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Papst in Madagaskar: „Armut ist kein unabänderliches Schicksal“

Es war eine Begegnung nach dem Geschmack von Papst Franziskus: In Madagaskar besuchte er am Sonntagnachmittag eine kleine Stadt für und von Menschen, die früher auf Mülldeponien lebten. „Armut ist kein unabänderliches Schicksal“, sagte der Papst vor den Menschen in Akamasoa, der „Stadt der Freundschaft“, die der slowenisch-argentinische Priester Pedro Opeka gegründet hatte.

Pater Opeka selbst war es, der als Moderator durch die Begegnung führte. 8.000 Menschen, die meisten jung, begrüßten das Kirchenoberhaupt in einer Versammlungshalle mit frenetischem Applaus und Gesängen. 

Ein „herrlicher Ort“ sei diese Stadt, sagte Franziskus, weil sie zeige, dass Gott den Schrei der Armen höre. In Akamasoa habe sich dieser Schrei der Armen in Lieder der Hoffnung verwandelt. „Jede Ecke in diesen Wohnvierteln, jede Schule oder Krankenstation ist ein Gesang der Hoffnung, der jedem Fatalismus entgegentritt“, so der Papst.

Pedro Opeka hatte Papst Franziskus mit einer Umarmung empfangen, fast wie einen alten Bekannten - und tatsächlich, wie der Papst in der „Stadt der Freundschaft" improvisiert auf Französisch verriet, war Opeka in Argentinien 1965 bis 1968 sein Schüler an der theologischen Fakultät gewesen. „Er studierte nicht so gern", erinnerte sich Franziskus humoristisch, „aber er eine Liebe für die Arbeit". 

Hier zum Hören:

Opeka war, so wie Jorge Mario Bergoglio, Sohn von Einwanderern in Argentinien. Er wurde Priester und kam 1975 nach Madagaskar. Dort sah er im Umkreis der Hauptstat Antananarivo die Verzweiflung und die Armut Tausender Menschen, die auf Deponien lebten. Opeka nahm diese Situation nicht hin. Er wurde zum „Apostel der Müllmenschen", wie man ihn heute auf Madagaskar nennt. Selbst gelernter Maurer, gründete und baute er zusammen mit immer mehr Familien die „Stadt der Freundschaft“. Heute leben in Akamasoa rund 23.000 Menschen, die früher zu den Ärmsten der Armen Madagaskars zählten, in Dörfern mit Schulen, Kindergärten, Grünflächen und medizinischer Versorgung. Eines der Dörfer ist mit Spenden aus Österreich entstanden, die der Kärntner Priester Josef Kopeinig organisiert hatte.

„Ein Glaube, der es zuließ, Hoffnung zu sehen, wo man nur Schicksalsergebenheit vorfand“

Akamasoa sei „aus der harten Arbeit vieler Jahre“ hervorgegangen - und aus einem „lebendigen Glauben“, lobte Papst Franziskus bei seinem Besuch. Ein Glaube, der sich „in konkreten Taten“ geäußert habe, „ein Glaube, der es zuließ, Hoffnung zu sehen, wo man nur Schicksalsergebenheit vorfand; ein Glaube, der es ermöglichte, Leben zu sehen, wo viele Tod und Zerstörung ankündigten“.

Die ersten Familien, die Akamasoa mit Pater Opeka aufbauten, hätten sich einen „riesigen Schatz an Einsatzbereitschaft, Disziplin, Rechtschaffenheit sowie Achtung vor sich selbst und den anderen“ aufgebaut, die sie den Jungen weitergeben konnten, sagte der Papst. Und er würdigte besonders die gemeinschaftliche Dimension dieses gelebten Glaubens: „Ihr habt verstanden, dass der Traum Gottes nicht nur der persönliche Fortschritt ist, sondern vor allem der gemeinschaftliche; dass es keine schlimmere Sklaverei gibt, – wie uns Pater Pedro in Erinnerung gerufen hat – als dass jeder nur für sich lebt.“

„Ihr habt verstanden, dass der Traum Gottes nicht nur der persönliche Fortschritt ist, sondern vor allem der gemeinschaftliche“

Die jungen Menschen rief der Papst dazu auf, „niemals der Versuchung eines leichten Lebens oder der Selbstbezogenheit“ nachzugeben und ihren Geschwistern zu dienen. Dann werde Akamasoa nicht nur Vorbild für die künftige Generation, sondern auch „Ausgangspunkt für ein von Gott inspiriertes Werk“.

Franziskus dankte Pater Opeka und den Freunden von Akamasoa für ihr „prophetisches und Hoffnung stiftendes Zeugnis". Den slowenisch-argentinischen Missionar hatte er auch schon in Rom getroffen, wo er ihn in Privataudienz empfing. Im November 2018 war im Vatikan ein Dokumentarfilm über Pedro Opeka und sein Werk zu sehen.

(vatican news – gs)

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08. September 2019, 14:30