4. Februar: Der Papst unterzeichnet die Erklärung von Abu Dhabi 4. Februar: Der Papst unterzeichnet die Erklärung von Abu Dhabi 

Ein „Dokument von Abu Dhabi“ auch für die Schiiten?

Der chaldäisch-katholische Patriarch, Kardinal Mar Louis Raphael Sako, hofft darauf, dass es beim geplanten Irak-Besuch von Papst Franziskus im Frühjahr 2020 zu einer Begegnung mit dem schiitischen Großayatollah Ali Al-Sistani in Nadschaf kommen wird.

Dabei könnte ein Dokument von ähnlichem Gewicht unterzeichnet werden wie die Erklärung über „Geschwisterlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“. Dieses sogenannte Dokument von Abu Dhabi haben der Papst und der Großimam von Al-Azhar im Februar gemeinsam veröffentlicht.

„Papst Franziskus ist ein offener Mensch, der Frieden und Brüderlichkeit sucht“, so der Kardinal-Patriarch in einem Interview. „Alle im Irak – Christen wie Muslime – schätzen ihn wegen seiner Einfachheit und Nähe. Seine Worte berühren alle, weil sie die Worte eines Hirten sind. Er ist ein Mensch, der Frieden bringen kann.“

„Nur 20 Flugminuten bis Nadschaf“

Das Ziel des Besuchs von Papst Franziskus sei schon bei der Ankündigung auf der Vollversammlung der katholischen Hilfswerke für die Ostkirchen im Juni deutlich geworden, betonte der Patriarch. Dem Papst gehe es darum, dass sich alle Gemeinschaften des Landes am Aufbau des Gemeinwohls beteiligen und nicht in die Spannungen zurückfallen, die auf die Konflikte der Regionalmächte zurückzuführen sind.

Entscheidend sei, den „Anderen“ nicht als Feind und Gegner, sondern als Bruder zu sehen, so Mar Louis Raphael Sako: „Wir leben alle zusammen, wir sind Nachbarn, wir brauchen keine Angst zu haben. Wir müssen die Mentalität und die Kultur ändern.“ Der Besuch von Papst Franziskus könne zu einem „starken Moment“ für die „islamischen schiitischen Brüder“ werden. Deshalb hoffe er, dass es zu einem Treffen zwischen Papst Franziskus und Großayatollah Al-Sistani kommen werde – „schließlich sind es von Bagdad nach Nadschaf nur 20 Flugminuten“ - und ein Paralleldokument zu dem von Abu Dhabi unterzeichnet wird. „Das wäre ein Zeichen, dass die ganze islamische Welt, Schiiten wie Sunniten, Schluss mit Kriegen, Tod und Zerstörung sagt“, stellte der chaldäische Patriarch fest.

„Mehr als 50 Prozent sind zurückgekehrt“

Große Hoffnungen setzt der Patriarch auch auf die Etappe des Papstbesuchs in der kurdischen Regionalhauptstadt Erbil, wo während des Vormarsches der IS-Terroristen so viele Christen Zuflucht gefunden hatten. In dem Interview sagte Mar Louis Raphael Sako, dass nach seinen Informationen mehr als 50 Prozent der vertriebenen und geflüchteten Familien in ihre Heimatorte zurückgekehrt seien. Viele seien allerdings auch nach Europa, Nord- und Südamerika, Australien emigriert.

Der Patriarch plädiert für eine „Theologie der Flüchtlinge“, in der er die Hoffnung der vertriebenen Christen der Ninive-Ebene mit jener der nach Babylon ins Exil verschleppten Juden des Ersten Testaments vergleicht. In den Ortschaften der Ninive-Ebene könne man die Freude der Menschen erleben, die in ihre Heimatorte zurückkehren und das wieder aufbauen, was zerstört wurde. Die Aufgabe der Priester und Bischöfe sei es, die Arbeit und die Freude der heimgekehrten Flüchtlinge zu begleiten, ihnen Hoffnung zu vermitteln.

„Es ist nicht alles düster“

Eine besondere Aufgabe sieht der chaldäische Patriarch für die Christen im Irak in ihrer „Berufung zur Einheit“. Als Erzbischof von Kirkuk habe er immer wieder Begegnungen der religiösen Führungspersönlichkeiten der Sunniten, Schiiten, Kurden usw. veranstaltet, alle hätten darin übereingestimmt, dass nur die Kirche alle an einem Tisch versammeln könne. „Wir haben eine Berufung zur Einheit, die uns Kraft und Freude gibt. Es ist nicht alles düster“, sagte Sako.

(kap – sk)
 

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13. Juli 2019, 08:42