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Papst bei der Generalaudienz Papst bei der Generalaudienz 

Generalaudienz mit dem Papst: Von Abraham beten lernen

Kein ferner, nur gedachter Gott, sondern ein Gott, der Eingang in unser Leben findet, von uns „gelebt“ wird. Dafür steht laut Franziskus Abraham, der „Vater aller Glaubenden“. Er habe Gottes Wort im eigenen Leben Gestalt annehmen lassen und in die Tat umgesetzt, erinnerte der Papst an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz, die erneut in der Bibliothek des Apostolischen Palastes stattfand. Mit Gott zu sprechen wie ein Sohn mit seinem Vater - dies könnten wir von Abraham lernen.

Anne Preckel – Vatikanstadt

Papst Franziskus ging in seiner Katechese vom radikalen Aufbruch des Abraham aus, der dem Ruf Gottes folgte und damit alles Vertraute hinter sich ließ. Gottes Stimme habe ihn dazu gedrängt, „die Wurzeln seiner Heimat, die Wurzeln seiner Familie abzuschneiden, um einer neuen – anderen – Zukunft entgegenzugehen. Und das alles allein auf der Grundlage einer Verheißung, der man einfach nur vertrauen muss“, schilderte der Papst.

Zum Nachhören

Eine neue Beziehung zu Gott

Über die Vergangenheit des ersten Patriarchen erzähle die Bibel nichts. Möglicherweise war er ein weiser Astronom, „der es gewohnt war, den Himmel und die Sterne zu erforschen“, mutmaßte Franziskus. Der Stammvater der Weltreligionen sei jedenfalls zu großem Wandel bereit gewesen und aufgebrochen. Dieser Schritt zeuge von eine neuen Gottesbeziehung, betonte der Papst:

„Mit diesem Aufbruch wird eine neue Art und Weise geboren, die Beziehung zu Gott zu begreifen; aus diesem Grund gilt der Patriarch Abraham in den großen spirituellen Traditionen des Judentums, Christentums und des Islam ja auch als der Vater aller Glaubenden: einer, der fähig ist, sich Gott zu unterwerfen, auch wenn ihm sein Wille schwierig, wenn nicht sogar unverständlich erscheint.“

Leben als Berufung

Abrahams Leben sei zum Ort geworden, an dem Gottes Wort Gestalt annahm, wo Glaube zu Geschichte wurde, führte Franziskus weiter aus. Auf dem Glaubensweg des Menschen sei das „etwas vollkommen Neues“, betonte er, das Leben des Gläubigen werde hier als „Berufung“ begriffen, „als ein Ort, an dem sich eine Verheißung erfüllt“. Er gehe somit „seinen Weg in der Welt nicht länger von der Last eines Rätsels erdrückt, sondern gestützt von der Kraft dieser Verheißung, die sich eines Tages erfüllen wird.“

Dementsprechend habe Abraham Gott „nicht mehr allein in kosmischen Phänomenen gesehen, als einen fernen Gott, der Schrecken einflößen kann“. Der Gott Abrahams sei hingegen „sein Gott“, der seine Schritte lenke und ihn begleite. Im Gebet habe Abraham diese ständige Verbindung, diese Treue, gelebt. Und der Papst fragte seine Zuhörer: „Ist das unsere Erfahrung von Gott, ist das mein Gott, der mich begleitet, der mich nicht im Stich lässt? Darüber sollten wir nachdenken!“

Ein naher Gott

Die Gotteserfahrung des Abraham habe auch „in einem der originellsten Texte in der Geschichte der Spiritualität“ Niederschlag gefunden, sagte der Papst und machte einen Exkurs ins 17. Jahrhundert. Er zitierte aus dem Mémorial, dem Erinnerungsblatt des Blaise Pascal, das wie folgt beginnt:

„,Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und Gelehrten. Gewissheit, Gewissheit, Empfinden: Freude, Friede. Der Gott Jesu Christi.‘ Dieser auf einen schmalen Pergamentstreifen geschriebene Text, der nach dem Tod des Philosophen im Futter seines Rocks eingenäht gefunden wurde, ist keine intellektuelle Reflexion, die ein kluger Mann über Gott angestellt hat, sondern das lebendige Gefühl der Erfahrung seiner Gegenwart. Pascal notiert sogar den genauen Moment, in dem er diese Erfahrung gemacht hat: es war der Abend des 23. November 1654.“

Diskutieren, ohne die Treue aufzukündigen

Abraham sei Gott vor allem mit Taten nachgefolgt, führte Franziskus weiter aus. Er habe keinen Tempel gebaut, aber seine Weg mit Steinen markiert, die an das Vorbeikommen Gottes erinnern sollten. Und er habe zusammen mit seiner Ehefrau Gott mehrmals einen herzlichen Empfang bereitet, der ihn in der Gestalt von drei Fremden besuchte (vgl. Gen 18,1-15). Auch habe er mit Gott diskutiert, ohne ihm seine Treue aufzukündigen. Dramatisches Zeugnis dafür war Abrahams Handeln, als Gott ihn anwies, seinen Sohn Isaak zu opfern.

„Lernen wir von Abraham, mit Glauben zu beten“

„Hier lebt Abraham seinen Glauben wie ein Drama, wie einen Weg, auf dem er sich durch die dunkle Nacht tasten muss, unter einem Himmel, auf dem sich dieses Mal kein Stern zeigt. Gott selber wird Abrahams Hand Einhalt gebieten, die bereit ist, das Opfer zu vollbringen – weil er seine Gottesfurcht gesehen hat (vgl. Gen 22,1-19). - Haben wir keine Angst davor, mit Gott zu diskutieren. Den Mut haben, wütend zu sein auf Gott. Das mag wie eine Häresie klingen, doch allein ein Sohn ist dazu in der Lage - auf den Vater wütend zu sein, um ihm dann wieder zu begegnen. Lernen wir von Abraham, mit Glauben zu beten, einen Dialog zu führen, zu diskutieren, doch immer bereit dazu zu sein, das Wort Gottes zu empfangen und es in die Praxis umzusetzen. Mit Gott lernen wir, wie ein Sohn zu seinem Vater zu sprechen: zuhören, antworten, diskutieren, doch transparent wie ein Sohn mit dem Vater. So lehrt uns Abraham zu beten.

(vatican news)

 

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03. Juni 2020, 09:45