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Papst Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz Papst Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz 

Radioakademie zum Vaterunser (5): „Und vergib uns unsere Schuld"

Die fünfte Vaterunserbitte hat eine doppelte Ausrichtung. Sie wendet sich erst nach oben – „Herr, vergib uns unsere Schuld“ – und dann zu uns und unserem Umgang mit den Mitmenschen – „Wie auch wie vergeben unseren Schuldigern“. Hier ein Auszug aus dem fünften und vorletzten Teil unserer Radioakademie zum Vaterunser, erklärt von Papst Franziskus.

„Eigentlich hätte die Bitte sich auch auf diesen ersten Teil beschränken können: Sie wäre schön gewesen. Jesus bekräftigt es jedoch mit einem zweiten Wort, das eins ist mit dem ersten. Die vertikale Beziehung der Güte von Seiten Gottes reflektiert sich und muss zu einer neuen Beziehung werden, die wir mit unseren Brüdern und Schwestern leben: eine horizontale Beziehung. Der gute Gott lädt uns alle ein, gut zu sein. Die beiden Teile der Bitte werden miteinander verbunden durch eine schonungslose Konjunktion: Wir bitten den Herrn, unsere Schuld, unsere Sünden zu vergeben, »wie« wir unseren Freunden vergeben, den Menschen, die mit uns leben, unseren Nachbarn, den Menschen, die etwas getan haben, das nicht schön war.“

Hier zum Hören:

Als Christen wissen wir, so fährt Franziskus fort, dass es für uns, wenn wir bereuen, die Vergebung der Sünden gibt: Gott vergibt alles und vergibt immer. Jesus sagt seinen Jüngern, im Himmel herrscht mehr Freude über einen reuigen Sünder als über eine Menge an Gerechten, die keine Umkehr nötig haben. Aber, Vorsicht, so warnt Papst Franziskus: Die Gnade Gottes ist überreich, aber immer anspruchsvoll.

„Wer viel empfangen hat, muss lernen, viel zu geben“

„Wer viel empfangen hat, muss lernen, viel zu geben und das, was er empfangen hat, nicht nur für sich zu behalten. Wer viel empfangen hat, muss lernen, viel zu geben.“

Deshalb ist es auch kein Zufall, dass das Evangelium nach Matthäus, gleich nachdem es uns den Text des Vaterunsers schenkt, unter den sieben Bitten gerade die der geschwisterlichen Vergebung hervorhebt: "Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben".

Das sind starke Worte! Manchmal habe ich Menschen sagen gehört: Ich werde dieser Person nie vergeben! Was sie mir getan haben, werde ich nie vergeben! Aber wenn du nicht vergibst, wird Gott dir nicht vergeben. Du schließt die Tür. Denken wir darüber nach, ob wir in der Lage sind zu vergeben oder ob wir nicht vergeben. Als ich in der anderen Diözese war, hat mir ein Priester betrübt berichtet, dass er zu einer alten Frau gegangen war, die im Sterben lag, um ihr die letzten Sakramente zu spenden. Die arme Frau konnte nicht sprechen. Und der Priester sagt zu ihr: Meine Dame, bereuen Sie Ihre Sünden? Die Frau hat Ja gesagt; sie konnte sie nicht beichten, aber sie hat Ja gesagt. Das genügt. Und weiter: Vergeben Sie den anderen? Und die Frau, die im Sterben lag, hat gesagt: Nein. Der Priester blieb betrübt zurück. Wenn du nicht vergibst, wird Gott dir nicht vergeben. Aber wenn du es nicht schaffst zu vergeben, dann bitte den Herrn, dass er dir die Kraft schenken möge, es zu tun: Herr, hilf mir zu vergeben.

Soweit ein Auszug aus der vierten Folge von Gudrun Sailers Radioakademie zum Vaterunser mit Papst Franziskus. Die Sendereihe läuft insgesamt sechs Wochen lang bis Ende August 2019. Wir haben für Sie eine CD mit allen sechs Folgen zusammen vorbereitet, die wir Ihnen gerne gegen eine Spende zusenden können. Bestellungen bitte an: cd@vaticannews.de.

(vatican news)

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11. August 2019, 08:52