Franziskus bei einer Audienz an diesem Montag Franziskus bei einer Audienz an diesem Montag 

Papst an Regionaljournalisten: „Über das Gute berichten“

Papst Franziskus stärkt der lokalen Berichterstattung den Rücken - denn diese sei aufgrund ihrer wertvollen Mission und Aufmerksamkeit für den einzelnen Menschen nicht als „geringer“ anzusehen als der Journalismus, der sich mit nationalen oder internationalen Themen beschäftigt. Das sagte das Kirchenoberhaupt an diesem Montag bei einer Audienz für die Journalisten der Regionalprogramme des italienischen staatlichen Senders RAI.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Immer wieder betont Franziskus, dass die lokalen Einheiten und Traditionen gefördert und bewahrt werden müssen, im Gegensatz zu einer allgemeinen Tendenz der Gleichmacherei. So auch bei seiner Audienz für die Journalisten, die im italienischen Fernsehen und Radio die Lokalnachrichten gestalten. Es gebe, so der Papst zu den Medienschaffenden, eine schädliche und eine positive Globalisierung:

„Die Globalisierung ist nicht an sich schlecht; im Gegenteil, die Tendenz zur Globalisierung ist gut, denn sie vereint uns und kann dabei helfen, dass wir alle Glieder eines Körpers werden.“ Schädlich sei Globalisierung hingegen, wenn sie ohne Rücksicht auf kulturelle und traditionelle Eigenheiten durchgesetzt werde und somit zu einer anonymen „Gleichmacherei“ führe.

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Das verdeutlichte der Papst anhand zweier geometrischer Figuren, nämlich anhand der Kugel und des Polyeders: „In der Kugel ist alles gleich, jeder Punkt ist gleich weit entfernt vom Zentrum, alles ist gleich, alles uniform, es gibt keine Unterschiede; im Polyeder hingegen herrscht Kohärenz, es gibt Einheit, aber es gibt auch Verschiedenheit, eine Verschiedenheit der Positionen, der Kultur und der Identität. Und die Globalisierung des Polyeders ist die, die uns vereint, im Respekt für die Unterschiede. Und das ist der Weg.“

Der Mensch und die Werte

Mit dieser geometrischen Figur vergleichbar sei auch der Dienst der Journalisten, die – einer präzisen Mission folgend - über die lokalen Angelegenheiten berichteten, fuhr der Papst fort. Hierbei gehe es einerseits darum, sich in die täglichen Belange der Menschen hineinzuversetzen und von ihren Geschichten, Projekten und Hoffnungen zu erzählen. Doch es gebe noch eine weitere Dimension:

„Die zweite ist die, genau diese Realität aufzugreifen, um in einem weiteren Horizont all die Werte zu vermitteln, die zum Leben und der Geschichte der Menschen gehören - und gleichzeitig der Armut, den Herausforderungen und manchmal auch den Notlagen eine Stimme zu geben, auf die man vor Ort trifft, unterwegs auf der Straße, im Gespräch mit Familien, am Arbeitsplatz. Aber auch, den Orten und Zeugnissen des Glaubens eine Stimme zu geben.“

„Die unverfälschteste Form der Berichterstattung“

Aus all diesen Gründen, so der Papst weiter, sei er davon überzeugt, dass lokale im Gegensatz zur nationalen Berichterstattung keinesfalls „geringer“ einzuschätzen zu sei: „Ich würde vielmehr sagen, dass sie die unverfälschteste und authentischste ist, die sich in der Welt der Massenmedien findet, da sie nicht in Diensten des Profits oder der Notwendigkeit steht, eine bestimmte Botschaft zu vermitteln. Hingegen ist sie gerufen, nur die Stimme der Menschen zu übertragen, in all ihren Ausprägungen und in den verschiedenen Momenten des sozialen, kulturellen und spirituellen Lebens, und sie hat eine genauso wichtige Aufgabe darin, den lokalen Wirklichkeiten und Kulturen Wertigkeit zu verschaffen, ohne die auch die nationale Einheit keinen Bestand hätte.“

Klare, vollständige und unaufgeregte Berichterstattung

Er wolle den Journalisten danken, die sich dafür entschieden haben, die lokale Berichterstattung sicherzustellen und den Nachrichten einen Platz zu verschaffen, die in der „großen Information“ nicht vorkommen würden, so der Papst mit einem eigenen „Danke“ an den nationalen Sender RAI, der seit jeher dabei geholfen habe, dass sich das italienische Volk als solches identifizieren konnte:

„Und in diesen Zeiten, mehr denn je, verspürt man die Notwendigkeit nach Nachrichten, die vollständig übermittelt werden, in einer unaufgeregten Sprache, um das Nachdenken anzuregen; wohl ausgewogene und klare Worte, die aggressive und herabwürdigende Töne zurückweisen,“ betonte der Papst, wohl mit Blick auf die durchaus aggressive Wortwahl, die in den vergangenen Wochen, wenn nicht Monaten, die italienische Berichterstattung prägt.

Er wolle sie ermutigen, auch weiterhin diese unverfälschten Realitäten zu erzählen, die sich in vielen Ecken des Landes fänden: „Wirklichkeiten, die sich nicht der Gleichgültigkeit geschlagen geben, die gegenüber Ungerechtigkeiten nicht schweigen und nicht den Moden hinterherlaufen. Es gibt so viel verstecktes Gutes, das es verdient, bekannt zu werden...“ 

(vatican news)

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16. September 2019, 10:50