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Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau am 29. April 2020 Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau am 29. April 2020 

In KZ Dachau umgekommener Priester als Diener Gottes anerkannt

Die katholische Kirche hat den heroischen Tugendgrad eines im KZ Dachau ums Leben gekommenen Priesters und Widerstandskämpfers anerkannt. Weitere sechs neue Diener Gottes und ein künftiger Seliger wurden in demselben Dekret bestätigt, das an diesem Dienstag veröffentlicht wurde.

Bei dem Priester handelt es sich um Antonio Seghezzi aus Bergamo, der am 25. August 1906 in Premolo (Italien) geboren wurde und am 21. Mai 1945 in Dachau verstarb. Der künftige Selige, dessen Martyrium anerkannt wurde, ist der italienische Richter Rosario Angelo Livatino, der kurz vor seinem 38. Geburtstag „aus Hass gegen den Glauben“ durch die sizilianische Mafia ermordet wurde. Bei Anerkennung des Martyriums entfällt der für eine Seligsprechung sonst nötige Nachweis eines Wunders, so dass diese umgehend vorgenommen werden kann. Die übrigen als Diener Gottes anerkannten Gläubigen stammen aus Italien, Spanien und Polen.

Ein Priester und Widerstandskämpfer 

Antonio Seghezzi wurde, nach einem zweijährigen Aufenthalt in Eritrea, durch seinen Bischof 1937 mit der geistlichen Betreuung der Bewegung „Azione Cattolica“ in Bergamo betraut. Nach dem Waffenstillstand von Cassibile 1943 löste sich Italien aus der Allianz mit dem faschistischen Deutschland und viele junge Männer - darunter auch aus der Azione Cattolica - gingen in den Widerstand gegen die Belagerer. Seghezzi begleitete seine Schützlinge in die Berge, wo sie sich vor den Soldaten des NS-Regimes verbargen und ihren Widerstand organisierten, wurde jedoch durch die Wehrmacht zur Fahndung ausgeschrieben.

Um Repressalien gegen die Bevölkerung zu vermeiden, stellte sich Seghezzi, wurde in Haft genommen und nach Deutschland deportiert, wo er Zwangsarbeit leisten musste. Im KZ Dachau kam er im April 1945 bereits schwer erkrankt an. Bei der kurz danach erfolgten Einnahme des Konzentrationslagers durch amerikanische Soldaten wurde er unverzüglich ins Feldlazarett verlegt, starb aber kurz darauf. Der diözesane Seligsprechungsprozess wurde in der Diözese Bergamo angestrengt und 1999 zum Abschluss gebracht.

Mafia-Opfer

Der einzige künftige Selige, der mit dem jüngsten Dekret bestätigt wurde, ist hingegen der junge italienische Staatsanwalt und Richter Rosario Livatino. Seine Ermordung durch die Mafia wurde durch den Papst als Martyrium „aus Hass gegen Glauben“ anerkannt. Der damals 37-jährige Livatino, der als überzeugter Katholik galt und bereits wichtige Verurteilungen gegen das organisierte Verbrechen erwirkt hatte, war am 21. September 1990 bei Agrigent von vier Mafia-Killern erschossen worden.

Rosario Livatino
Rosario Livatino

Mit der Anerkennung Livatinos als Märtyrer ist der Weg für eine Seligsprechung frei. Den Prozess für seine mögliche Seligsprechung eröffnete der Bischof von Agrigent bereits 1993. Papst Johannes Paul II. hatte bei einem Besuch auf Sizilien von dem jungen Juristen als einem „Märtyrer für die Gerechtigkeit“ gesprochen. Auch Papst Franziskus hatte den jungen Italiener im Rahmen einer Audienz gewürdigt: „Ein Beispiel nicht nur für Staatsanwälte, sondern für alle, die im Bereich der Rechtssprechung wirken: wegen seiner Kohärenz zwischen seinem Glauben und seinem Arbeitseifer, und wegen der Aktualität seiner Überlegungen.“

In Italien machten in den 1990er Jahren junge Juristen mit ihrem Kampf gegen das organisierte Verbrechen als „giudici ragazzini“ (etwa: Richterjungs) von sich reden.

(vatican news/kna - cs)

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22. Dezember 2020, 16:52