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Papst mahnt kirchliche Ehe-Richter zu Mitgefühl

Papst Franziskus hat einmal mehr zu besonderer pastoraler Aufmerksamkeit für gefährdete oder scheiternde Ehen aufgerufen. „Die Kirche kann angesichts dieser tiefen Verwundungen nicht einfach zur anderen Seite gucken“, sagte er am Samstag auf einem von der Römischen Rota organisierten Kongress.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Ein synodaler Weg der katholischen Kirche hat in den letzten Jahren eine Neuausrichtung der kirchlichen Ehe- und Familien-Seelsorge versucht. Das Ganze mündete 2016 in das Papstschreiben Amoris laetitia, in dem Franziskus vor allem zur Seelsorge in Krisensituationen ermunterte. „Um einer Krise zu begegnen, muss man präsent sein“: Die Kirche solle gerade da Hilfe und Seelsorge anbieten, wo es in Paaren und Familien nicht rund laufe.

Diese Ausrichtung bekräftigte der Papst nun: Den „verschiedenen schmerzlichen Situationen“, denen Paare sich gegenübersähen, lasse sich nicht „mit einem rein bürokratischen, fast mechanischen Ansatz begegnen“. Vielmehr müsse die Kirche in das Leben und den Alltag dieser Menschen eintreten.

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Kirche will nicht verurteilen, sondern den Schmerz der Menschen tragen

„Die Wunden in Ehen heute haben viele, ganz unterschiedliche Ursachen: psychologische, physische, kulturelle… Oft rühren sie daher, dass sich ein menschliches Herz gegenüber der Liebe verschließt. Solche Ursachen schlagen in den Herzen der Beteiligten tiefe, blutende Wunden. Und darum weint und leidet die Kirche, wenn sie auf diese Realität verwundeter Paare trifft – sie will den Schmerz, dem sie da begegnet, auf ihre Schultern nehmen. Und auch wenn es später darum geht, unparteiisch die Wahrheit über die Gründe für das Scheitern einer Ehe herauszufinden, geht die Kirche doch weder menschlich noch geistlich auf Abstand zu denen, die leiden.“

Das richtete sich an die kirchlichen Ehegerichte, deren höchstes die römische Rota, Ausrichterin des Kongresses, ist. „Auch in ihren kanonischen und juristischen Maßnahmen sucht die Kirche immer und ausschließlich das Heil der verletzten Menschen, die Wahrheit über ihre Liebe. Sie hat nichts anderes im Sinn, als ihnen beim Wunsch nach Glück beizustehen… Jeder kirchliche Prozess über eine verwundete Ehe muss sich also zuallererst unter den Schutz des Heiligen Geistes stellen, damit unter seiner Führung gerecht untersucht, unterschieden und geurteilt wird.“

„Ein Prozess ist nichts Mathematisches“

Um dem Nachdruck zu verleihen, fügte der Papst in freier Rede noch ein paar Sätze hinzu. „Das ist sehr wichtig! Ein Prozess ist nichts Mathematisches, wo einfach nur geguckt wird, welches Motiv mehr wiegt als andere. Nein! Da ist der Heilige Geist, er muss den Prozess leiten, immer! Wenn der Heilige Geist nicht da ist, dann ist das, was wir tun, nichts Kirchliches.“

Franziskus sprach dann noch über das Ehesakrament. Da dürfe man „nichts improvisieren“, sagte er, Verlobte müssten sich gut auf die gegenseitige Spendung dieses Sakraments vorbereiten – ein Punkt, auf dem auch Amoris laetitia sehr insistierte.

(vatican news)
 

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30. November 2019, 11:18