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Ermuntert zu konstruktiver Kommunikation und macht selbst vor, wie das geht: Papst Franziskus Ermuntert zu konstruktiver Kommunikation und macht selbst vor, wie das geht: Papst Franziskus 

Papst ermutigt zu „konstruktiven Geschichten“

Anlässlich des Welttages der sozialen Kommunikationsmittel an diesem Sonntag hat Papst Franziskus dazu ermutigt, „konstruktive Geschichten“ zu erzählen und auszutauschen. Gleichzeitig gelte es - auch in der katholischen Welt -, der Versuchung destruktiver Geschichten zu widerstehen, schreibt Franziskus in seiner Botschaft.

Nach dem Regina Coeli-Gebet ging Papst Franziskus auf das Motto des diesjährigen Welttags der sozialen Kommunikationsmittel ein – das Erzählen. Und er nutzte die Gelegenheit, zu einer Art und Weise des Erzählens aufzurufen, die aufbaut und nicht zerstört:

„Möge der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel uns ermutigen, konstruktive Geschichten zu erzählen und auszutauschen! Geschichten, die uns helfen zu verstehen, dass wir alle Teil einer Geschichte sind, die größer ist als wir selbst, damit wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können und uns wirklich als Geschwister einander annehmen.“

Erzählen hilft zu verstehen 

Die Papstbotschaft zum 54. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel hatte der Vatikan am 24. Januar 2020 veröffentlicht. Sie steht unter dem Motto: „,Damit du deinem Sohn und deinem Enkel erzählen kannst‘ (Ex 10,2). Das Leben wird Geschichte“. Franziskus hebt darin den Wert der Erzählung hervor und warnt vor der Versuchung destruktiver Geschichten – auch in der katholischen Welt.

Erzählungen „können uns dabei helfen, zu verstehen und zu sagen, wer wir sind“, denn „der Mensch ist ein Erzähler“, das einzige Lebewesen, das sich „in Geschichten kleiden muss, um sein Leben zu bewahren“, schreibt der Papst, der sich in seiner Botschaft nicht nur an Journalisten, sondern an alle Interessierten richtet.

Die Wahrheit guter Geschichten 

Worte würden in der heutigen Zeit immer stärker instrumentalisiert und führten zu Spaltungen, eine „Krankheit“, die auch die katholische Kirche nicht verschont. Angesichts solcher Entwicklungen unterstreicht der Papst, dass Kommunikation nur dann authentisch sei, wenn sie konstruktiv ist: „Indem man ungeprüfte Informationen zusammenträgt, banales und manipulatives Gerede wiederholt, Hasstiraden auf die anderen entlädt, webt man nicht die Geschichte der Menschen, sondern beraubt sie ihrer Würde“, so Franziskus.

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von „falschen und bösartigen“ Geschichten, die die Wahrheit verzerren – der Papst nennt dabei ausdrücklich das Phänomen des Deepfake – brauche es „Weisheit, um schöne, wahre und gute Geschichten aufzunehmen und hervorzubringen“. Franziskus ermutigt dazu, von „uns und dem Schönen, das in uns wohnt“ zu erzählen, um unsere „Wurzeln und die Kraft zu finden, gemeinsam voranzugehen“. Wir brauchen, so die Überzeugung des Papstes, „die Wahrheit guter Geschichten wie den Atem“.

Storytelling

In seiner Botschaft geht der Papst auch auf die Erzähltechnik des „Storytelling“ ein, die mittlerweile auch in verschiedenen Bereichen wie Werbung und Politik Einzug gehalten hat. Doch Franziskus denkt nicht an die Art von Geschichten, die weltlicher Logik folgen, uns „betäuben“ und vorgaukeln, dass nur ein Mehr an Besitz uns wirklich glücklich macht: „Wir merken schon gar nicht mehr, wie sehr wir nach Klatsch und Tratsch gieren, wie viel Gewalt und Falschheit wir ,konsumieren'“, so die Mahnung des Papstes, der den Überlegungen zu „destruktiven Texten“ in seiner diesjährigen Botschaft (wie auch in seiner Botschaft zum Thema Fake News 2018) breiten Raum gibt.

Dazu benützt er das Bild der biblischen Schlange, die die Menschheit versucht und „einen nur schwer zu lösenden Knoten in das Gewebe der Geschichte“ bringt. In letzter Konsequenz führe das dazu, dass „auf den ,Webstühlen‘ der Kommunikation keine konstruktiven Geschichten produziert [werden], die die sozialen Bande und das kulturelle Gewebe zusammenhalten, sondern destruktive und provokative Geschichten, die die zerbrechlichen Fäden des Zusammenlebens abnutzen und zerreißen. Indem man ungeprüfte Informationen zusammenträgt, banales und manipulatives Gerede wiederholt, Hasstiraden auf die anderen entlädt, webt man nicht die Geschichte der Menschen, sondern beraubt sie ihrer Würde“, so die unmissverständliche Ansage des Papstes, der dazu einlädt, derartigen Phänomenen mit „Mut“ zu begegnen.

„Nicht den Faden verlieren“

In einer Welt, die bereits durch Zerrissenheit geprägt ist, gelte es, „den Faden nicht zu verlieren“ und „die Wahrheit unseres Seins wieder ans Licht bringen – auch in der oft übersehenen Heroik des Alltags“.

Doch es besteht Hoffnung: Während zusammengestrickte Geschichten, die der Instrumentalisierung oder Machtausübung dienen, kurzlebig sind, so die Analyse des Papstes, ist „eine gute Geschichte in der Lage, die Grenzen von Raum und Zeit zu überwinden.“

Das Beispiel der Bibel

Ein Beispiel dieser Langlebigkeit ist für ihn die Bibel, die „Geschichte der Geschichten“, die von vielen Völkern und Menschen spricht, vor allem aber die Liebesgeschichte zwischen Gott und der Menschheit abbildet. Bereits das Thema, das Papst für Franziskus für den diesjährigen Welttag wählte, weist auf diesen Zusammenhang hin: „Damit du deinem Sohn und deinem Enkel erzählen kannst (Ex 10,2). Das Leben wird Geschichte.“ Gott, so der Papst, zeigt sich gleichzeitig als Schöpfer wie als Erzähler, der durch seine Worte „die Dinge ins Leben [ruft] und als Höhepunkt der Schöpfung … den Mann und die Frau als seine freien Gesprächspartner [erschafft], die gemeinsam mit ihm Geschichte hervorbringen.“ Auf der anderen Seite lehrt die Erfahrung des Buches Exodus, aus dem auch das Thema des Welttages entnommen ist, „dass die Erkenntnis Gottes vor allem dadurch vermittelt wird, dass man von Generation zu Generation erzählt, wie Gott auch weiterhin seine Präsenz zeigt.“

„Es gibt keine unbedeutenden Geschichten“

Schließlich betrachtet Franziskus die Geschichte Jesu, die zeige, wie sehr Gott der Mensch am Herzen liege und wie es in den Augen Gottes „keine unbedeutenden, ,kleinen‘ menschlichen Geschichten gibt.“ „Durch die Kraft des Heiligen Geistes“, so zeigt sich Franziskus überzeugt, „kann jede Geschichte, selbst die vergessenste, selbst die, die auf den schiefsten Zeilen geschrieben zu sein scheint, Inspiration finden, als ein Meisterwerk wiedergeboren, zu einem Anhang des Evangeliums werden.“

Er zitiert in seiner Botschaft einige Geschichten, die „die Begegnung der Freiheit Gottes mit der des Menschen auf bewundernswerte Weise in Szene gesetzt haben“, von den „Bekenntnissen“ des hl. Augustinus - der ersten Autobiografie überhaupt - bis hin zu „Die Brüder Karamasow“, dem Meisterwerk des russischen Erzählers Dostojewski.

„Auf der Bühne der Welt ist niemand nur ein Statist“

Franziskus lädt dazu ein, die Geschichten der Heiligen zu lesen und die Geschichten zu teilen, die „den Duft des Evangeliums“ an sich haben und die ein jeder von uns auf die eine oder andere Weise kennt. Gott unsere Geschichte zu erzählen ist „niemals umsonst“, denn auch wenn sich die äußeren Umstände vielleicht nicht änderten, so geschehe doch ein Perspektivenwechsel, so der Papst. Auf der Bühne der Welt sei „niemand ein Statist, und die Geschichte eines jeden ist offen für eine mögliche Veränderung“, betont Franziskus. Aus diesem Grund könnten wir selbst dann, wenn wir „vom Bösen erzählen“, lernen, „Raum für die Erlösung“ zu lassen, die „Dynamik des Guten erkennen und ihr Raum geben“.

Der Papst schließt seine Botschaft mit einem Gebet an Maria, unsere Geschichten anzuhören und zu bewahren. Mit Blick auf ein Bild, das dem Papst sehr wichtig und das auch in seinem Domizil Casa Santa Marta präsent ist, bittet Franziskus die Gottesmutter darum, „die Unmenge an Knoten, in die unser Leben verstrickt ist und die unsere Erinnerung betäuben“, zu lösen und uns dabei zu helfen, Geschichten des Friedens, Geschichten der Zukunft zu schaffen.

1967 von Paul VI. eingeführt

1967 von Papst Paul VI. als Welttag der Massenmedien eingeführt, wird die Botschaft des Papstes zu diesem Welttag in der Regel am 24. Januar (Festtag des heiligen Franz von Sales, Patron der Journalisten) veröffentlicht. In Deutschland wird der Mediensonntag immer am zweiten Sonntag im September begangen.

(vatican news – pr/cs)
 

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24. Mai 2020, 12:23