Papst würdigt Priester, die Corona-Kranken beistehen

Nichts war wie sonst an diesem Gründonnerstagabend im Vatikan. Schon dass Papst Franziskus die feierliche Abendmahls-Messe in St. Peter feierte und nicht, wie in den letzten Jahren, in einer Haftanstalt oder einem Flüchtlingszentrum, war außergewöhnlich.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Aber das war nicht die einzige, der Corona-Krise geschuldete Änderung. An der nur etwa einstündigen Messe konnten keine Gläubigen von außerhalb teilnehmen; Franziskus verzichtete auch auf die traditionelle Fußwaschung. Bereits vor zwei Wochen hatte der Vatikan entsprechende Richtlinien für Bischöfe weltweit erlassen, um eine Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern. Die Chrisam-Messe am Morgen des Gründonnerstags war ausgefallen: „Hoffentlich können wir sie noch vor Pfingsten halten“, sagte der Papst mit einem Stoßseufzer.

Zum Nachhören

Mit dem Gründonnerstag beginnt das sogenannte österliche Triduum, also das Gedächtnis von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu. Die entsprechenden liturgischen Feiern des Papstes finden alle in der Apsis des leeren Petersdoms statt. Das Setting ist schon vom Palmsonntag her vertraut; es wird bestimmt von einem in der Apsis aufgestellten, mittelalterlichen Pestkreuz und der Marien-Ikone Salus Populi Romani.

Franziskus (fast) allein zu Haus
Franziskus (fast) allein zu Haus

Die Glocken verstummen

Außer dem Chor, der „Sixtinischen Kapelle“, feierten nur wenige Personen mit dem Papst, unter ihnen der für den Petersdom zuständige Kardinal Angelo Comastri. In den Bänken wurde auf Abstand geachtet. Die Liturgie war auf das Wesentliche verknappt, aber dennoch (oder gerade darum) feierlich. Während des Gloria läuteten die Glocken; bis zur Osternacht werden sie forthin schweigen. Eine Stille, die an das Leiden Jesu vor 2.000 Jahren erinnert.

In seiner ohne vorbereiteten Redetext gehaltenen Predigt ging Franziskus vom Tagesevangelium nach Johannes aus; es schildert die Fußwaschung, die Jesus beim Letzten Abendmahl an den Jüngern vornahm (Joh 13,1-15). „Diese Geste“, sagte der Papst über die Fußwaschung: „allen dienen, um ins Himmelreich zu kommen. Jesus lässt Petrus verstehen, dass wir zulassen müssen, dass der Herr uns dient, damit wir ins Himmelreich kommen. Ein Geheimnis, das schwer zu verstehen ist…“

Neben dem Papst: die Marienikone Salus Populi Romani
Neben dem Papst: die Marienikone Salus Populi Romani

„An Corona verstorbene Priester sind Heilige von nebenan“

Seine Gedanken gälten an diesem Gründonnerstag vor allem den Priestern, fuhr der Papst fort. „Heute will ich den Priestern nahe sein… Wir sind gesalbt vom Herrn. Gesalbt, um die Eucharistie zu feiern. Und gesalbt, um zu dienen… Ich denke an Priester, die ihr Leben dem Herrn hingeben. Priester, die Diener sind. In diesen Tagen sind mehr als sechzig Priester hier in Italien gestorben, weil sie sich in der Corona-Krise um die Kranken, die Ärzte und Helfer gekümmert haben. Sie sind die Heiligen von nebenan. Priester, die dienend ihr Leben gegeben haben.“

Tatsächlich sind nach der Zählung einer Zeitung sogar schon hundert Priester in allen Teilen Italiens dem Corona-Virus erlegen. Zu Beginn der Krise hatte Franziskus Priester aufgefordert, die Kommunion zu Infizierten zu bringen; dem waren viele Geistliche gefolgt. Vor allem im norditalienischen Bistum Bergamo, einem Hotspot der Corona-Infektionen, sind Dutzende von Priestern dem Virus erlegen.

Wenn ein Priester sogar die Namen der Hunde in seinem Dorf kennt

Der Papst (der bei anderen Gelegenheiten auch gerne mal Kritik an Priestern übt) fand am Gründonnerstagabend noch weitere würdigende Worte: „Priester, die weit reisen, um das Evangelium zu verbreiten, und in der Ferne sterben… Keiner kennt ihre Namen. Anonyme Priester. Und dann die Pfarrer, die die Leute kennen. Ein Priester hat mir mal gesagt: Ich kenne die Namen aller Leute hier im Dorf – sogar die Namen der Hunde hier! Eifrige Priester – heute trage ich euch im Herzen.“

Franziskus warf aber auch einen Seitenblick auf Priester, die in Sachen Missbrauch „verleumdet“ würden oder sich angesichts der Skandale gar nicht mehr auf die Straße trauten. „Auch das gibt es heute oft. Sie können gar nicht auf die Straße gehen, weil man ihnen hässliche Dinge sagt, wegen der Skandale… Und sie machen dennoch weiter.“

An Priester denken, die in der Krise sind

Auch an „sündhafte“ Priester (zu denen er sich auch selbst rechnete) sowie an „Priester in der Krise“ dachte der Papst. „Heute seid ihr alle, Brüder Priester, mit mir am Altar. Ich sage euch nur eines: Seid nicht so dickköpfig wie Petrus! Lasst euch die Füße waschen! Der Herr ist euer Diener – er ist euch nahe und gibt euch Kraft.“

Franziskus drängte die Priester, „große Vergeber“ zu sein: „Das ist das Maß, mit dem auch wir selbst einst gemessen werden… Habt keine Angst davor, zu vergeben! Manchmal haben wir Zweifel – dann schaut auf Christus und seid mutig! Vergebt alles, riskiert dabei auch etwas… Wenn ihr einmal keine sakramentale Vergebung aussprechen könnt, dann gebt wenigstens einen Trost weiter… Ich danke Gott für euch, Priester. Jesus liebt euch! Er bittet nur darum, dass ihr euch von ihm die Füße waschen lasst.“

(vatican news)

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09. April 2020, 18:46