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Papst prangert „Angriffe auf Würde und Leben“ an

Das Papstschreiben „Evangelium Vitae“ von Papst Johannes Paul II. stand diesen Mittwoch im Zentrum der Generalaudienz. Anlass war der 25. Jahrestag der Veröffentlichung der Enzyklika über den Wert und die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens. 25 Jahre später gebe es „neue Bedrohungen“ und „neue Sklaverei“, beklagte Franziskus.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

„Die Angriffe auf die Würde und das Leben der Menschen gehen leider auch in unserem Zeitalter, dem Zeitalter der universellen Menschenrechte, weiter“

„Die Angriffe auf die Würde und das Leben der Menschen gehen leider auch in unserem Zeitalter, dem Zeitalter der universellen Menschenrechte, weiter; in der Tat sind wir mit neuen Bedrohungen und neuer Sklaverei konfrontiert, und es gibt nicht immer eine Gesetzgebung, die das schwächste und verletzlichste menschliche Leben schützt“, sagte der Papst, ohne auf konkrete Beispiele einzugehen. In Deutschland hatte etwa im Februar eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts für Aufsehen gesorgt, die das Verbot organisierter Hilfe beim Suizid aufhob.

Deutlich machte der Papst bei seiner Generalaudienz, dass Christen immer das Leben der Menschen schützen sollten.

Zum Nachhören

Das Leben zeigt sich konkret in jedem Menschen

„In der Tat ist das Leben, das wir zu fördern und zu verteidigen aufgerufen sind, kein abstrakter Begriff, sondern manifestiert sich immer in einem Menschen aus Fleisch und Blut: ein neu gezeugtes Kind, ein armer Ausgestoßener, ein Kranker, der allein und entmutigt oder im Endstadium der Krankheit ist, einer, der seine Arbeit verloren hat oder keine finden kann, ein zurückgewiesener oder im Lager lebender Migrant... Das Leben zeigt sich konkret in jedem einzelnen Menschen.“

Der Papst verwies zudem auf eine enge Verbindung zwischen der Verkündigung und dem „Evangelium des Lebens“. Dies habe bereits der heilige Johannes Paul II. in seiner Enzyklika „Evangelium Vitae“ betont, erinnerte Franziskus – und schlug auch einen Bogen zur aktuellen Corona-Pandemie.

„Evangelium Vitae“ nicht nur zu Corona-Zeiten wichtig 

„Heute werden wir mit dieser Lehre erneut konfrontiert, im Moment der Pandemie, die das menschliche Leben und die Weltwirtschaft bedroht. Eine Situation, die die Worte, mit denen die Enzyklika beginnt, noch herausfordernder erscheinen lässt. Hier sind sie: ,Das Evangelium vom Leben liegt der Botschaft Jesu am Herzen. Von der Kirche jeden Tag liebevoll aufgenommen soll es mit beherzter Treue als Frohe Botschaft allen Menschen jeden Zeitalters und jeder Kultur verkündet werden.`“

Die Botschaft von Papst Johannes Pauls Schreiben „Evangelium Vitae“ sei heute aktueller denn je, so der Papst. Er hielt seine Generalaudienz aufgrund der Corona-Pandemie wieder aus der Bibliothek des apostolischen Palasts per Videoübertragung.

„Jenseits von Notlagen, wie wir sie gerade erleben, geht es darum, auf kultureller und erzieherischer Ebene zu handeln, um den künftigen Generationen eine Haltung der Solidarität, Fürsorge und Annahme zu vermitteln, wohl wissend, dass die Kultur des Lebens nicht das ausschließliche Erbe der Christen ist, sondern all jenen gehört, die sich für den Aufbau brüderlicher Beziehungen einsetzen und den jedem Menschen eigenen Wert anerkennen, auch wenn er zerbrechlich ist und leidet.“

Allen, die sich für andere Menschen einsetzen und das Evangelium bezeugen, sprach Franziskus seinen Dank aus. Es gebe viele Menschen die „auf unterschiedliche Weise ihr Bestes tun, um den Kranken, den Alten, den Einsamen und den Mittellosen zu dienen“. Zugleich rief Franziskus dazu auf, immer wieder neu auf den „unschätzbaren Wert“ des menschlichen Lebens hinzuweisen.

Jedes menschliche Leben: einzigartig  

„Jedes menschliche Leben, einzigartig und unwiederholbar, steht für sich und stellt einen unschätzbaren Wert dar. Dies muss immer wieder neu verkündet werden, mit mutigen Worten und Taten. Dies erfordert Solidarität und brüderliche Liebe für die große Menschheitsfamilie und für jedes ihrer Mitglieder.“

Der Papst machte in freier Rede noch einmal explizit deutlich, wie zentral die Menschenwürde und der Schutz des menschlichen Lebens im Christentum sind:

„Jeder Mensch ist von Gott dazu berufen, die Fülle des Lebens zu genießen; und da er der mütterlichen Sorge der Kirche anvertraut ist, muss jede Bedrohung der Menschenwürde und des Lebens das mütterliche Herz der Kirche, ihr "Innerstes" erschüttern. Lebensschutz ist für die Kirche keine Ideologie, er ist Realität. Eine menschliche Realität, die alle Christen einbezieht, weil sie Christen und weil sie Menschen sind. Es ist keine Ideologie“, unterstrich Papst Franziskus bei seiner Generalaudienz diesen Mittwoch zum Thema Lebensschutz. 

Vaterunser gegen Corona

Zum Abschluss erinnnerte er zudem an sein für diesen Mittag angesetztes Vaterunser-Gebet, um gemeisanm mit Christen weltweit ein Ende der Corona-Pandemie zu erbitten.

„Lassen Sie uns in diesen Tagen des Leidens, in denen die Welt von der Pandemie schwer geprüft wird, unsere Stimmen der Bittgebete an den Herrn vereinen. Möge der Vater, gut und barmherzig, das übereinstimmende Gebet seiner Kinder gewähren, die sich in vertrauensvoller Hoffnung an seine Allmacht wenden". 

(vatican news - sst) 

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25. März 2020, 11:25