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Wortlaut: Papst Franziskus beim Angelus

Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Sonntag bei seinem Angelusgebet gehalten hat, in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.

Einige kleinere Kürzungen sind durch Pünktchen (…) markiert. Die offizielle Übersetzung in vollem Wortlaut finden Sie in Kürze auf der Homepage des Vatikans.

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

An diesem 5. Sonntag der Fastenzeit berichtet das Evangelium von der Auferweckung des Lazarus (vgl Joh 11,1-45). Lazarus war der Bruder von Marta und Maria, die enge Freunde Jesu waren. Als Jesus nach Betanien kam, war Lazarus bereits vier Tage tot. Marta lief ihm entgegen und rief: „Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben!“ (v. 21). Und Jesus antworte: „Dein Bruder wird auferstehen“ (v. 23); und weiter: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (v. 25). Jesus zeigt sich als der Herr des Lebens, der auch einem Toten das Leben wiedergeben kann. Dann kam Maria, und mit ihr noch andere, und als Jesus sah, wie sie weinten, da war er – wie es im Evangelium heißt – „im Innersten erregt und erschüttert […], und er weinte“ (vv. 33.35). Mit dieser Erschütterung im Herzen ging Jesus zum Grab, dankte dem Vater, der ihn stets erhörte, ließ den Stein wegrollen und rief mit lauter Stimme: „Lazarus, komm heraus!“ (v. 43). Und Lazarus kam heraus, „Füße und Hände mit Binden umwickelt und das Gesicht mit einem Schweißtuch verhüllt“ (v. 44).

„Die Antwort Gottes auf das Problem des Todes ist Jesus selbst“

Hier sehen wir, dass Gott Leben ist und Leben schenkt, aber auch das Drama des Todes auf sich nimmt. Jesus hätte den Tod seines Freundes Lazarus vermeiden können, aber er wollte die Trauer über den Tod eines geliebten Menschen mit uns teilen. Und er wollte uns vor allem Gottes Herrschaft über den Tod vor Augen führen. Im Evangelium sehen wir, dass der Glaube des Menschen und die Allmacht der Liebe Gottes einander suchen und letztendlich einander finden. Das ist wie eine doppelte Straße: der Glaube des Menschen und die Allmacht der Liebe Gottes... Wir sehen es an der Verzweiflung Martas und Marias, die auch die unsre ist, wenn wir mit ihnen ausrufen: „Wenn du nur hier gewesen wärst!...“. Und die Antwort Gottes sind keine Worte, nein, die Antwort Gottes auf das Problem des Todes ist Jesus selbst: „Ich bin die Auferstehung und das Leben … Habt Glauben! Habt Glauben, auch wenn euch Trauer umgibt, auch wenn der Tod gesiegt zu haben scheint. Nehmt den Stein weg, der euer Herz verschließt! Lasst zu, dass das Wort Gottes wieder Leben bringt, wo Tod ist.“

Auch heute sagt Jesus zu uns: „Nehmt den Stein weg“. Gott hat uns nicht für das Grab geschaffen, sondern für das Leben, ein schönes, gutes, freudvolles Leben. „Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt“ (Weish 2,24), steht im Buch der Weisheit geschrieben, und Jesus Christus ist gekommen, um uns aus den Fängen des Todes zu befreien.

„Die Steine von allem fortnehmen, was nach Tod schmeckt“

Deshalb sind wir gerufen, die Steine von allem fortzunehmen, was nach Tod schmeckt: Die Heuchelei zum Beispiel, mit der wir den Glauben leben, ist Tod; die destruktive Kritik an den anderen ist Tod; Beleidigung und Verleumdung sind Tod; die Ausgrenzung der Armen ist Tod. Der Herr bittet uns, diese Steine aus unseren Herzen zu entfernen, damit das Leben um uns herum wieder aufblühen kann. Christus lebt, und wer ihn annimmt und an ihm festhält, der tritt ins Leben ein. Ohne Christus, fern von Christus, ist nicht nur kein Leben – man fällt auch wieder in den Tod zurück.

Die Auferweckung des Lazarus ist auch ein Sinnbild für die Wiedergeburt in der Taufe, bei der der Glaubende in das Ostergeheimnis Christi hinein genommen wird. Dank des Wirkens und der Kraft des Heiligen Geistes kann der Christ als neues Geschöpf ins Leben treten: als Geschöpf für das Leben, das auf das Leben zugeht.

Die Jungfrau Maria helfe uns, genauso mitfühlend zu sein wie ihr Sohn Jesus, der sich unseren Schmerz zu eigen gemacht hat. Möge jeder von uns denen nahe sein, die geprüft werden und für sie zu einem Widerschein der Liebe und Zärtlichkeit Gottes werden, die vom Tod befreit und das Leben den Sieg davontragen lässt.

Nach dem Angelus

Liebe Brüder und Schwestern,

in diesen Tagen hat der UNO-Generalsekretär zum unverzüglichen „globalen Waffenstillstand in allen Konfliktzonen der Welt“ aufgerufen und an den aktuellen COVID-19-Notstand erinnert, der keine Grenzen kennt. Ein Appell zum völligen Waffenstillstand.

Ich schließe mich jenen an, die diesen Appell gehört haben, und rufe alle auf, ihm nachzukommen, indem sie alle kriegerischen Handlungen einstellen und nicht nur die Schaffung von humanitären Korridoren und die Öffnung diplomatischer Kanäle fördern, sondern auch die Aufmerksamkeit für die Menschen, die besonders gefährdet sind.

„Konflikte werden nicht durch Kriege gelöst!“

Möge uns unser gemeinsamer Kampf gegen die Pandemie erkennen lassen, wie notwendig es ist, unsere geschwisterlichen Bande als Mitglieder der einen Menschheitsfamilie zu stärken. Und möge er die Verantwortlichen der Nationen und die anderen beteiligten Parteien zu einem erneuerten Einsatz für die Überwindung der Rivalitäten anregen. Konflikte werden nicht durch Kriege gelöst! Gegensätze und Kontraste müssen durch Dialog und die konstruktive Suche nach dem Frieden ausgeräumt werden.

In diesem Moment geht mein Gedanke vor allem zu jenen, die die Verletzlichkeit erleben und die in Gruppen leben - in Altenheimen oder Kasernen. Ich denke vor allem an Häftlinge. Ich habe eine Meldung der Menschenrechtskommission gelesen, nach der die Überfüllung von Gefängnissen zu einer Katastrophe führen kann. Ich rufe die Verantwortlichen dazu auf, dafür zu sorgen, dass es nicht zu solchen Katastrophen kommt.

Ihnen allen einen schönen Sonntag. Bitte vergessen Sie nicht, für mich zu beten. Ich tue dasselbe für Sie. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!

(vatican news – skr/sk)

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29. März 2020, 12:12