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Papst bei Messe in Mosambik: „Nein zu Hass, Gewalt und Korruption"

Es ist eines der Leitmotive des Papstbesuches in Mosambik, und bei der Heiligen Messe in einem Vorort von Maputo hat Papst Franziskus die Sache sehr anschaulich gemacht: Nein zu Hass, Gewalt und Korruption, Ja zu Frieden und Versöhnung im Kleinen wie im Großen.
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Mit einem neuen Kreuzstab zog Franziskus ins Stadion, dem Ort der Freiluftmesse, ein. Das Geschenk, handgefertigt aus recyceltem Holz und Blech, das die Wirbelstürme des vergangenen Jahres kurz und klein gehackt hatten, war dem Papst zuvor bei einem Besuch im nahegelegenen Krankenhaus von Zimpeto überreicht worden.

Mit Begeisterung empfingen die rund 60.000 Gottesdienstbesucher den Gast aus Rom. Der hielt eine eindringliche Predigt, in der er die Menschen in Mosambik, allen voran die Katholiken, zu Frieden anhielt. „Liebt eure Feinde“ (Lk 6,27), ein Gebot Jesu aus dem Evangelium nach Lukas, war der Ausgangspunkt seiner Überlegungen. „Dieses Wort ist heute auch an uns in diesem Stadion gerichtet”, stellte Franziskus klar.

„Liebt eure Feinde“

Jesus habe mit dem Gebot „Liebt eure Feinde“ einen Weg abgesteckt, „einen schmalen Pfad, der einige Tugenden verlangt“, sagte der Papst und wurde gleich konkret: „Viele von Euch können noch in erster Person Geschichten der Gewalt, des Hasses und der Zwietracht erzählen; einige haben sie am eigenen Leib erfahren, andere hatten Bekannte, die nicht mehr da sind, und wieder andere haben Angst, dass die Wunden der Vergangenheit sich wieder öffnen und den schon durchlaufenen Friedensprozess wie in Cabo Delgado zunichtemachen.“ Es sei schwer, mit offenen Wunden über Versöhnung zu reden, räumte der Papst ein. Was aber in einer solchen Lage helfe, sei der Blick auf Jesus und auf den Weg, den er vorausgegangen sei, „den Weg, der ihn dazu geführt hat, jene zu lieben, die ihn verrieten, ihn ungerechterweise verurteilten und jene, die ihn töteten“.

Jesus genüge es nicht, wenn seine Nachfolger ihren Feinden einfach aus dem Weg gehen. Nein, er verlangt „außergewöhnliches Wohlwollen gegenüber jenen, die uns verletzt haben“, und mehr noch, „er bittet uns auch, sie zu segnen und für sie zu beten“. Wenn wir über unsere Feinde sprechen, so der Papst, dann soll „unser Reden über sie ein ,Gutes-Sagen' sein, das Leben hervorruft, und nicht den Tod. Sprechen wir ihre Namen nicht zur Beschimpfung oder zur Vergeltung aus, sondern um eine neue Beziehung aufzubauen, die zum Frieden führt. Das ist ein hoher Maßstab, den der Meister uns vorgibt!”

„Keine Familie und noch weniger ein Land haben Zukunft, wenn der Motor Vergeltung und der Hass sind“

Christen könnten nicht nach dem Vergeltungsprinzip leben, fuhr Franziskus fort. Ein Gleichgewicht der Gewalt ermögliche niemals eine gute Entwicklung. „Ich kann nicht Jesus folgen, wenn die von mir propagierte und gelebte Ordnung lautet: Aug‘ um Auge, Zahn um Zahn“, verdeutlichte der Papst. „Keine Familie, keine Gruppe von Nachbarn, keine Ethnie und noch weniger ein Land haben Zukunft, wenn der Motor, der sie vereint, sie zusammenbringt und die Unterschiede zudeckt, die Vergeltung und der Hass sind.“

Deutlich wandte sich Franziskus gegen organisierte, gemeinschaftliche Formen von Gewalt, Gruppe gegen Gruppe; es war ein klarer Verweis auf Rebellengruppen, die noch im Land aktiv sind. „Wir dürfen uns nicht abstimmen und uns zusammentun, um Rache zu üben, um dem, der uns Gewalt angetan hat, das Gleiche zu tun und scheinbar legale Gelegenheiten der Vergeltung zu planen.“ Es gebe einen anderen Weg, schärfte Franziskus den Mosambikanern ein. Und: „Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Völker ein Recht auf Frieden haben. Ihr habt ein Recht auf Frieden.”

„Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen“

Wie aber erreicht man Frieden in einem vom Krieg gezeichneten Land? Jesus habe da eine Goldene Regel vorgegeben: „Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen“ (Lk 6,31). Darin stecke ein sehr kluger Ratschlag, unterstrich der Papst: Gutes zu tun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Gutes zu tun und darauf hinzuarbeiten, dass mehr vorhanden ist als bloß die Abwesenheit von Konflikten. „Dazu gehört der tägliche Einsatz eines jeden von uns, mit einem aufmerksamen und aktiven Blick den anderen jene Barmherzigkeit und Güte zuteilwerden zu lassen, mit der wir behandelt werden möchten“, sagte der Papst.

Diese Barmherzigkeit und Güte solle besonders den Ausgeschlossenen, Armen, Benachteiligten zuteilwerden. Das sei nicht etwa ein schwaches, sondern im Gegenteil „ein starkes Verhalten, ein Verhalten von Männern und Frauen, die entdecken, dass man andere nicht schlecht behandeln, anschwärzen oder fertigmachen braucht, um sich wichtig zu fühlen; im Gegenteil! Dieses Verhalten ist die prophetische Kraft, die uns Jesus Christus selbst gelehrt hat, als er sich mit ihnen identifizierte. Auf diese Weise zeigte er uns, dass der rechte Weg der Dienst ist.”

Unumwunden verurteilte Franziskus in seiner Predigt auch das Übel der Korruption. Das Land sei voller Reichtümer, aber paradoxerweise seien viele Menschen arm. „Und zuweilen scheint es, dass die, welche sich mit einem vermeintlichen Wunsch zu helfen nähern, andere Interessen verfolgen. Es ist traurig, wenn es Geschwister des gleichen Landes sind, die sich dabei zur Korruption verleiten lassen. Es ist eine sehr gefährliche Sache, zu akzeptieren, dass dies der Preis sein soll, den wir für die Hilfen von außen bezahlen müssen.”

„Das ist das beste Thermometer, um die Ideologien jeder Art zu messen“

Aufmerksamkeit für den Nächsten, Wertschätzung, Einfühlung: Das solle die Haltung der Christen angesichts von Feindschaft und Hass sein. Und zwar bis hin zu dem Punkt, „dass wir das Leben und den Schmerz dieses Menschen als unser Leben und unseren Schmerz empfinden“, so der Papst. „Das ist das beste Thermometer, um die Ideologien jeder Art zu messen, welche die Armen und die ungerechten Verhältnisse zugunsten persönlicher oder politischer Interessen zu missbrauchen suchen.“

Nur Frieden bringe dem Land und seinen Menschen Zukunft, resümierte Franziskus. „Wenn der Friede Christi der Schiedsrichter in unseren Herzen ist und wenn dann ein Fall eintritt, dass verschiedene Meinungen in Konflikt geraten und wir uns zwischen zwei verschiedenen Auffassungen nicht entscheiden können, so lassen wir Christus ,an den Ball´: Die Entscheidung Christi wird uns auf dem Weg des Friedens und auf dem Pfad der Barmherzigkeit halten und lässt uns bei der Entscheidung für die Ärmsten und bei der Verteidigung der Natur bleiben. Auf dem Weg des Friedens.”

Der Abschiedsgruß

Zum Abschluss der Messe dankte der Papst seinen Gastgebern und allen, die bei der Vorbereitung seiner Visite mitgeholfen hatten. Er richtete einen Gruß an jene, die wegen der jüngsten Wirbelstürme nicht nach Maputo kommen konnten, und lud die Menschen in Mosambik dazu ein: „Bitte bewahrt euch die Hoffnung, lasst sie euch nicht rauben! Und es gibt keine bessere Art, um die Hoffnung zu bewahren, als einig zu bleiben.“ 

Nach der Messe brach der Papst zum Flughafen von Maputo auf. Von dort fliegt er zur nächsten Etappe seiner Afrikareise, nach Madagaskar. 

(vatican news – gs)

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Ganz schön verregnet: Die Messe in Maputo
06. September 2019, 10:57