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Papst Franziskus bei einer Generalaudienz im Dezember 2020 Papst Franziskus bei einer Generalaudienz im Dezember 2020 

Franziskus über Dankbarkeit: „Geliebt, bevor wir liebten“

Dankbar sein bedeutet, Liebe und Hoffnung in der Welt zu bezeugen. Das hat der Papst an diesem Mittwoch bei seiner Generalaudienz herausgearbeitet, die ein weiteres Mal in der Bibliothek des Apostolischen Palastes ohne die physische Präsenz von Pilgern stattfand. In einer weiteren Ausgabe seiner Katechesen-Reihe zum christlichen Gebet sprach Franziskus über das Gebet der Danksagung. In seinem Gruß an deutschprachige Gläubige ermunterte der Papst dazu, trotz des schwierigen Corona-Jahres Dankbarkeit zu pflegen.
Anne Preckel - Vatikanstadt
 
„Am Ende dieses schwierigen Jahres sind wir vielleicht versucht, erst einmal all das zu sehen, was nicht möglich war und was uns gefehlt hat. Vergessen wir darüber aber nicht die vielen, unzählbaren Gründe, die wir haben, Gott und unseren Mitmenschen zu danken“, ermutigte der Papst alle deutschsprachigen ZuhörerInnen.  

Heilung als Gnade begreifen

In seiner Katechese ging Franziskus von der Heilung der zehn Aussätzigen aus, von der das Lukasevangelium erzählt (Lk 17,11-19). Jesus habe den Kontakt zu Kranken nie gescheut, erinnerte Franziskus, sei auch manches Mal über die Grenzen der Gesetze hinausgegangen, als er Kranke berührte und umarmte, schickte der Papst vorweg.

Unter den zehn Aussätzigen, die Jesus heilte, war allein einer, der zu Jesus kam, um ihm zu danken und Gott für die empfangene Gnade zu loben. Wie Jesus feststellte, war der Mann ein Samariter, „für die Juden der damaligen Zeit eine Art ,Ketzer‘“, betonte der Papst.

„Und Jesus fragt: ,Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?‘ (17,18) Dieser Bericht teilt die Welt sozusagen in zwei Gruppen auf: in die, die nicht danken, und die, die danken; die, die alles als ihr Recht ansehen, und die, die alles als Geschenk, als Gnade, annehmen.“

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Wir wurden geliebt, bevor wir liebten

Es sei eine Geschichte über diesen, der seine Heilung als Gnade begreift, und jene, die ihre Befreiung ohne Dank hinnehmen. Dabei könne im christlichen Leben doch „jedes Ereignis und jedes Bedürfnis … Opfer des Dankes werden“, zitierte Franziskus den Katechismus (Nr. 2638). Das Gebet der Danksagung beginne dabei immer mit „dem Erkennen unserer selbst, denen Gnade zuteilwurde“, analysierte der Papst:

„Wir wurden gedacht, bevor wir lernten zu denken; wir wurden geliebt, bevor wir lernten zu lieben; wir waren erwünscht, bevor in unseren Herzen Wünsche wach wurden. Wenn wir das Leben auf diese Weise betrachten, dann wird das ,Danke‘ zum Leitmotiv unserer Tage.“

 

Eucharistie feiern meint Danken

Dieser Dank komme in besonderer Weise im wesentlichsten Sakrament der Eucharistie, von griechisch: Danksagung, zum Ausdruck, merkte der Papst an. Der Beginn der Dankbarkeit des Christen liege im „Geschenk“ des empfangenen Lebens, fuhr er dann fort.

„Wir werden alle geboren, weil sich jemand das Leben für uns gewünscht hat. Und dies steht nur am Anfang einer langen Reihe von Schulden, die wir durch unser Leben anhäufen. Schulden der Dankbarkeit.“

 

Dankbarkeit gegenüber allen Fürsorgenden

Auch Zuneigung und Fürsorge all jener Menschen könne dankbar machen, die uns im Guten wachsen ließen, führte der Papst aus – darunter Erzieher und Freunde:

„In unserer Existenz hat uns mehr als eine Person mit reinen Augen angeschaut, unentgeltlich. Oft sind es Erzieher, Katecheten, Menschen, die ihre Aufgabe über das Maß hinaus erfüllt haben, das die Pflicht verlangt. Und sie haben in uns Dankbarkeit entstehen lassen. Auch Freundschaft ist ein Geschenk, für das wir immer dankbar sein müssen.“

„Wenn man dankt, drückt man die Gewissheit aus, geliebt zu werden. Und das ist ein großer Schritt: die Gewissheit zu haben, geliebt zu werden.“

In der Begegnung mit Gott weite sich unser Herz in besonderer Weise in Freude und Dankbarkeit, so Franziskus weiter. Davon erzählten die Evangelien in vielfacher Weise, und dafür stehe auch der dankbare Samariter, der sich nicht nur über den Ausgang aus seiner „Zwangsquarantäne“ freute, sondern auch über die Begegnung mit Jesus, über das „Geliebtwerden“:

„Er ist nicht nur vom Übel befreit, sondern hat nun auch die Gewissheit, geliebt zu werden. Das ist der springende Punkt: Wenn man dankt, drückt man die Gewissheit aus, geliebt zu werden. Und das ist ein großer Schritt: die Gewissheit zu haben, geliebt zu werden. Es ist die Entdeckung der Kraft der Liebe, die die Welt regiert. Dante würde sagen: Liebe, ,die die Sonne und die anderen Sterne bewegt‘ (Paradies, XXXIII, 145).“

 

Beten und Danken, Freude kultivieren

In der Begegnung mit Gott könnten Gläubige so ein Heim und Hoffnung finden, so der Papst, der seine Zuhörer zur „Freude der Begegnung mit Jesus“ und zum dankenden Beten ermutigte.

„Die Welt braucht Hoffnung, und mit Dankbarkeit, mit dieser Haltung des Danke-Sagens, geben wir ein wenig Hoffnung weiter.“

„Kultivieren wir diese Freude! Denn der Teufel lässt uns immer traurig und allein zurück, nachdem er uns betrogen hat. Wenn wir in Christus sind, kann uns keine Sünde und keine Bedrohung jemals daran hindern, unsere Reise mit Freude fortzusetzen, zusammen mit unseren vielen Begleitern auf dem Weg. Vor allem sollten wir das Danken nicht vernachlässigen: Wenn wir Dankbarkeit empfinden, wird auch die Welt besser, wenn auch nur ein wenig, aber schon das reicht, um ihr ein wenig Hoffnung zu geben. Die Welt braucht Hoffnung, und mit Dankbarkeit, mit dieser Haltung des Danke-Sagens, geben wir ein wenig Hoffnung weiter. Alles ist vereint und verbunden, und jeder kann dort, wo er ist, seinen Teil beitragen. Der Weg zum Glück ist der, den der heilige Paulus in einem seiner Briefe beschreibt: ,Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus. Löscht den Geist nicht aus!’ (1 Thess 5,17-19) - Das ist ein gutes Lebensprogramm: den Geist in uns nicht auszulöschen, führt zu Dankbarkeit.”

 

(vatican news – pr)
 

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30. Dezember 2020, 09:36