Der Papst empfängt katholische Ärzte in Audienz Der Papst empfängt katholische Ärzte in Audienz 

Papst an katholische Ärzte: Professionalität und ethisches Handeln zeichnen euch aus

Ärzte sollten nach dem Beispiel Jesu ihre Patienten als Gegenüber ernst nehmen und denen nahe stehen, die aufgrund ihrer Krankheit „Momente der Prüfung“ durchlebten. Das schrieb Franziskus an diesem Samstag katholischen Ärzten ins Stammbuch. Er empfing die Internationale Föderation katholischer Ärztevereinigungen (FIAMC) anlässlich ihres Treffens in Rom, bei dem der Dachverein dem heiligen Herzen Jesu geweiht wird.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Er würdige ihre Entscheidung, sich dem heiligen Herzen Jesu zu weihen, und versichere sie seines Gebetes dafür, dass diese Weihe Früchte für jeden einzelnen bringen werde, wandte sich Franziskus an die rund 500 katholischen Ärzte aus aller Welt, die zu diesem Ereignis nach Rom gekommen waren.

Die Pflege erkrankter Menschen, so der Papst an seine Gäste, sei eine der grundlegensten Eigenschaften der Kirche. Bereits die ersten Christen hätten von Jesus oftmals als „Arzt“ gesprochen, denn seine Mission sei untrennbar mit der Heilung von erkrankten Menschen verwoben, erläuterte Franziskus: „Seine Mission bestand vor allem anderen darin, sich den Kranken und durch Behinderung gezeichneten Menschen anzunähern, insbesondere denen, die aufgrund dessen missachtet oder ausgegrenzt waren. Auf diese Weise hebt Jesus das Urteil der Verdammung auf, das dem Kranken oftmals das Etikett eines Sünders anheftete; mit dieser Nähe voller Mitgefühl zeigt er die unendliche Liebe des Gottvaters für seine bedürftigsten Kinder.“

„Für Jesus bedeutet heilen, sich der Person anzunähern“

Die Pflege der Kranken erscheine somit als Grundbestandteil der Mission Christi, und dies sei sie auch in der Kirche geblieben, betonte Franziskus mit Blick auf die Evangelien, die die enge Verbindung zwischen der Verkündigung Jesu und seinen Gesten der Heilung betonten.

Zum Nachhören

Wichtig sei in diesem Zusammenhang jedoch auch die Zugewandtheit, mit der Jesus sich um die Bedürftigen kümmere und die auch – oftmals verpönte oder sogar verbotene – körperliche Berührungen mit einschließe: „Für Jesus bedeutet heilen, sich der Person anzunähern, auch wenn es manchmal einige verbieten wollen, wie im Fall des blinden Bartimäus in Jericho. Jesus lässt ihn rufen und fragt ihn: „Was willst du, dass ich dir tue?“ Es kann überraschen, dass der ,Arzt‘ den Leidenden fragt, was er für ihn tun kann. Aber das verdeutlicht den Wert des Wortes und des Dialoges in einer Heilungsbeziehung.“

Der Mensch als Einheit von Körper, Seele und Geist

Der Mensch, so betonte der Papst weiter, sei eine Einheit aus Geist, Seele und Körper. Und das mache auch Jesus deutlich, der niemals nur einen Teil des Menschen heile, um den er sich gerade kümmere. Manchmal gehe er vom Körper aus, manchmal vom Herzen – also der Vergebung der Sünden – aber immer gehe es ihm darum, das „Ganze“ wiederherzustellen. Oftmals ende die Beziehung auch nicht im Moment der Heilung, gab der Papst mit Blick auf die vielen Beispiele zu bedenken, bei denen Geheilte zu Jüngern und Anhängern Christi werden.

„Das heißt, Jesus nährt sich an, kümmert sich, heilt, versöhnt, ruft und sendet aus: wie man sieht, ist für ihn die Beziehung mit den Menschen, die von Krankheit und Behinderung niedergedrückt sind, persönlich und reich, nicht mechanisch, nicht auf Distanz.“

Die richtigen Worte finden, aber auch im richtigen Moment schweigen

Franziskus rief die versammelten Ärzte dazu auf, dem Beispiel Jesu zu folgen und sich denen anzunähern, die litten, indem sie ihnen die Behandlung „mit Sorgfalt und Respekt vor der Würde und der körperlichen wie geistigen Integrität der Person“ angedeihen ließen. Dazu gehöre es, „aufmerksam zuzuhören, um mit angemessenen Worten zu antworten“, aber auch im rechten Moment zu schweigen – was nicht nur die Behandlung menschlicher mache, sondern gleichzeitig zu einem besseren Gelingen derselben beitrage, zeigte sich Franziskus überzeugt. Gleichzeitig seien die behandelten Ärzte aufgerufen, ihren Patienten Ermutigung und Hoffnung zu schenken, denn „man kann nicht ohne Hoffnung heilen oder geheilt werden.“

Die Fortschritte, die die Medizin in den letzten 100 Jahren gemacht habe, seien enorm, schlug der Papst den Bogen zu den modernen Therapieformen. Derer gebe es zahlreiche, auch solche, die sich bislang im Experimentier-Stadium befänden, betonte Franziskus: „All diese Therapien waren für die vergangenen Generationen undenkbar. Wir können und müssen das Leid lindern und jeden dazu erziehen, verantwortlicher für die eigene Gesundheit und die der Nahestehenden und Verwandten zu sein. Wir müssen uns auch daran erinnern, dass heilen heißt, die Gabe des Lebens von Anfang bis zum Ende zu respektieren. Wir sind nicht die Besitzer: Das Leben wird uns anvertraut, und die Ärzte müssen ihm dienen.“

Professionalität, Ethik und Teamfähigkeit

Katholische Ärzte zeichne dabei ein eigener Stil aus, so der Papst zu seinen Gästen. Denn sie müssten Professionalität mit Teamfähigkeit und ethischem Bewusstsein vereinen, betonte Franziskus, der darauf hinwies, dass dies der wahre Qualitätsfaktor sei, der die medizinischen Einrichtungen auszeichne: „Oftmals, das wissen wir, ist die Qualität einer Station nicht so sehr durch die Instrumente bestimmt, mit sie ausgestattet ist, sondern durch die Professionalität und Menschlichkeit des Chefarztes und des Ärzteteams.“ Das sehe man auch daran, dass Patienten immer wieder nach dem Arzt fragten, mit dem sie eine angenehme persönliche Beziehung eingehen konnten, fügte Franziskus spontan eine immer wieder gemachte Erfahrung hinzu.

Der Papst bat seine Gäste abschließend darum, den Heiligen Geist um „die Gabe der Unterscheidung“ dafür anzurufen, die „delikaten und komplexen Situationen“, die ihnen in ihrer täglichen Arbeit begegneten, anzugehen.

(vatican news)

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22. Juni 2019, 12:58