Der Papst und die Teilnehmer an der Konferenz "Minenindustrie für das Gemeinwohl" Der Papst und die Teilnehmer an der Konferenz "Minenindustrie für das Gemeinwohl" 

Papst fordert Umdenken in der Wirtschaft

Der Planet krankt an einem überholten Wirtschaftsmodell. Das betonte Papst Franziskus bei einer Audienz für Teilnehmer an einem „Die Minenindustrie für das Gemeinwohl“ betitelten Treffen an diesem Freitag. Der Runde Tisch wurde durch das Dikasterium für die Förderung der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen organisiert.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Er wolle den Organisatoren der Konferenz insbesondere dafür danken, dass sie Vertreter der durch Bergbau betroffenen Gemeinschaften gemeinsam mit Verantwortlichen aus der Minenindustrie an einen Tisch geholt hätten, betonte der Papst vor seinen Gästen. „Das ist lobenswert, und das ist ein grundlegender Schritt vorwärts auf dem Weg des Fortschritts. Wir müssen diesen Dialog ermutigen, damit er weitergehe und zur Norm werde, anstatt eine Ausnahme zu bleiben. Ich beglückwünsche euch dafür, dass ihr euch auf dem Weg des gegenseitigen Dialogs mit dem Geist der Ehrlichkeit, des Mutes und der Geschwisterlichkeit voran gewagt habt.“

„Es ist ein gieriges Modell, orientiert am Profit, kurzsichtig und auf der Illusion eines unendlichen Wirtschaftswachstums basierend“

Die „prekäre Verfassung“ unseres Planeten sei vor allem einem wirtschaftlichen Modell geschuldet, das „allzu lange Zeit“ aufrechterhalten worden sei, unterstrich Franziskus: „ein gieriges Modell, orientiert am Profit, kurzsichtig und auf der Illusion eines unendlichen Wirtschaftswachstums basierend,“ sagte der Papst den Teilnehmern an den Beratungen zum nachhaltigen Bergbau.

Zum Nachhören

Die zerstörerischen Auswirkungen dieses Handelns auf die Umwelt und die menschlichen Lebensbedingungen sind längst sichtbar. Dennoch seien viele Menschen träge und nicht willens, etwas zu ändern, beklagte Franziskus. Und er wiederholte seine Forderung nach einer Wende im Wirtschaftsdenken: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel in allen unseren wirtschaftlichen Aktivitäten, eingeschlossen den Bergbau.“ Der von den Organisatoren der Konferenz gewählte Titel sei in diesem Zusammenhang sehr angebracht, so der Papst, der in der Folge einige Überlegungen zu den Diskussionen beisteuerte.

„Die Minentätigkeit muss im Dienst des Menschen stehen und nicht anders herum“

Zunächst einmal müsse die Minentätigkeit, so wie jede andere Form des Wirtschaftens, der gesamten Gemeinschaft dienen. Das bedeute, dass Konzerne und Politik direkt vom Bergbau betroffene Menschen in die Diskussionen einbeziehen müssen, besonders die indigenen Gruppen, sagte der Papst mit Blick auf die kommende Amazonassynode. 

„Zweitens, der Bergbau muss im Dienst des Menschen stehen und nicht anders herum. […] Die Aufmerksamkeit für den Schutz und das Wohlergehen der Menschen, die in die Minentätigkeiten einbezogen sind, genauso wie der Respekt der grundlegenenden Menschenrechte der Mitglieder der lokalen Gemeinschaften und derjenigen, die ihre Rechte verteidigen, sind nicht verhandelbare Prinzipien,“ unterstrich der Papst, wohl auch mit Blick auf die beunruhigenden Nachrichten über zunehmende Morde an Menschenrechtlern hauptsächlich in Lateinamerika. Dabei sei es nicht mit einer sozialen Verantwortung der Betreiberfirma getan, vielmehr müsse der Bergbau zur ganzheitlichen Entwicklung eines jeden einzelnen Gliedes der lokalen Gemeinschaften beitragen, mahnte Franziskus.

„Wir müssen diese Wegwerfkultur kritisieren und vermeiden“

„Drittens ist es nötig, einen nachhaltigen wirtschaftlichen Kreislauf zu entwickeln, vor allem im Bereich der Minentätigkeit.“ Eine Vermeidung des „Raubbaus“ ohne Rücksicht auf Verluste also, der letztlich nur umweltschädigenden Müll produziere und außer den Geschäftemachern keine Gewinner kenne: „Wir müssen diese Wegwerfkultur kritisieren und vermeiden“, so die immer wieder vorgebrachte Forderung des Papstes, der mit seiner kompromisslosen Umweltenzyklika weithin Aufmerksamkeit erregt hat.

„Die Mäßigung ist auch grundlegend nötig, um unser gemeinsames Haus zu retten“

„Die Förderung einer Wirtschaft, die einem Kreislauf folgt, und der Ansatz ,reduzieren, wiederverwenden, recyclen‘ stehen auch sehr im Einklang mit dem nachhaltigen Konsum und den Produktionsmodellen, die im 12. Nachhaltigkeitsziel der Vereinten Nationen beschrieben sind. Darüber hinaus haben die Religionsgemeinschaften stets die Mäßigung herausgestellt, die ein Schlüsselelement eines ethischen und verantwortlichen Lebensstils ist. Die Mäßigung ist auch grundlegend nötig, um unser gemeinsames Haus zu retten,“ betonte Franziskus mit Blick auf die Teilnehmerliste an der Konferenz, auf der sich auch Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen aus aller Welt austauschen.

Der Papst bat die Audienzteilnehmer abschließend, in ihrem Einsatz für die Bewahrung des Gemeinsamen Hauses - also der Umwelt - nicht nachzulassen. Politik wie Wirtschaftsunternehmen seien hier miteinzubeziehen, so Franziskus.

(vatican news)

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03. Mai 2019, 12:59