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Papst Franziskus warnt Ordensleute vor dem „weltlichen Blick“

„Auf wen richte ich meinen Blick: auf Gott oder auf mich selbst?“ Zu dieser Gewissenserforschung hat Papst Franziskus am Samstagabend Ordensleute eingeladen. „Wer zuallererst auf die Gnade Gottes zu schauen vermag, entdeckt das Heilmittel gegen den Pessimismus und den weltlichen Blick.“

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der Papst, der selbst dem Jesuitenorden angehört, beging mit Männern und Frauen aus zahlreichen Ordensgemeinschaften und Bewegungen im Petersdom den Welttag des Gott geweihten Lebens. Dabei war vor allem der Auftakt ausgesprochen stimmungsvoll: Ordensleute zogen mit brennenden Kerzen in den Händen in einen völlig verdunkelten Petersdom ein.

Zum Nachhören

Sich Gott zu weihen bedeute, auf das zu schauen, „was im Leben zählt“, predigte Franziskus. „Die gottgeweihte Person ist jemand, der sich jeden Tag anschaut und sagt: Alles ist Gabe, alles ist Gnade. Liebe Brüder und Schwestern, wir haben uns das Ordensleben nicht selbst verdient. Es ist vielmehr eine Liebesgabe, die wir empfangen haben.“

Den Schwung nicht verlorengehen lassen

Beredt warnte der Papst die Ordensleute vor der Versuchung des „weltlichen Blicks“. „Es ist der Blick, der nicht mehr die Gnade Gottes als Protagonist des Lebens sieht und sich auf die Suche nach Ersatz begibt: ein bisschen Erfolg, ein gefühlsmäßiger Trost, schließlich das tun, was mir gefällt.“ Das sei ein „Rückzug auf das Ich“, der den „Schwung“ des geweihten Lebens verlorengehen lasse und zu „Routine und Pragmatismus“ sowie „Traurigkeit und Pessimismus“ führe.

Wer „in der Liebe des Herrn verbleibt“, wisse hingegen den Wert der Gott geweihten Lebensweise zu würdigen. „Der sieht, dass die Armut nicht riesige Anstrengung bedeutet, sondern eine höhere Freiheit, die uns Gott und die anderen als wahre Reichtümer schenkt. Er sieht, dass die Keuschheit keine karge Unfruchtbarkeit ist, sondern der Weg zu lieben, ohne zu besitzen. Er sieht, dass der Gehorsam keine Zucht ist, sondern der Sieg über unsere Anarchie nach dem Stile Jesu.“

In der Hoffnung bleiben

Trotz des Rückgangs von Priester- und Ordensberufungen sollten Gott geweihte Menschen nicht die Hoffnung sinken lassen, riet der Papst. Gott sei „die Quelle der Hoffnung“, und wer sich an ihn halte, bekomme einen „erneuerten Blick“.

(vatican news – sk)

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01. Februar 2020, 17:13