Die beiden Zwillinge und ihre Mutter kurz nach der Operation, umringt von den behandelnden Ärzten und Pflegern Die beiden Zwillinge und ihre Mutter kurz nach der Operation, umringt von den behandelnden Ärzten und Pflegern 

Papst tauft siamesische Zwillinge - die Dankbarkeit der Mutter

Papst Franziskus hat bei einer privaten Zeremonie in der Kapelle seines Vatikandomizils das siamesische Zwillingspaar getauft, das erst vor Kurzem bei einer komplizierten Operation im Kinderkrankenhaus Bambin Gesù getrennt worden war. Mit einem Brief hat die Mutter nun dem Papst, aber auch dem Krankenhauspersonal gedankt, das ihren Kindern ein neues Leben geschenkt hat.

Wenn ihre Kinder in der Zukunft zu den glücklicheren Kindern gehören können, so schreibt die Mutter Hermine Nzotto in ihrem etwas über eine Seite langen Brief, dann sei dies der Heiligen Pforte zu verdanken, die in Bangui im Jahr 2015 geöffnet wurde und die eine Brücke darstelle, über die „Bedürftige wie ich gehen können“. 

Die beiden durch den Papst getauften Mädchen haben nämlich trotz ihres zarten Alters bereits einiges durchgemacht: Als die siamesischen Zwillinge am 29. Juni 2018 in der zentralafrikanischen Republik geboren wurden, waren sie am Hinterkopf zusammengewachsen. Bereits kurz nach ihrer Geburt war Mariella Enoc, die Leiterin des Bambino Gesù-Krankenhauses in Rom, auf den Fall der beiden Mädchen aufmerksam geworden. Die Leiterin der römischen Klinik hatte nach einer längeren Studienphase ihre Verlegung nach Rom organisiert, wo sie einige Wochen lang auf die trennende Operation vorbereitet wurden. Schließlich wurden sie dort erfolgreich operiert.

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Ein Wunsch: die Taufe durch den Papst

Anfang Juli hatte das Krankenhaus den glücklichen Ausgang der hoch komplizierten Operation bekannt gegeben. Bei der Presskonferenz, die zu dieser Gelegenheit einberufen worden war, war auch die Mutter der beiden Zwillinge anwesend. Ihren Töchtern sei dank der Operation ein „normales“ Leben geschenkt worden, so die sichtlich erleichterte junge Frau. Nun könnten sie lachen, leben und studieren. Ihr einziger Wunsch sei es nun, dass der Papst ihre Töchter taufen könne, sagte sie bei dieser Gelegenheit. Ein Wunsch, dem Franziskus vor einigen Tagen in seinem Vatikandomizil Casa Santa Marta offensichtlich gerne nachgekommen ist. Und den beiden Mädchen so noch ein weiteres kostbares Geschenk für ihr zukünftiges Leben mitgegeben hat.

Ein Bild, das den Zustand der beiden Mädchen vor der Operation illustriert
Ein Bild, das den Zustand der beiden Mädchen vor der Operation illustriert

Die Gewissheit, dass Gott wirklich den Letzten nahe ist

Ervina und Prefina heißen die beiden, und die Tatsache, dass ausgerechnet Franziskus sie getauft hat, „gibt mir die Gewissheit, dass Gott wirklich den Letzten nahe ist“, betont Hermine Nzotto in ihrem Schreiben, in dem sie auch von ihrer einfachen Herkunft als „Landmädchen aus dem Wald“ spricht, geboren in einem Dorf rund 100 Kilometer von Bangui entfernt, aber auch von der Tatsache, dass sie selbst nie studieren konnte.

„Wenn meine Töchter zu den glücklicheren Kindern der Welt gehören können, das heißt, zur Schule gehen und das lernen, was ich nicht weiß und was auch ich jetzt gerne wissen würde, um eines Tages meinen Kindern die Bibel vorlesen zu können“, so die dankbare Mutter an die Adresse des Papstes, „dann ist es nicht nur eine Heilige Pforte, die Sie in Bangui 2015 geöffnet haben und die ein Jahr später wieder geschlossen wurde, sondern Sie haben eine Brücke für die Ewigkeit geschaffen, die die Bedürftigen überqueren können, so wie ich es war, und Menschen guten Willens, wie die Ärzte, die meine unzertrennlichen Getrennten behandeln.“

Mehrfach drückt Hermine Nzotto in dem Schreiben ihre Dankbarkeit für die Arbeit der Ärzte aus, die einen aussichtslos scheinenden Fall dank der minutiösen Vorbereitung, ihres Mutes und ihrer Kunstfertigkeit zu einem glücklichen Ende führen konnten. Insbesondere die Präsidentin des Krankenhauses Bambin Gesù, Mariella Enoc, und der Leiter der Neurochirurgie-Abteilung Carlo Efisio Marras, dessen Team „auf wunderbare Weise“ ihre Kinder „getrennt hat und sie wiederauferstehen ließ“, finden dankbare Erwähnung.

„Ich werde zu Maria für Sie beten“

„Das Gebet“, so schließt Hermine Nzotto ihren Brief, „ist das, was die Völker der Erde verbinden kann; ich werde zu Maria für Sie beten, aber ich muss sie nicht um das Gleiche bitten, denn jemand wie Seine Heiligkeit, der die Gefahren der Mückenstiche und der Rebellion des Jahres 2015 in Zentralafrika auf sich genommen hat, weiß Maria um das zu bitten, was die Welt braucht.“

In Bangui war im Nachgang des Besuchs von Papst Franziskus im November 2015 dank finanzieller Zuwendungen aus Italien und dem Vatikan ein Kinderkrankenhaus entstanden, das nach Papst Franziskus benannt ist. Das Bambino Gesù unterstützt das Krankenhaus mit Fachwissen und materiell.

(vatican news - cs)

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10. August 2020, 20:27