Papst Franziskus mit Pater Antonio Spadaro Papst Franziskus mit Pater Antonio Spadaro  

Papst: Der Weg zu Gott führt über die Selbsterkenntnis und den Dienst am Nächsten

„Cambiamo! (Ändern wir uns!): So lautet der Titel eines Buches, das an diesem Mittwoch im Verlag „Solferino“ erschienen ist. Es ist ein Text, den Franziskus 1987 verfasste, als er noch Provinzial der argentinischen Jesuiten war. Für das Vorwort zeichnet der Chefredakteur der Jesuitenzeitschrift „Civiltà Cattolica“, Pater Antonio Spadaro, verantwortlich.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

In besagtem Werk beschreibt Bergoglio die Erfahrung des christlichen Glaubens. Eine Erfahrung, die dazu führt, vor allem dann auf Gott zu hören, „wenn die Wünsche unseres Herzens jeglicher menschlichen Sicherheit beraubt sind“. Schon der Titel des Buches "Cambiamo!" – ein Aufruf zur Veränderung – ist bezeichnend. Schließlich sei das Denken des heutigen Papstes schon immer, damals wie heute – in der Zeit der Pandemie –, vom „Willen zur Veränderung“ geprägt gewesen, stellt Spadaro fest: „Es ist ein Werk, das uns hilft, die religiöse Erfahrung und die Handlungskriterien des ersten Jesuiten-Papstes in der Geschichte der Kirche zu verstehen.“

„Um einen Menschen zu verstehen,“ führt Pater Spadaro in seinem Vorwort weiter aus, „muss man zu den Wurzeln seiner Ausbildung gehen, aber auch die Wendepunkte und kritischen Momente seines Lebens untersuchen.“

Nur in der Selbsthingabe wird das Leben fruchtbar...

So schrieb Jorge Bergoglio am Weihnachtstag 1987: „Was auch immer das Leben ist, es entscheidet sich an der Fähigkeit, sich selbst zu geben. Dort erst wird das Leben fruchtbar.“ Nicht für sich selbst zu leben und nicht für sich selbst zu sterben, sei daher die Bedingung für jede Möglichkeit der Transzendenz. Nur auf diese Weise könne das Leben wahres Leben und der Tod wahrer Tod sein. Andernfalls sei das Leben nur eine „Karikatur, eine langweilige Kette von Egoismen, die uns in geistiger Apathie erstickt“: Gedanken, die, wie Spadaro ausführt, die Überwindung „jedes leeren Vitalismus“ zeigen und sich auf die „innere Kraft“ konzentrieren, „die sich dem Sinn des Lebens öffnet.“

Bergoglio – so Pater Spadaro – spreche immer wieder von der einfachen Erkenntnis, dass wir Geschöpfe sind, was das „Prinzip und Fundament“ des spirituellen Lebens sei. So beginne der Weg der Suche nach unserer Wahrheit im Angesicht Gottes, aber auch der Weg, auf dem wir Gottes Wahrheit über uns selbst suchen würden. Die wahre innere Reise bedeute, „die Verantwortung für unsere Armut und unsere Geschichte zu übernehmen.“

Der Mensch, der auf Gott zugeht – so Bergoglio – müsse lernen, sich selbst in seinen innersten Bestrebungen kennen zu lernen. Es gehe darum, Gott mit unserer konkreten Wirklichkeit zu suchen, nicht mit einer Maske. 

Die gesamte Meditation Bergoglios – heißt es im Vorwort von Pater Spadaro abschließend – wurzle in der Betrachtung des Herzens eines Gottes, der sich aus Liebe „entäußert, entleert“ habe: „Eine Entleerung, die – wie Papst Franziskus am 3. Januar 2014 vor den in der römischen Kirche „Il Gesù“ versammelten Jesuiten betonte –, jene „Ruhelosigkeit unserer Leere“ auslöst, die uns offen sein lässt für den Deus semper maior, den Gott, der uns überrascht, indem er unsere Ideale und Wünsche immer wieder übertrifft.“

(vatican news - skr)
 

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19. Juni 2020, 14:03