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Wortlaut: Angelus zum Hochfest Fronleichnam

Wir dokumentieren hier im Wortlaut in einer Arbeitsübersetzung die Ansprache von Papst Franziskus beim Angelus an diesem Sonntag, an dem die Ortskirchen unter anderem in Italien das Hochfest Fronleichnam feiern.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Heute feiern wir in Italien und in anderen Nationen das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, Fronleichnam. In der zweiten Lesung der Tagesliturgie beschreibt Paulus die Eucharistiefeier (vgl. 1Kor 10,16-17). Er betont zwei Wirkungen des gemeinsamen Kelches und des gebrochenen Brotes: die mystische Wirkung und den Gemeinschaftseffekt. 

Zunächst fragt der Apostel: „Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi?“ (v. 16). Diese Worte bringen die mystische oder spirituelle Wirkung der Eucharistie zum Ausdruck: Es geht um die Vereinigung mit Christus, der sich selbst in Brot und Wein für das Heil aller schenkt. Jesus ist im Sakrament der Eucharistie gegenwärtig, um unsere Speise zu sein, um in uns aufgenommen, jene erneuernde Kraft zu werden, die nach jedem Innehalten, nach jedem Sturz, in uns die Energie und den Wunsch weckt, wieder aufzustehen. Dies erfordert jedoch unsere Zustimmung; die Bereitschaft, nicht nur uns selbst verwandeln zu lassen, sondern auch unsere Art zu denken und zu handeln; andernfalls werden die Eucharistiefeiern, an denen wir teilnehmen, auf leere und formelle Riten reduziert. 

Die zweite Wirkung ist der Gemeinschaftseffekt, den Paulus wie folgt beschreibt: „Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib“ (V. 17). Es geht um die Gemeinschaft derer, die an der Eucharistie teilnehmen, ja, die alle ein Leib werden, so wie auch das Brot, das gebrochen und verteilt wird, eins ist. Die Gemeinschaft des Leibes Christi ist ein wirksames Zeichen der Einheit, der Gemeinschaft, des Teilens. Man kann nicht an der Eucharistie teilhaben, ohne sich zu einer aufrichtigen gegenseitigen Geschwisterlichkeit zu verpflichten. Aber der Herr weiß sehr wohl, dass unsere menschliche Kraft allein dafür nicht ausreicht. Er weiß, dass es unter seinen Jüngern immer die Versuchung der Rivalität, des Neids, der Vorurteile und der Spaltung geben wird... Und das ist auch der Grund, warum er uns das Sakrament seiner realen, konkreten und dauerhaften Gegenwart hinterlassen hat; damit wir, indem wir mit ihm vereint bleiben, immer wieder das Geschenk der geschwisterlichen Liebe empfangen können. „Bleibt in meiner Liebe!“ (Joh 15,9), hat er zu seinen Freunden gesagt; und das ist möglich dank der Eucharistie. 

Diese doppelte Frucht der Eucharistie: die Vereinigung mit Christus und die Gemeinschaft unter denen, die sich von ihm nähren, schafft und erneuert die christliche Gemeinschaft immer wieder neu. Tatsächlich bekräftigt das Zweite Vatikanische Konzil gleich am Anfang seiner Konstitution über die Kirche, dass diese „ja in Christus gleichsam das Sakrament ist, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit“ (Lumen Gentium, 1). Und deshalb stimmt es auch, dass die Kirche die Eucharistie macht und – was noch grundlegender ist – die Eucharistie die Kirche macht und es ihr erlaubt, ihre Sendung zu sein, noch bevor sie sie erfüllt.

Die heilige Jungfrau helfe uns, das große Geschenk, das Jesus uns gemacht hat, indem er uns das Sakrament seines Leibes und Blutes hinterlassen hat, stets mit Staunen und Dankbarkeit anzunehmen.

Diese Arbeitsübersetzung ins Deutsche ist vorläufig. Die endgültige Fassung findet sich in einigen Tagen auf der Webseite www.vatican.va.

(vatican news - skr)

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14. Juni 2020, 11:38