Papst: Ostern zeigt, dass Gott alles zum Guten wenden kann

Warum löst Gott unsere Probleme nicht schnell? Diese Frage könne etwa in den Wochen der Besorgnis über die Corona-Pandemie aufkommen, sagte Papst Franziskus diesen Mittwoch bei seiner Generalaudienz in der Karwoche. Der Pontifex erinnerte alle Verzweifelten an die Osterhoffnung: „Ostern sagt uns, dass Gott alles zum Guten wenden kann.“

Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt

Wie derzeit üblich hielt Franziskus seine Generalaudienz unter Ausschlusss der Öffentlichkeit per Videoübertragung aus dem Apostolischen Palast im Vatikan. Vielen Menschen dürfte er dabei aus der Seele gesprochen haben, als er einige Fragen an Gott nannte, die sich angesichts der Corona-Pandemie stellen könnten:

Warum lässt Gott Leid zu?

„Was tut er angesichts unseres Schmerzes? Wo ist er, wenn alles schief läuft? Warum löst er unsere Probleme nicht schnell? Eine Hilfe ist uns hier die Leidensgeschichte Jesu, die uns in diesen heiligen Tagen begleitet. Auch in ihr verdichten sich ebenso viele Fragen. Nachdem die Menschen Jesus in Jerusalem triumphierend aufgenommen hatten, fragten sie sich, ob er das Volk endlich von seinen Feinden befreien würde (vgl. Lk 24,21). Sie erwarteten einen mächtigen und triumphierenden Messias mit dem Schwert. Stattdessen kommt einer, der sanftmütig und demütig von Herzen ist, und zur Umkehr und Barmherzigkeit aufruft.“

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Gott nicht mit eigenem Gottesbild verwecheln

Die Menschen gingen bei ihrem Gottesbild viel zu sehr von sich selbst aus und projizierten in ihn den eigenen Gerechtigkeitssinn oder sogar Zorn, erläuterte Franziskus. Gott sei jedoch anders und aus eigener Kraft nicht zu erkennen. Der wahre Gott sei „demütige Liebe“ und dürfe nicht verwechselt werden mit „einem weltlichen Gott, der eine Show abzieht und sich mit Gewalt durchsetzt“, so der Papst. Er gab auch Tipps, sich von falschen Gottesvorstellungen zu lösen:

„Kreuzschau und Evangelium. Das wird unsere häusliche Liturgie sein.“

„Um uns von Vorurteilen über Gott zu befreien, schauen wir auf den Gekreuzigten und Öffnen wir das Evangelium. In diesen Tagen, in denen wir in der Quarantäne zu Hause eingeschlossen sind: Lasst uns zwei Sachen in den Blick nehmen: Den Gekreuzigten und das Evangelium. Das wird unsere häusliche Liturgie sein, weil wir in diesen Tagen nicht in die Kirche gehen können. Kreuz und Evangelium.“

„Das Kreuz ist der Lehrstuhl Gottes“ brachte Franziskus es auf den Punkt und riet zur schweigenden Kreuzbetrachtung. Gerade dort, am Kreuz, wird laut Papst Franziskus nämlich die „wahre Identität“ Jesu offenbar:

„Gott ist allmächtig in der Liebe und nicht anders“

„Gott ist allmächtig in der Liebe und nicht anders. Es ist seine Natur, er ist so. Er ist die Liebe. Du könntest einwenden: ,Was will ich mit einem so schwachen Gott , der stirbt? Ich würde einen starken und mächtigen Gott vorziehen.‘ Aber wisse: Alle Macht der Welt vergeht, doch die Liebe bleibt. Nur die Liebe wacht über das Leben, das wir haben, denn sie umarmt unsere Schwächen und verwandelt sie. Es ist die Liebe Gottes, die zu Ostern unsere Sünde durch seine Vergebung tilgte, die den Tod zu einem Übergang zum Leben machte, die unsere Angst in Vertrauen, unsere Verzweiflung in Hoffnung verwandelte. Ostern sagt uns, dass Gott alles zum Guten wenden kann.“

Auf diese Weise fänden auch all „die beunruhigenden Fragen über das Böse“ im Auferstandenen „die solide Grundlage, die es uns erlaubt, nicht schiffbrüchig zu werden“, führte Franziskus weiter aus. Er rief alle auf, in Erinnerung an die Heilsgeschichte Jesus selbst aktiv zu werden, um die Welt zum Besseren zu wandeln:

Wir können unsere Geschichte ändern

„Indem Jesus sein Leben am Kreuz hingab, besiegte er auch den Tod. Aus dem offenen Herzen des Gekreuzigten erreicht die Liebe Gottes jeden von uns. Wir können unsere Geschichte ändern, indem wir uns ihm nähern, indem wir das Heil annehmen, das er uns anbietet. Brüder und Schwestern, öffnen wir Ihm im Gebet unser ganzes Herz, in diesen Wochen, in diesen Tagen. Gekreuzigter und Evangelium - vergesst das nicht, die häusliche Liturgie! Öffnen wir unsere Herzen im Gebet, und lassen wir seinen Blick auf uns ruhen. Dann werden wir verstehen, dass wir nicht allein sind, sondern geliebt: denn der Herr lässt uns nicht im Stich und vergisst uns nicht – niemals. Mit diesen Gedanken wünsche ich euch eine heilige Karwoche und ein heiliges Osterfest.“

(vatican news - sst)

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08. April 2020, 10:27