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Vatikan: 100jähriger Priester erzählt über seine Berufung

Papst Franziskus hat den 100 Jahre alten Monsignore Ernesto Tabellini in der Residenz Santa Marta empfangen. Tabellini ist seit 75 Jahren als Priester.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Eigentlich wollte er mit dem Papst nicht über sein Leben sprechen, sagt Tabellini im Gespräch mit Radio Vatikan. „Es ging mir darum, meiner Schwester Anania, einer ehemaligen Missionarin in Mosambik, zu gedenken, denn wenn ich mein 75-Jahre-Jubiläum als Priester mit Papst Franziskus feiern darf, dann verdanke ich es ihr. Sie hat sich bis auf ihrem Sterbebett für meine Berufung eingesetzt“, sagt er uns. Monsignore Ernesto Tabellini, am 29. April hundert Jahre alt geworden, erzählte dem Papst über seine Jugend. Am Donnerstagmorgen empfing Franziskus den 100Jährigen anlässlich Feier der Frühmesse in der Kapelle Santa Marta.

„Ich bin ein Priester wie es viele andere auf der Welt gibt“, sagt er gegenüber der Vatikanzeitung „L'Osservatore Romano“. Und doch hat dieser Priester, der in Piumazzo, in der norditalienischen Provinz Modena, geboren wurde, so viele „ungewöhnliche“ Begebenheiten erlebt. Beginnend mit der Geschichte seiner Familie. Er wuchs nämlich auf dem Land in einem Bauernhof auf. Die beiden Eltern hatten fünf Kinder. Die Schwester Anania setzte sich für ihn ein und so besuchte er das Priesterseminar und wurde am 25. März 1944, mitten in der Kriegszeit, geweiht. Die Feier fand in der Kirche San Martino in Bentivoglio statt. Dieses Gotteshaus wurde gewählt, weil sie sich auf dem Land befand und daher gut für eine Flucht im Falle eines Bombardements geeignet war, sagt er uns weiter.

Seine Berufung verdanke er seiner Schwester, die selber Ordensschwester wurde. Er habe als junger Mann gespürt, dass Gott von ihm verlange, der Kirche zu dienen. Sie habe ihn dann nicht nur geholfen, das Priesterseminar zu besuchen. Sie sei auch für ihn dagewesen, als er Zweifel hatte.

In der Hitze des Gefechts

Während des Krieges machte Don Ernesto selbst die Erfahrungen der Gefechte. In Zenerigolo, einem Weiler von San Giovanni in Persiceto, stürmten Deutsche Soldaten ins Pfarrhaus und so erlebte er die Kämpfe. In dem Ort war Tabellini 25 Jahre lang, bis 1969, Pfarrer gewesen.  „Zwei Pfarrer aus zwei benachbarten Pfarreien wurden getötet: Don Enrico Donati und Don Alfonso Reggiani“, erinnert er sich. Daraufhin wurde Don Ernesto gebeten, ihren Plätze einzunehmen. „Und dann wurde am 4. November 1948 auch der junge Gewerkschafter Giuseppe Fanin in meiner Gegend getötet“, für den derzeit ein Heiligsprechungsverfahren im Gange ist. „Ich erhielt auch Drohungen“, vertraut uns der Priester, „und beschloss, zu reagieren, indem ich vor dem Tabernakel einen dieser anonymen Briefe brachte, die mir ,rieten´, vorsichtig zu sein mit dem, was ich in der Kirche sagte“. Das erinnert ein wenig an die literarische Figur des Don Camillo, der ebenfalls in der Gegend von Modena und zu jenen Zeiten beschrieben wird.

Don Ernesto lebte den zweiten Teil seines priesterlichen Lebens als Pfarrer von Altedo, wo er 27 Jahre lang diente. Das war von 1969 bis 1996. Es sei ein großes Gebiet, erinnert er sich heute. Die damalige Zeit sei ebenfalls schwierige Momente gewesen, weil es „eine weit verbreitete religiöse Gleichgültigkeit“ gab. Es sei die Zeit nach der 68-Revolte gewesen, die man auch bei in seiner Pfarrei gespürt habe. Glaube und Religion seien bei vielen - vor allem jungen Menschen - kein Thema mehr gewesen. Er habe versucht, diese Kirchenferne bei den Menschen in seiner Umgebung zu durchbrechen und denkt, dass er dies erreicht habe.

Don Ernesto lebt heute in Castelfranco Emilia. Er setze sich nun sehr für das Zeugnis seiner Schwester, die als Missionarin tätig war. So habe er veranlasst, dass sie in der Kirche ihrer Heimatstadt Piumazzo begraben werden solle, damit sie in der Nähe der Gräber ihrer Eltern sein konnte: „Ich erinnere mich, als Anna, das war ihr Taufname, als ,Pionierin´ der Missionarinnen nach Mosambik ging: Das war am 3. Juli 1927 und sie war 23 Jahre alt.“ Sie starb 1934, im Alter von dreißig Jahren, an Tuberkulose, an der sie sehr wahrscheinlich durch ihren Einsatz für die Bedürftigen und Kranken erkrankt war. Doch damit habe sie ein wahres Zeugnis von Christus abgelegt und das habe ihn bestärkt, ebenfalls für den Glauben einzustehen.

(vatican news)

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14. November 2019, 16:30