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Papst Franziskus: Für eine stärkere Inkulturation der Liturgie

Papst Franziskus spricht sich für eine stärkere Inkulturation des Römischen Ritus der Messfeier aus. In einem Text und einer Videobotschaft, die am Dienstagnachmittag bekannt wurden, lobt er den kongolesischen Ritus - und wirbt für das Ausarbeiten eines eigenen Ritus für das Amazonasgebiet.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Die Amazonas-Bischofssynode, die Ende 2019 im Vatikan über pastorale Herausforderungen in der grünen Lunge des Planeten beriet, hat unter anderem einen eigenen Messritus für Amazonien vorgeschlagen, damit die Menschen dort, vor allem die Eingeborenen, den katholischen Glauben nicht als etwas Fremdes, Importiertes wahrnehmen. Vorbild für eine solche Riten-Anpassung an eine konkrete Ortskirche ist Zaire, das heutige Kongo.

„Der kongolesische Ritus ist der erste und einzige inkulturierte Ritus der lateinischen Kirche, der nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil approbiert wurde“, so Franziskus in einer Videobotschaft zu einer Buchvorstellung. „Die Erfahrung des kongolesischen Ritus der Messfeier kann als Beispiel und Modell für andere Kulturen dienen. Einer der wesentlichen Beiträge des Konzils bestand ja gerade darin, Normen für die Anpassung des Ritus an die Formen und Traditionen verschiedener Völker vorzuschlagen.“

Bei der Amazonas-Synode 2019
Bei der Amazonas-Synode 2019

„Wir sind in dieser Richtung kaum vorangekommen“

Um klarzumachen, dass er bei diesen Worten auch an die mögliche Erstellung eines amazonischen Ritus dachte, zitierte der erste lateinamerikanische Papst dann aus seinem nachsynodalen Schreiben Querida Amazonia vom Frühjahr 2020:

„Ich ermutige dazu, in der Liturgie viele Elemente der intensiven Naturerfahrung der Indigenen aufzugreifen und eigene Ausdrucksformen in den Liedern, Tänzen, Riten, Gesten und Symbolen anzuregen. Bereits das Zweite Vatikanische Konzil hatte zu einem solchen Bemühen um die Inkulturation der Liturgie bei den indigenen Völkern aufgerufen, aber es sind mehr als fünfzig Jahre vergangen, und wir sind in dieser Richtung kaum vorangekommen.“

„Der Fall des zairischen Ritus ist ein vielversprechender Weg, auch was das mögliche Ausarbeiten eines amazonischen Ritus betrifft“

Im Vorwort zu einem Buch, das ebenfalls an diesem Dienstag veröffentlicht wurde, schlägt Franziskus dann noch expliziter den Bogen zu einem möglichen amazonischen Ritus, wie er auf der Bischofs-Sondersynode im Vatikan letztes Jahr vorgeschlagen wurde. „Der Fall des zairischen Ritus ist ein vielversprechender Weg, auch was das mögliche Ausarbeiten eines amazonischen Ritus betrifft“, schreibt der Papst.

Immerhin sei es bei dem afrikanischen Ritus gelungen, „die kulturellen Anforderungen des spezifischen afrikanischen Kontextes zu rezipieren, ohne die Natur des römischen Missale zu verändern, und in Kontinuität zur antiken und universellen Tradition der Kirche“. Wörtlich fährt Franziskus in dem Text fort: „Hoffen wir, dass diese Arbeit dabei helfen kann, in diese Richtung zu gehen“ – gemeint ist ein eigener Ritus für die Katholiken im Amazonasgebiet. In „Querida Amazonia“ (Nr. 81-84) hatte sich der Papst die Forderung nach einem solchen Ritus noch nicht so explizit zu eigen gemacht.

Bei der Amazonas-Synode 2019
Bei der Amazonas-Synode 2019
Botschaft von Papst Franziskus zum kongolesischen und einem möglichen amazonischen Ritus - zum Nachhören

„Das ist eine freudige Feier – ein wirklicher Ort der Begegnung mit Jesus“

Am Ersten Advent letzten Jahres hatte Franziskus öffentlich erstmals im kongolesischen Ritus zelebriert. Er lobt daran, dass er „mit Glauben und mit Freude gefeiert“ wird. „Der kongolesische Ritus der Eucharistie lässt verschiedene Ausdrucksformen zu Wort kommen, darunter auch Körperbewegungen; da werden alle Dimensionen der Persönlichkeit der Gläubigen mit einbezogen… Der wahre Protagonist dieses Ritus ist das Volk Gottes, das Gott, den Gott Jesu Christi, der uns alle erlöst hat, besingt und preist.“

Auch mit seiner Musik sei der kongolesische Ritus „ein wirklicher Fortschritt für die Einwurzelung der christlichen Botschaft in der kongolesischen Seele“, schreibt Franziskus in seinem Vorwort zu einem Buch über den Ritus. „Das ist eine freudige Feier – ein wirklicher Ort der Begegnung mit Jesus.“ So stellt er sich auch einen möglichen Ritus für die weit verstreuten Katholiken im lateinamerikanischen Amazonasgebiet vor.

Anrufung der Heiligen und Vorfahren - und viel Musik und Gesang

Der kongolesische Messritus heißt offiziell „römischer Ritus der Messfeier für die Diözesen von Zaire“, also für den heutigen Kongo. Papst Johannes Paul II., der auf einer seiner ersten Auslandsreisen das damalige Zaire besucht hatte, genehmigte ihn 1988 offiziell. Er stützt sich auf Vorarbeiten der Bischöfe des Landes seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Von seiner Struktur her entspricht er weitgehend dem normalen Ablauf einer katholischen Messfeier. Allerdings spielen der Lektor sowie Tanz und Gesang eine wichtigere Rolle. Kennzeichnend ist die Anrufung der Heiligen und der Vorfahren im ersten Teil der Messfeier.

(vatican news)
 

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01. Dezember 2020, 15:30