenige Gläubige zugelassen werden konnten, wurde Papst Franziskus von Kurienerzbischof Rino Fisichella vertreten. Er verlas die Predigt, die Franziskus eigens zu diesem Anlass verfasst hatte.

Das Wort Gottes schenkt Frieden, aber lässt nicht in Frieden

In seinem Predigttext stellt Franziskus heraus, dass das Wort Gottes Frieden schenke, aber nicht in Frieden lasse. Nicht umsonst habe Jesus nach der Verkündigung des Reiches Gottes, von der das Evangelium dieses Sonntags spricht (Mk 1,15), zur Umkehr aufgerufen, die uns „heilsame existentielle Kehrtwendungen“ machen lasse:

Hier zum Hören:

„Denn durch Jesu Nähe ist die Zeit zu Ende, zu Gott und zu den Mitmenschen auf Abstand zu gehen, die Zeit, in der jeder nur an sich selbst denkt und für sich allein weitermacht. Das ist nicht christlich, denn wer die Nähe Gottes erfahren hat, kann nicht den Nächsten auf Abstand halten, ihn in Gleichgültigkeit abschieben,“ präzisiert Franziskus. Und dann entdecke man, dass das Leben vor allem eine Gelegenheit sei, im Namen des nahen Gottes auf die anderen zuzugehen – wie es Jesus mit den Fischern aus Galiläa getan habe, weil „das Herz Gottes niemanden am Rande stehen lässt“:

„Wort Gottes: ein Liebesbrief, der für uns von dem geschrieben wurde, der uns kennt wie kein anderer.““

„Er sucht uns dort, wo wir stehen, er liebt uns so, wie wir sind, und begleitet geduldig unsere Schritte. Wie auf jene Fischer, so wartet er auch auf uns an den Ufern des Lebens. Durch sein Wort will er uns dazu bringen, den Kurs zu ändern, damit wir aufhören, nur ein bisschen vor uns hin zu leben, und stattdessen ihm nach ins Weite hinauszufahren,“ verlas Erzbischof Fisichella die Predigt des Heiligen Vaters, in der Franziskus das Wort Gottes einen „Liebesbrief“ nennt, „der für uns von dem geschrieben wurde, der uns kennt wie kein anderer.“

Das Handy beiseitelegen und das Evangelium zur Hand nehmen

Daher auch folgender konkreter Vorschlag des Papstes: „Das Wort lässt uns Gott nahe sein – halten wir es nicht fern von uns. Tragen wir es immer bei uns – in der Tasche, auf dem Telefon – und geben wir ihm einen würdigen Platz in unseren Häusern. Stellen wir die Heilige Schrift auf einen Platz, wo wir daran erinnert werden, sie täglich aufzuschlagen, vielleicht am Beginn und am Ende des Tages,“ betont Franziskus, der abschließend rät:

„Dafür bitten wir den Herrn um die Kraft, den Fernseher auszuschalten und die Bibel aufzuschlagen; das Handy beiseitezulegen und das Evangelium zur Hand zu nehmen. In diesem Jahreskreis lesen wir das Markusevangelium, es ist das einfachste und kürzeste. Warum lesen wir es nicht auch allein, jeden Tag einen kurzen Abschnitt? Dies wird uns spüren lassen, dass der Herr nahe ist, und uns auf unserem Lebensweg mit Mut erfüllen.“

(vaticannews - skr)

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24. Januar 2021, 11:34