Papst Franziskus beim Angelus: „Das Licht Gottes nicht verdunkeln“

Papst Franziskus ruft dazu auf, an der „Freude der Begegnung mit Jesus“ festzuhalten. „In dieser von Egoismus und Gier geprägten Welt wird das Licht Gottes durch die Sorgen des Alltags verdunkelt“, sagte er beim Angelusgebet.

Der Papst-Auftritt wurde aus einem Raum des Apostolischen Palastes live nach draußen übertragen. Damit sollten Menschenansammlungen am Petersplatz und eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus verhindert werden.
„Wir sagen oft: Ich habe keine Zeit zum Beten, ich bin nicht in der Lage, einen Dienst in der Gemeinde zu leisten, auf die Bitten anderer zu antworten“, so Franziskus. „Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir durch die Taufe und die Firmung, die wir empfangen haben, zu Zeugen geworden sind!“

Hier finden Sie den vollen Text der Papst-Betrachtung zum Sonntagsevangelium in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan. Den offiziellen Text finden Sie in Kürze auf der Homepage des Vatikans.

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag! Das Evangelium dieses zweiten Fastensonntags (vgl. Mt 17,1-9) präsentiert uns den Bericht über die Verklärung Jesu. Jesus nimmt Petrus, Jakobus und Johannes mit und steigt auf einen hohen Berg (ein Symbol der Nähe zu Gott), um sie für ein umfassenderes Verständnis des Geheimnisses seiner Person zu öffnen, die leiden, sterben und dann wieder auferstehen muss. Schon vorher hatte Jesus begonnen, zu ihnen über das Leiden, den Tod und die Auferstehung zu sprechen, die ihn erwarteten, aber sie konnten diese Perspektive nicht akzeptieren. Deshalb tauchte Jesus, nachdem er den Gipfel des Berges erreicht hatte, in das Gebet ein und verklärte sich dann vor den drei Jüngern: Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden so weiß wie das Licht (vgl. Vers 2).

„Jesus wählt nicht nach unseren Kriterien, sondern nach seinem Plan der Liebe“

Durch das wunderbare Ereignis der Verklärung werden die drei Jünger dazu ermutigt, in Jesus den Sohn Gottes zu erkennen, der vor Herrlichkeit strahlt. So schreiten sie in der Erkenntnis ihres Meisters voran und erkennen, dass der menschliche Aspekt nicht seine ganze Realität bestimmt; vor ihren Augen offenbart sich die jenseitige und göttliche Dimension Jesu. Und von oben ertönt eine Stimme, die sagt: Dies ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“ (vgl. Vers 5). Es ist der himmlische Vater, der die „Investitur“ Jesu bestätigt, die er bereits am Tag Seiner Taufe am Jordan vorgenommen hat, und der die Jünger einlädt, auf Ihn zu hören und Ihm zu folgen.

Hervorzuheben ist, dass Jesus sich inmitten der Gruppe der Zwölf dafür entscheidet, Petrus, Jakobus und Johannes mit auf den Berg Petrus zu nehmen. Er behielt ihnen das Privileg vor, der Verklärung beizuwohnen. Dabei wird in der Stunde des Prozesses Petrus ihn verleugnen, und die beiden Brüder Jakobus und Johannes werden darum bitten, den ersten Platz in seinem Reich einzunehmen (vgl. Mt 20,20-23). Aber Jesus wählt nicht nach unseren Kriterien, sondern nach seinem Plan der Liebe… Es ist eine freie, bedingungslose Wahl, eine freie Initiative, eine göttliche Freundschaft, die keine Gegenleistung verlangt. Und wie Er diese drei Jünger berief, so ruft Er auch heute einige auf, ihm nahe zu sein, um Zeugnis ablegen zu können. Zeugen zu sein ist ein Geschenk, das wir nicht verdient haben: Wir fühlen uns unzulänglich, aber wir können uns nicht mit der Entschuldigung unserer Unfähigkeit zurückziehen.

„Wir waren nicht auf dem Berg Tabor, aber...“

Wir waren nicht auf dem Berg Tabor, wir haben nicht mit unseren eigenen Augen das Gesicht Jesu gesehen, das wie die Sonne strahlt. Aber auch uns wurde das Wort der Erlösung gegeben, uns wurde der Glaube geschenkt, und wir haben die Freude der Begegnung mit Jesus auf unterschiedliche Weise erfahren. Jesus sagt auch zu uns: „Steht auf und fürchtet euch nicht“ (vgl. Mt 17,7). In dieser von Egoismus und Gier geprägten Welt wird das Licht Gottes durch die Sorgen des Alltags verdunkelt. Wir sagen oft: Ich habe keine Zeit zum Beten, ich bin nicht in der Lage, einen Dienst in der Gemeinde zu leisten, auf die Bitten anderer zu antworten... Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir durch die Taufe und die Firmung, die wir empfangen haben (und nicht aufgrund unserer Fähigkeiten), zu Zeugen geworden sind, nicht wegen unserer Fähigkeit, sondern wegen der Gabe des Geistes.

Möge die Jungfrau Maria uns in der Fastenzeit jene Gelehrigkeit gegenüber dem Geist erwirken, die es braucht, um entschlossen den Weg der Bekehrung zu beschreiten!“

(vatican news – sk)
 

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08. März 2020, 12:20