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Papst Franziskus äußert sich zu Finanzskandal im Vatikan

Gerechtigkeit ist sehr viel mehr als nur das sture Umsetzen von Gesetzen und Regeln. Daran hat Papst Franziskus an diesem Samstag Richter erinnert.

Im Vatikan empfing er die Mitglieder des Vatikan-Tribunals, um ihr 91. Gerichtsjahr für eröffnet zu erklären. Dabei äußerte er sich auch zu jüngsten Finanzskandalen im Vatikan. Mitarbeiter im Staatssekretariat sollen eine Luxusimmobilie in London gekauft haben; der Verdacht der Veruntreuung von Spenden steht im Raum.

Zum Nachhören

Franziskus erklärte, der Heilige Stuhl sei auch im Finanzbereich darum bemüht, sich immer mehr internationalen Standards anzupassen – auch was das Strafrechtliche betrifft. „Dabei sind in letzter Zeit verdächtige Finanz-Aktionen zutage getreten. Mal abgesehen von ihrer eventuellen Illegalität – sie vertragen sich nur schwer mit der Natur und dem Endzweck der Kirche und haben viele Gläubige desorientiert und beunruhigt.“

„Positiv: Die ersten Hinweise kamen von internen Stellen im Vatikan“

Die entsprechenden Fälle lägen nun bei der Staatsanwaltschaft und müssten in strafrechtlicher Hinsicht erst noch geklärt werden, darum wollte sich Franziskus nicht deutlicher dazu äußern. Eines aber wollte er klar aussprechen. „Ich habe volles Vertrauen in das Handeln der Justiz und Ermittlungsorgane. Dabei bleibt das Prinzip der Unschuldvermutung bei den Personen, gegen die ermittelt wird, natürlich bestehen. Positiv ist, dass gerade in diesem Fall die ersten Hinweise von internen Stellen im Vatikan kamen, die im Wirtschafts- und Finanzbereich arbeiten. Das zeigt eine Effizienz, wie sie auch von internationalen Standards verlangt wird.“

In seiner Rede kam der Papst ansonsten auf den Begriff Gerechtigkeit zu sprechen, wie ihn das Evangelium verstehe: „nicht als das technische Umsetzen von Regeln“ nämlich, sondern als eine „Haltung des Herzens“.

Gerechtigkeit - aber auch Barmherzigkeit

„Der große Aufruf des Evangeliums geht dahin, dass wir vor allem in unserem Innern Gerechtigkeit herstellen sollten, indem wir das Unkraut ausreißen, das dort wuchert… Die Wachsamkeit über unser Verhalten und der innere Kampf helfen uns, dass wir nicht zulassen, dass das Böse über das Gute die Oberhand gewinnt.“

Die Mitarbeiter am Vatikangericht sollten sich „nicht nur für das Herstellen von Gerechtigkeit, die andere betrifft“, engagieren, sondern vor allem eine innere, „persönliche Umkehr“ vollziehen. „Nur diese Gerechtigkeit stellt wirklich Gerechtigkeit her!“

Im übrigen reiche Gerechtigkeit allein nicht aus – sie müsse noch mit weiteren Tugenden einhergehen, vor allem mit Klugheit und Maßhalten. „Bitte vergesst nicht, dass ihr bei eurer täglichen Arbeit oft Menschen vor euch habt, die nach Gerechtigkeit hungern. Leidende Menschen, die oft zutiefst verzweifelt sind. Im Moment des Urteilens müsst ihr, um gerechte Antworten zu finden, die Korrektheit der Gesetze darum mit der Barmherzigkeit verbinden, die Jesus uns lehrt.“

„Bei Neuerungen im Vatikan-Strafrecht geht es nicht nur um Modernisierung“

Barmherzigkeit – eines der Lieblingsworte dieses Papstes – sei nicht etwa „das Aussetzen von Gerechtigkeit, sondern vielmehr ihre Erfüllung“, das stehe so ähnlich schon im Römerbrief (vg. Röm 13,8-10). „Denn sie bringt alles in eine höhere Ordnung, wo auch diejenigen, die zu höchsten Strafen verurteilt sind, noch Hoffnung haben können.“

Dann erinnerte Franziskus daran, dass die vatikanische Gesetzgebung sich – vor allem im Strafbereich – in den letzten Jahren kräftig weiterentwickelt hat. „Bei diesen wichtigen Neuerungen ging es nicht nur um eine Modernisierung, sondern vor allem darum, internationale Abkommen einzuhalten, die der Heilige Stuhl für den Vatikanstaat eingegangen ist. Es handelt sich vor allem um dem Schutz der menschlichen Person und ihrer Würde und um den Schutz von sozialen Gruppen, die häufig zu Opfern neuer, abscheulicher Formen des Illegalen werden.“

Diese Reformen im vatikanischen Strafrecht, die der Papst ansprach, zielen etwa auf Missbrauchsfälle oder auf Pädopornographie im Internet. Franziskus machte klar, dass die Verschärfungen im Strafrecht nicht dem Zeitgeist geschuldet seien, sondern „zur Mission der Kirche“ gehörten.

(vatican news – sk)
 

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15. Februar 2020, 11:46