Heute im Regen: Angelus mit Franziskus auf dem Patersplatz Heute im Regen: Angelus mit Franziskus auf dem Patersplatz 

Die Katechese des Papstes beim Mittagsgebet im Wortlaut

Wir dokumentieren hier die Katechese des Papstes von diesem Sonntag in einer deutschen Arbeitsübersetzung.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

in meinem Land sagt man: Zu einem schlechten Wetter soll man immer ein schönes Gesicht machen... (scherzt der Papst und kommentiert das Regenwetter in Rom, Anm.)!

Mit seiner Predigt über das Reich Gottes wendet sich Jesus gegen eine Frömmigkeit, die das menschliche Leben nicht einbezieht, die das Gewissen und seine Verantwortung gegenüber Gut und Böse nicht in Frage stellt. Dies zeigt er auch mit dem Gleichnis von den beiden Söhnen, das heute im Matthäusevangelium vorgeschlagen wird (vgl. 21,28-32). Auf die Einladung des Vaters, in den Weinberg zu gehen und dort zu arbeiten, antwortet der erste Sohn impulsiv mit „Nein“, bereut es dann aber und geht doch; der zweite Sohn, der sofort mit „Ja“ antwortet, tut es nicht wirklich. Gehorsam besteht nicht darin, „ja“ oder „nein“ zu sagen, sondern zu handeln, den Weinberg zu pflegen, das Reich Gottes zu verwirklichen. Mit diesem einfachen Beispiel will Jesus eine Religion überwinden, die nur als äußere und gewohnheitsmäßige Praxis verstanden wird, die das Leben und die Einstellungen der Menschen aber nicht beeinflusst. Es geht nicht darum, nur ihrendwelche Rituale zu erfüllen..

Sie änderten ihr Leben

Die Vertreter dieser „Fassaden“-Religiosität, die Jesus missbilligt, sind „die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes“ (V. 28), die nach der Ermahnung des Herrn im Reich Gottes von Zöllnern und Prostituierten überholt werden (vgl. V. 31). Diese Bekräftigung darf nicht zu der Annahme verleiten, dass diejenigen, die Gottes Gebote und Moralvorstellungen nicht befolgen, es gut machen und sagen: „Diejenigen, die zur Kirche gehen, sind schlechter als wir“. Das ist nicht die Lehre Jesu. Jesus weist Zöllner und Prostituierte nicht als Lebensmodelle aus, sondern als „Privilegierte der Gnade“, die Gott jedem anbietet, der sich ihm öffnet und sich zu ihm bekehrt. Tatsächlich taten diese Menschen, die seinen Predigten zuhörten, Buße und änderten ihr Leben. Denken wir an Matthäus selbst, er war ein Verräter.

Im heutigen Evangelium ist derjenige, der den besten Eindruck macht, der erste Sohn – nicht, weil er „Nein“ zu seinem Vater gesagt hat, sondern weil er sich nach dem „Nein“ zum „Ja“ bekehrte.

Er lässt Freiheit, er wartet

Gott ist geduldig mit uns: Er wird nicht müde, er gibt nach unserem „Nein“ nicht auf; er lässt uns die Freiheit, uns von ihm zu entfernen und Fehler zu machen. Aber Er wartet sehnsüchtig auf unser „Ja“, um uns wieder in Seine väterlichen Arme aufzunehmen und uns mit Seiner grenzenlosen Barmherzigkeit zu erfüllen. Das ist die Geduld Gottes, sie ist großartig. Der Glaube an Gott fordert uns auf, jeden Tag die Entscheidung für das Gute gegenüber dem Bösen, die Entscheidung für die Wahrheit gegenüber der Lüge, die Entscheidung für die Nächstenliebe gegenüber dem Egoismus zu erneuern. Diejenigen, welche sich zu dieser Entscheidung bekehren, nachdem sie die Sünde erlebt haben, werden die ersten Plätze im Himmelreich finden, wo es für einen Sünder, der sich bekehrt, mehr Freude gibt als für neunundneunzig gerechte Sünder (vgl. Lk 15,7).

Reinigung, Entsagung

Aber Bekehrung, die das Herz verändert, ist ein Prozess, ein Prozess, der uns von moralischen Verkrustungen reinigt, und manchmal ist es ein schmerzhafter Prozess, denn es gibt keinen Weg zur Heiligkeit ohne eine gewisse Entsagung und ohne geistlichen Kampf. Für das Gute zu kämpfen, um nicht in Versuchung zu geraten, unsererseits zu tun, was wir können, um zu einem Leben in Frieden und in der Freude der Seligpreisungen zu gelangen. Das heutige Evangelium stellt die Frage, wie das christliche Leben gelebt werden soll, das nicht aus Träumen und schönen Sehnsüchten besteht, sondern aus konkreten Verpflichtungen, um uns immer mehr dem Willen und der Liebe Gottes und unseren Brüdern und Schwestern zu öffnen. Aber selbst die kleinste konkrete Verpflichtung kann nicht ohne Gnade geschehen. Bekehrung ist eine Gnade, um die wir immer bitten müssen: ,Herr, gib mir die Gnade, mich zu bessern. Gib mir die Gnade, ein guter Christ zu sein'.

Möge die Jungfrau Maria uns helfen, dem Wirken des Heiligen Geistes gefügig zu sein. Er ist derjenige, der die Härte der Herzen schmelzen lässt und sie zur Buße bewegt, um das von Jesus verheißene Leben und Heil zu erlangen.
 

(vatican news - wd/pr)

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27. September 2020, 12:10