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Papst Franziskus mit Frauen Papst Franziskus mit Frauen 

Papst: Frauen sind Protagonistinnen einer Kirche, die hinausgeht

Papst Franziskus hat sich zum ersten Mal mit einer Botschaft an den Frauenrat des vatikanischen Kulturrates gewandt. Er würdigte das seit 2015 bestehende Gremium als „schöne Neuigkeit” für die Kurie. Außerdem würdigte er die heilige Hildegard von Bingen als Frau, die die frauenfeindlichen Muster ihrer Zeit brach.

„Zum ersten Mal bezieht eine vatikanische Behörde eine Gruppe von Frauen ein und macht sie zu Protagonistinnen der Projekte und kulturellen Linien, die sie entwickelt - und zwar nicht nur, um sich mit Frauenfragen zu befassen”, schreibt der Papst in seiner Botschaft, die der Vatikan an diesem Donnerstag veröffentlichte. Kardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des Kulturrates, hatte die rein weiblich besetzte Konsultationsgruppe gegründet. Sie setzt sich aus rund 30 Frauen aus weit verstreuten Berufsfeldern und verschiedenen Religionen zusammen, unter anderem sind eine muslimische Theologin und eine jüdische Gelehrte vertreten. Franziskus würdigte die „reiche Diversität“ der Gruppe, die es verstehe zusammenzuarbeiten, „indem sie im Dialog nach Punkten der Übereinstimmung und Gemeinschaft sucht“.

Frauen seien „Protagonistinnen einer Kirche, die hinausgeht”, so Franziskus mit Blick auf Katholikinnen. Er benannte als weibliche Qualitäten „das Zuhören und die Fürsorge, die sie den Bedürfnissen der anderen entgegenbringen” sowie die „ausgeprägte Fähigkeit, die Dynamik der Gerechtigkeit in einem Klima ,häuslicher Wärme' in den verschiedenen sozialen Umfeldern aufrechtzuerhalten”.

Hildegard von Bingen: ein starkes Vorbild

Als starkes weibliches Vorbild in der Kirche würdigte Franziskus Hildegard von Bingen. Papst Benedikt XVI. hatte die deutsche Heilige 2012 zur Kirchenlehrerin erhoben. „Auch sie hat, wie der heilige Franz von Assisi, einen harmonischen Hymnus komponiert, in dem sie den Herrn der Schöpfung preist“, erinnerte Franziskus. „Hildegard vereint wissenschaftliche Erkenntnis und Spiritualität; und seit tausend Jahren liest, kommentiert und gestaltet sie und unterrichtet - als echte Lehrerin - Frauen und Männer. Sie brach mit den Mustern ihrer Zeit, die Frauen daran hinderten, zu studieren und eine Bibliothek zu betreten, und als Äbtissin bat sie auch für ihre Schwestern darum. Sie lernte zu singen und Musik zu komponieren, was für sie wie eine Woge war, die sie zu Gott hinaufführen konnte. Musik war für sie nicht nur Kunst oder Wissenschaft, sie war auch Liturgie.“

Frauengremium am Kulturrat: gegründet 2015, immer noch ein Unikum

Die Frauen-Konsultationsgruppe am päpstlichen Kulturrat hat nach Angaben von Kardinal Ravasi zwei Anliegen. Zum einen sollen die Angehörigen des Gremiums die Aktivitäten des Dikasteriums beurteilen, zum anderen neue Wege weisen. „Es geht nicht darum, sich gleichsam zu schmücken mit weiblicher Präsenz in der Kirche“, sagte der Kardinal 2015 im Gespräch mit Radio Vatikan. „Wir wünschen uns von den Frauen ein Urteil, ein objektives, aber aus ihrer Sicht gefälltes Urteil auf alles, was wir am Kulturrat tun.“ Ravasi regte bei der Gelegenheit an, dass auch andere vatikanische Dikasterien ähnliche beratende Organe aus rein weiblichen Mitgliedern ins Leben rufen. Dazu ist es bisher nicht gekommen.

(vatican news – gs)



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08. Oktober 2020, 10:13