Papst bei Generalaudienz: Als bessere Menschen aus der Krise hervorgehen

Im Mittelpunkt der Überlegungen des Papstes an diesem Mittwoch standen die sozialen Folgen der Corona-Pandemie. Es ginge nun darum, „auch jene Epidemien zu heilen, deren Wurzel die großen, sichtbaren sozialen Ungerechtigkeiten sind,“ betonte Franziskus in seiner dritten Katechese zu der Reihe, in der er geistliche Auswege aus der Krise aufzeigen will.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„Die Pandemie hat die schwierige Lage der Armen ans Licht gebracht und die auf der Welt herrschende Ungleichheit und Diskriminierung noch vermehrt“, beschrieb Franziskus die Auswirkungen der Corona-Krise, „die die ganze Welt in die Knie zwingt“.

Es ginge nun also darum, nicht nur einen Krankheitserreger zu bekämpfen, sondern auch das „‘große Virusʼ der sozialen Ungerechtigkeit, der Chancen-Ungleichheit, der Marginalisierung und des mangelnden Schutzes der Schwächsten.“ Und dabei dürfe eines nicht fehlen: die vorrangige Option für die Armen, betonte der Papst.

Die vorrangige Option für die Armen

Nach dem Vorbild Jesu sei die Zuwendung zu den Armen, Kranken und Ausgegrenzten ein „entscheidendes Kriterium christlicher Authentizität“, ja die Sendung der ganzen Kirche. „Es geht darum, unseren Weg gemeinsam mit den Bedürftigen zu gehen; uns von diesen Menschen, die mit dem leidenden Christus nur allzu vertraut sind, evangelisieren zu lassen; uns von ihrer Erfahrung des Heils, ihrer Weisheit und Kreativität ‘ansteckenʼ zu lassen,“ beschrieb Franziskus die vorrangige Option für die Armen, die mehr sei als nur „die notwendige konkrete Unterstützung“. Sie bedeute nämlich, unser Leben auf Christus auszurichten, der für uns „arm geworden“ ist, um uns „durch seine Armut reich zu machen.“

Zum Nachhören

Aus einer Krise geht man verändert hervor...

„Die Pandemie ist eine Krise, und aus einer Krise geht man verändert hervor: sie macht uns entweder besser oder schlechter. Wir müssen als bessere Menschen aus der Krise hervorgehen, damit wir der sozialen Ungerechtigkeit und der Zerstörung der Umwelt Einhalt gebieten können,“ so der dringliche Appell des Papstes. Nur wenn wir wirklich zusammenarbeiten würden, um kranke soziale Strukturen zu heilen und zu verändern, könne die Rückkehr zur Normalität eine Chance sein, „etwas Neues zu schaffen und eine Wirtschaft aufzubauen, die eine echte ganzheitliche Entwicklung der Armen fördert und mehr ist als ein bloßes Sozialhilfesystem,“ gab Franziskus zu bedenken. Das sei jedoch keine Kritik am Sozialhilfesystem, stellte der Papst klar und lobte die vielen Freiwillligen-Initiativen der katholischen Kirche Italiens: „Sozialhilfe ist wichtig, aber wir müssen darüber hinausgehen, nämlich die Probleme lösen, die Sozialhilfe erst notwendig machen." 

Behandlung des Virus: Gleiche Chancen für alle

Die Möglichkeit, dass soziale Übel wie Ungleichheit und Ungerechtigkeit auch die Behandlung des Virus beeinflussen könnten, wies der Papst entschieden zurück. „Wie traurig wäre es, wenn der Impfstoff gegen Covid-19 vorrangig den Reichsten zugute käme - oder  nur einer bestimmten Nation und nicht allen! Und was für ein Skandal wäre es, wenn man die großzügig flüssig gemachten Wirtschaftshilfen – die meisten davon aus öffentlichen Geldern – für die Rettung von Industrien verwenden würde, die nicht dazu beitragen, die Ausgegrenzten einzugliedern, die Letzten und das Gemeinwohl zu fördern oder die Schöpfung zu bewahren,“ warnte Franziskus und betonte, dass gerade diese vier Kriterien bei der Auswahl der zu rettenden Industriezweige ausschlaggebend sein müssten.

„Dem Beispiel Jesu folgend – Arzt der ganzheitlichen göttlichen Liebe, also der physischen, sozialen und spirituellen Heilung –, müssen wir jetzt handeln, um nicht nur die Epidemien zu heilen, die durch kleine, unsichtbare Viren verursacht werden, sondern auch jene, deren Wurzel die großen, sichtbaren sozialen Ungerechtigkeiten sind,“ schloss der Papst seine Reflexion zur Katechesen-Reihe, in der er dazu anregen will, Auswege aus der Corona-Krise zu suchen. „Ich schlage vor, dass wir dies tun, indem wir von der Liebe Gottes ausgehen: indem wir also die Randgebiete in den Mittelpunkt, und die Letzten an die erste Stelle stellen. Ausgehend von dieser Liebe, die in der Hoffnung verankert und im Glauben begründet ist, wird eine heilere Welt möglich sein“, so sein Rat.

(vaticannews - skr)

 

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19. August 2020, 10:40