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Papst Franziskus: Ein Brief nach Davos

„Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, nicht der Drang nach Macht oder Profit“: Das schreibt Papst Franziskus dem Weltwirtschaftsforum von Davos ins Stammbuch. Wer auf der Suche nach Fortschritt auf der Würde anderer Menschen herumtrampele, schade sich in Wirklichkeit selbst.

Manager, Politiker und Wissenschaftler aus allen Teilen der Welt treffen sich ab Dienstag wieder in dem exklusiven Schweizer Skiort. Die Gespräche auf dem mittlerweile 50. Weltwirtschaftsforum werden sich diesmal wohl vor allem um die Iran- und Libyen-Krisen drehen.

Als Vatikan-Vertreter hat Papst Franziskus Kardinal Peter Turkson nach Davos geschickt. Der aus Ghana stammende Kirchenmann leitet das Vatikan-Dikasterium für ganzheitliche Entwicklung des Menschen. In seiner Botschaft lobt der Papst Davos als „Arena, wo politischer Wille und gegenseitige Zusammenarbeit gestärkt werden können, um Isolierung, Individualismus und ideologische Kolonisierung zu überwinden“.

Zum Nachhören

Ein Satz fehlt in der Papstbotschaft...

Der Satz „Diese Wirtschaft tötet“, den Franziskus in seiner Programmschrift Evangelii Gaudium von 2013 gemünzt hatte, findet sich nicht in der Botschaft ans Wirtschaftsforum. Stattdessen betont er, wir seien „alle Mitglieder der einen Menschheitsfamilie“, das zeichne Wirtschaftsbossen wie Politikern bei ihrem Handeln die Richtung vor. „Es ist wichtig, kurzfristige technologische oder wirtschaftliche Ansätze hinter sich zu lassen und stattdessen auf die ethische Dimension besser zu achten.“

„Materialistische oder utilitaristische Visionen“ geißelt der Papst-Text als „Mangel an Solidarität und Nächstenliebe“. Sie sorgten für „wirkliche Ungerechtigkeit“: „Echte, integrale menschliche Entwicklung kann es nur geben, wenn alle Mitglieder der Menschheitsfamilie einbezogen sind und sich an der Suche nach dem Gemeinwohl beteiligen können.“

Für einen neuen Humanismus

Der Autor der Umwelt-Enzyklika Laudato si’ fordert auch ein weiteres Mal eine „integrale Ökologie“. Es gehe darum, genau zu durchdenken, wie „komplex und untereinander verbunden“ in unserem „gemeinsamen Haus“ alles sei. Dann sei ein neuer „Humanismus“ möglich, der „die verschiedenen Wissensgebiete – auch im wirtschaftlichen Bereich – zusammenbringt und eine integralere und integrierendere Vision entwirft“.

(vatican news – sk)
 

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20. Januar 2020, 11:57