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Papst an Politiker und Diplomaten in Bangkok: Eintracht aufbauen

Mit einem Lob für Thailand hat Papst Franziskus seine Fernost-Reise begonnen. Das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen, wie es in Thailand der Fall ist, kann und soll als Vorbild für andere Länder dienen. Das sagte der Papst in seiner ersten öffentlichen Rede in der Hauptstadt Bangkok. Er beklagte aber auch das verbreitete Problem von Sextourismus in Thailand.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Feierlich wurde Franziskus von den Angehörigen der Regierung, des diplomatischen Korps und des öffentlichen Lebens empfangen. Es war der erste öffentliche Termin des Gastes aus Rom in Thailand. Am Donnerstagvormittag, sehr früh am Morgen europäischer Zeit, sprach Franziskus zu den Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und des Diplomatischen Korps im Regierungshaus in Bangkok. Seine Auslandsreisen beginnen normalerweise immer mit einem Treffen bei der Regierung des jeweiligen Gastlandes. Er sei dankbar, Thailand besuchen zu dürfen, ein gastfreundliches Land, in dem viele verschiedene Ethnien lebten, eröffnete der Papst seine Ansprache, die er auf Spanisch hielt.

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Die gegenwärtige globale Herausforderung bestehe darin, sich für ein „entschiedenes Engagement für internationale Gerechtigkeit und Solidarität zwischen den Völkern“ einzusetzen, fuhr Franziskus fort. Er erinnerte daran, dass Thailand derzeit den Vorsitz der ASEAN innehat, dem Verband Südostasiatischer Nationen, einer Art Europarat Asiens. Der Zweck dieses Staatenverbunds ist die Förderung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenarbeit in der Region, ein Anliegen, das der Papst nur unterstützen kann. 

„Als multikulturelle, durch Vielfalt geprägte Nation erkennt Thailand seit langem, wie wichtig es ist, die Eintracht und das friedliche Zusammenleben zwischen seinen zahlreichen ethnischen Gruppen aufzubauen und dabei den verschiedenen Kulturen, Religionsgruppen, Philosophien und Gesinnungen Achtung und Hochschätzung entgegenzubringen.“

Beim Hören der Hymnen
Beim Hören der Hymnen

Unterschiede respektieren, Einheit stiften

Die positiven Attribute Thailands, die der Papst aufzählte, könnten der internationalen Staatengemeinschaft helfen, die heutigen Probleme anzugehen. Eines der wichtigsten positiven Merkmale Thailands sei die Eintracht.

„Die gegenwärtige Zeit ist von der Globalisierung gekennzeichnet, die allzu oft im strikt wirtschaftlich-finanziellen Sinn gesehen wird und dazu neigt, die Grundmerkmale auszulöschen, welche die Schönheit und die Seele unserer Völker bilden und hervorbringen. Die konkrete Erfahrung von Einheit hingegen, welche die Unterschiede respektiert und aufnimmt, dient als Inspiration und Ansporn für alle, denen es ein Anliegen ist, welche Art von Welt wir den kommenden Generationen hinterlassen wollen.“

Bereits in dieser ersten Rede in Thailand grüßte Papst Franziskus die Vertreter der Religionsgemeinschaften. Er sagte seinen Gastgebern, er wolle ihnen persönlich versichern, dass die „kleine, doch lebendige katholische Gemeinschaft alle Bemühungen“ unternehmen werde, um „die so typischen Eigenschaften der Thai zu erhalten und zu fördern“. Diese Charaktere seien sogar in der thailändischen Nationalhymne aufgelistet: friedliebend und freundlich, aber nicht feige.

„Ebenso haben sie - die Thai - den festen Vorsatz, allem entgegenzutreten, was den Schrei so vieler unserer Brüder und Schwestern missachtet, die sich danach sehen, vom Joch der Armut, der Gewalt und der Ungerechtigkeit befreit zu werden. Dieses Land trägt den Namen „Freiheit“. Wir wissen, dass diese nur dann möglich ist, wenn wir uns füreinander mitverantwortlich fühlen und jegliche Form der Ungleichheit überwinden. Man muss daher dafür arbeiten, dass die einzelnen Menschen und die Gemeinschaften Zugang zu Bildung, würdiger Arbeit, Gesundheitsfürsorge haben und so das Allernötigste an Nachhaltigkeit erlangen, das eine ganzheitliche menschliche Entwicklung möglich macht.“

Migrationskrise betrifft auch Thailand

Franziskus ging dann auf das heutige weltweit prägende Migrationsthema ein. Man könne nicht leugnen, dass es eine Migrationskrise gebe. Thailand sei ein Beispiel als offenes Aufnahmeland.

„Einmal mehr verleihe ich meiner Hoffnung Ausdruck, dass die internationale Gemeinschaft in verantwortungsvoller Weise und mit Weitblick agiere, um die Probleme, die zu diesem tragischen Exodus führen, lösen zu können und eine sichere, geordnete und geregelte Migration zu fördern. Möge nur jede Nation wirksame Verfahren bereitstellen zum Schutz der Würde und der Rechte der Migranten und Flüchtlinge, die auf der Suche nach Freiheit und einem würdigen Leben für ihre Familien Gefahren, Ungewissheit und Ausbeutung gegenüberstehen. Es geht nicht bloß um Migranten, es geht auch um das Gesicht, das wir unseren Gesellschaften geben wollen.“

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR leben in Thailand mehr als 93.000 Flüchtlinge in neun Camps entlang der Grenze zu Myanmar. Hauptsächlich handelt es sich um Angehörige der Volksgruppen Karen und Kayah, die vor jahrzehntelangen Konflikten in Myanmar geflohen sind. Laut UNHCR sind 51 Prozent der Flüchtlinge Christen.

Die Ursachen von Flucht und Migration seien die schweren Lebensbedingungen in vielen Ländern der Welt, fuhr der Papst fort. Er denke insbesondere an jene Frauen und Kinder, die Opfer von Menschenhandel sind. Thailand gehöre leider zu den bevorzugten Zielen des Sextourismus. „Ich denke an die Frauen und Kinder unserer Zeit, die besonders verletzt, vergewaltigt und allen Formen von Ausbeutung, Sklaverei, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt werden." Die thailändische Regierung unternehme dagegen sehr viel, würdigte der Papst den Einsatz seiner Gastgeber.

„Dieses Jahr, in dem der dreißigste Jahrestag der Kinderrechtskonvention begangen wird, sind wir eingeladen, über den notwendigen Schutz des Wohls unserer Kinder, über ihre soziale und intellektuelle Entwicklung, ihren Zugang zu Bildung wie auch ihr körperliches, seelisches und geistiges Wachstum nachzudenken und dahingehend entschieden, beständig und unverzüglich zu arbeiten. Die Zukunft unserer Völker ist in hohem Maße damit verbunden, wie wir unseren Kindern eine Zukunft in Würde sicherstellen.“

Nicht nur Thailand brauche „mehr denn je“ Männer und Frauen, die sich um die Menschheitsfamilie kümmerten. Franziskus sprach von „Handwerker der Gastfreundschaft“. Jeder könne entsprechend der eigenen Stellung in der Gesellschaft dazu beitragen. Er segne alle und versicherte sein Gebet bei Gott, um „jeden von Ihnen und Ihre Familien auf Pfaden der Weisheit, der Gerechtigkeit und des Friedens zu führen“.

(vatican news)

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21. November 2019, 03:40