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Papst Franziskus bei dem Treffen in der Erzengel-Michael-Kathedrale von Rakowski Papst Franziskus bei dem Treffen in der Erzengel-Michael-Kathedrale von Rakowski

Papst an Bulgariens Katholiken: Gemeinden sollen „Baustellen der Hoffnung" sein

Papst Franziskus hat in Bulgarien katholische Gläubige zu Mut, Zuversicht und liebevollem Verhalten anderen gegenüber eingeladen. „Um jemanden zu lieben, brauche ich nicht nach seinem Lebenslauf zu fragen; die Liebe geht voraus, kommt zuvor“, sagte das Kirchenoberhaupt bei einer Begegnung mit der Gemeinde in Rakowski.

Das Treffen fand in der Erzengel-Michael-Kirche statt, die auch eine Reliquie des heiligen Papstes Johannes XXIII. besitzt. So ging Franziskus in seiner mit zahlreichen freien Einschüben durchsetzten Rede von seinem Vorgänger aus, der als erster Apostolischer Visitator und Delegat ab 1925 fast zehn Jahre in Bulgarien zugebracht hatte, das Land sehr schätzte und dort noch heute eine populäre Figur ist.

Franziskus würdigte die nie versiegende Zuversicht des „guten Papstes“, seine grundsätzlich hoffnungsvolle Haltung. Angelo Roncalli habe „sein Herz mit dem des Herrn so in Einklang zu bringen“ gewusst, „dass er sagen konnte, nicht mit denen einverstanden zu sein, die um sich herum nur Böses sahen. Er nannte sie Unglückspropheten.” Es brauche Vertrauen in die göttliche Vorsehung: „Sie begleitet uns immer und kann inmitten von Widerständen höhere und unerwartete Pläne verwirklichen“, zitierte Franziskus aus der Ansprache von Papst Johannes zur Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Zum Nachhören

„Menschen Gottes sind die, welche gelernt haben, von der Kraft der Auferstehung her zu sehen, zu vertrauen, neu zu entdecken und sich lieben zu lassen“, sagte der Papst den katholischen Gläubigen. „Sie sehen sehr wohl, dass es schwierige und besonders ungerechte Situationen und Momente gibt. Aber sie bleiben davor nicht untätig und eingeschüchtert stehen.” Sie ließen sich auch nicht aufhalten von einem „Klima des Unglaubens, des Unbehagens oder der Missmut“. Männer und Frauen Gottes seien „die, welche den Mut zum ersten Schritt haben“.

Und Franziskus berichtete von seinem kurzen Besuch am Montagmorgen im Flüchtlingsheim von Sofia, vor seinem Abflug nach Rakovsky. Ausdrücklich würdigte er den Einsatz der freiwilligen Caritas-Leute für die Fremden. Dort gebe es viele Christen, die gelernt hätten, „mit den Augen des Herrn zu sehen“, sich nicht bei den Adjektiven aufhielten. „Wir sind einer Kultur der Adjektive verfallen!“ brachte der Papst spontan eine oft von ihm geäußerte Überzeugun vor. „Mit den Augen des Glaubens sehen lädt dazu ein, sein Leben nicht damit zu verbringen, den Leuten Etiketten umzuhängen, je nachdem, ob jemand liebenswert ist oder nicht“, erklärte Franziskus. „Es geht darum, nach den Bedingungen zu suchen, damit jede Person sich geliebt fühlen kann, besonders die, welche sich von Gott vergessen fühlt, weil sie von ihren Mitmenschen vergessen wurde.“

„Wie schön, wenn unsere Gemeinschaften Baustellen der Hoffnung sind!“

 Um jemanden zu lieben, so der Papst, „brauche ich nicht nach seinem Lebenslauf zu fragen; die Liebe geht voraus, kommt zuvor“. Wer wirklich liebe, der verschwende seine Zeit nicht mit Selbstmitleid, sondern finde immer etwas Konkretes zu tun. Wie es Papst Johannes XXIII. sagte: „Ich habe nie einen Pessimisten getroffen, der etwas Gutes hervorgebracht hätte“. „Der Herr selbst ist kein Pessimist“, sagte Franziskus: „immer versucht er uns Wege der Auferstehung zu eröffnen. Wie schön, wenn unsere Gemeinschaften Baustellen der Hoffnung sind!”

Als „Hausaufgabe” vertraute der Papst den bulgarischen Gläubigen an, mutig und kreativ zu sein im Zugehen auf junge Menschen. Vielen von ihnen mangle es heute an den Wurzeln, die vor allem durch den Kontakt mit den älteren Mitgliedern der Gesellschaft gepflegt würden. Das werde „noch schlimmer, wenn sie sich gezwungen sehen, das eigene Land, die eigene Heimat, die eigene Familie zu verlassen“. Mit jedem Mittel, sagte Franziskus den katholischen Gläubigen, müssten sie sich für „Licht und Trost“ einsetzen, damit niemandem in der Glaubensgemeinschaft der Horizont wegbricht, aus dem sich Sinn und Leben schöpfen lassen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass die schönsten Kapitel im Leben der Kirche dann geschrieben wurden, wenn sich das Volk Gottes kreativ auf den Weg gemacht hat, um gegenüber der jeweiligen Herausforderung die Liebe Gottes in jeden Augenblick der Geschichte hinein zu übersetzen.“ Und er lenkte den Blick auf die Anstrengungen der Zukunft: „Werdet nicht müde, eine Kirche zu sein, die inmitten von Widerständen, Leid und Armut weiter die Kinder hervorbringt, welche dieses Land heute am Beginn des 21. Jahrhunderts braucht. Habt ein offenes Ohr für das Evangelium und gleichzeitig für das Herz eures Volkes.”

Davor und danach

Kinder in traditionellen bulgarischen Trachten hatten den Papst eingangs empfangen und ihm als Willkommensgeste Brot gereicht. Jugendliche tanzten, eine Familie erzählte davon, wie bedeutsam die Pfarrei als Familie und Beheimatung für sie sei. Vor der Basilika segnete er einige Kranke, während zum festlichen Klang der Kirchenglocken weiße Luftballons in den Himmel stiegen.

Zuvor hatte der Papst mit den drei katholischen Bischöfen zu Mittag gegessen. Dazu eingeladen hatten die Franziskanerinnen von Rakowski. Die elf Schwestern empfingen Franziskus im Refektorium. Nach dem Essen begrüßte der Papst im Hof einige Kranke, die von den Franziskanerinnen der bulgarischen Stadt versorgt werden.

(vatican news – gs)

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06. Mai 2019, 14:16