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Papst: „Kranke Person ist mehr als ein Protokoll“

Der Papst hat vor eine Wirtschaftslogik im Gesundheitssystem gewarnt. „Die Wirtschaft darf nicht so stark in die Welt des Gesundheitswesens eindringen, dass sie wesentliche Aspekte wie das Verhältnis zu den Kranken benachteiligt“, sagte Franziskus vor Vertretern eines internationalen Kongressen von Frauenärzten und Onkologen am Freitagmittag im Vatikan.

Anne Preckel - Vatikanstadt

In seiner Rede warb Franziskus für einen ganzheitlichen und menschlichen Ansatz bei der Behandlung und Begleitung von Erkrankten. Funktionalitäts- und Wirtschaftskriterien seien zwar wichtig, dürften aber in Gesundheitseinrichtungen nicht die Oberhand gewinnen, warnte er. Der Papst äußerte sich vor den Teilnehmern der „International Gynecologic Cancer Society“, die zu ihrem Jahrestreffen nach Rom gekommen waren.

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Menschlichkeit und Ganzheitlichkeit sollten eigentlich integrativer Bestandteil der Gesundheitssysteme sein, erinnerte der Papst in seiner Rede. Tatsächlich seien sie aber leider eher Zufall, was ihm „Trauer und Sorge“ bereite, so Franziskus. Es herrsche „die ziemlich weit verbreitete Gefahr“, „die menschliche Dimension der Pflege kranker Menschen dem ,guten Willen‘ des einzelnen Arztes zu überlassen, anstatt sie - so wie sie ist - als integralen Bestandteil der von Gesundheitseinrichtungen angebotenen Pflegetätigkeit zu betrachten.“

Ganzheitlichen Ansatz

Ein „ganzheitlicher“ und menschlicher Ansatz bei der Behandlung und Begleitung von Erkrankten sei vor allem bei Patienten wesentlich, die schwer erkrankt seien und palliative Behandlungen in Anspruch nähmen, so der Papst: „Die kranke Person ist immer viel mehr als das Protokoll, in das sie klinisch eingeordnet ist - sehr viel mehr!“

Wesentlich sei es, „Solidaritätsbeziehungen“ zwischen den Erkrankten, deren Verwandten und den Mitarbeitern des Gesundheitswesens zu knüpfen, um die Patienten mit „Vertrauen, Hoffnung, und Liebe“ begleiten zu können, unterstrich Franziskus.

Krankheiten, die Fruchtbarkeit und Mutterschaft ernsthaft gefährden oder beeinträchtigen können, hätten „einen tiefgreifenden Einfluss auf das Leben einer Frau“, führte der Papst weiter aus. Hier sei es „unerlässlich, sich mit großer Sensibilität und Respekt um den - psychologischen, relationalen und spirituellen - Zustand jeder Patientin zu kümmern“, wandte er sich an die Frauenärzte.

Vertrauensvolles Verhältnis

Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Erkrankten, Ärzten und Pflegern könne zur Heilung beitragen, erinnerte der Papst. „Es ist gerade die Nähe der Liebe, die der Hoffnung die Tür öffnet. Und auch der Heilung." Auch die Möglichkeit, „vertrauensvoll zu weinen" könne zur Genesung beitragen, merkte Franziskus an.

Wenn die „Einzigartigkeit“ des oder der Kranken anerkannt werde, stärke dies das Vertrauen in die Ärzte und schaffe einen „positiven Horizont“. Immer müsse der Mensch auf beiden Seiten im Zentrum stehen – auf Seite der Patienten und auf Seite der Ärzte und des Personals im Krankendienst. Franziskus sprach sich in diesem Zusammenhang für „angemessene Arbeitsbedingungen“ für Angestellte in diesem Bereich aus, unter anderem ausreichende Ruhezeiten.

Ein solchermaßen ganzheitlicher und menschlicher Ansatz dürfe kein „Ideal“ bleiben, sondern müsse immer stärker in den Gesundheitssystemen verankert und anerkannt werden, unterstrich Papst Franziskus.

(vatican news – pr)
 

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11. September 2020, 13:08