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Papst vor Flüchtlingen in Sofia: Migration ist „Kreuz der Menschheit"

Papst Franziskus hat am Montagmorgen in Bulgarien Flüchtlinge besucht. Bei der Begegnung mit den rund 50 Menschen hauptsächlich aus Syrien, dem Irak und Afghanistan in einer Einrichtung am Stadtrand von Sofia sprach das Kirchenoberhaupt den Menschen Mut zu und dankte ihnen für ihren „guten Willen“.
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Der Vatikan hatte das Treffen als privat ausgegeben. Das Heim ist in einem ehemaligen Schulgebäude im Stadtteil Vrazhdebna nahe dem Flughafen untergebracht. „Heute ist die Welt der Migranten und Flüchtlinge ein ziemliches Kreuz: ein Kreuz der Menschheit, und das Kreuz ist, dass so viele Menschen leiden“, sagte der Papst in einer improvisierten kurzen Rede. Er wünschte Migranten und ihren Mitbürgern, die in ihren Herkunftsländern geblieben sind, das Beste und bat sie, für ihn zu beten.

Die Kinder in der Flüchtlingsunterkunft empfingen Franziskus mit einem Lied und überreichten ihm selbstgemalte Zeichnungen. Der Papst dankte ihnen und bemerkte, Kinder seien die Freude ihrer Eltern auf ihrem Weg als Flüchtlinge, der „nicht immer schön ist”.

Ein seit fünf Jahren in Bulgarien lebender afghanischer Flüchtling erzählte dem Papst von seinen Erfahrungen, und eine Freiwillige der Caritas berichtete von ihrem Einsatz. Eine Freiwillige der Caritas berichtete, die Menschen in Zentrum müssten mit der Ungewissheit leben, ob sie im Land bleiben dürften oder abgeschoben werden. „Wir Katholiken wollen sie konkret die Liebe Gottes erfahren lassen“, sagte die Frau. Viele der Helfer in dem Heim seien auch ehemalige Flüchtlinge muslimischen Glaubens.

Bulgarien hat UN-Migrationspakt nicht unterzeichnet

Bereits am Sonntag hatte Franziskus an Bulgariens Regierung und Politiker appelliert, sich Migranten nicht zu verschließen; das Land habe selbst das „Drama der Auswanderung" erfahren, sagte er. Bulgarien hatte den im Dezember in Marokko beschlossenen UN-Migrationspakt nicht unterzeichnet, ebenso wie Österreich, Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei. In der Frage der Sicherung der EU-Außengrenzen vertritt das Land einen harten Kurs. Mit seinem Besuch im Flüchtlingsheim in Sofia wollte Franziskus ein Zeichen setzen.

Das Zentrum Vrazhdebna ist eines von sechs im ganzen Land. Angelegt waren die Einrichtungen ursprünglich für etwa 5.000 Flüchtlinge. Mit den knapp 20.000 Schutzsuchenden, die 2015 und 2016 die Route über den östlichen Balkan nahmen, war die Infrastruktur des Landes überfordert. Im November 2018 ermahnte die EU Bulgarien zu Verbesserungen der Einrichtungen und des Umgangs mit Migranten.

Im vergangenen Jahr kamen aufgrund des Grenzzauns sowie der Präsenz der Europäischen Grenzagentur Frontex nur noch knapp 2.600 Migranten, die meisten aus Afghanistan, Irak, Syrien und Pakistan. Von den 2.540 Asylanträgen wurden laut Landesstatistik fast alle Syrer, aber kaum Afghanen und nur jeder zehnte aus Irak anerkannt. Bulgarien, das an die Türkei grenzt, ist für Flüchtlinge meist nur ein Durchgangsland, da sie in der Regel nicht in dem ärmsten EU-Land bleiben wollen.

(vatican news/kap – gs)

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06. Mai 2019, 10:16