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Argentinische Bischöfe laden Franziskus in die Heimat ein

Besuch aus der Heimat: Eine Gruppe von argentinischen Bischöfen war am Donnerstag zum ad-limina-Besuch beim Papst. Und lud den früheren Erzbischof von Buenos Aires Jorge Bergoglio, heute Papst Franziskus, zu einem Besuch zuhause ein.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

„Das war das Erste, was wir ihm gesagt haben!“, berichtet uns der Weihbischof von La Plata, Alberto Germán Bochatey. „Er hat gelächelt und uns dann erzählt, was für ein volles Reiseprogramm er in den nächsten Monaten hat, auf allen Kontinenten. Und dann hat er gesagt: Bei mir haben einige Länder Vorrang, wo es sozusagen Notfälle gibt – pastorale, politische oder soziale. Aber ich werde schon kommen! – Es ist klar, dass er nach Argentinien kommen will, aber er will uns auch keinerlei Vorrang einräumen. Erst sind die anderen dran, dann das eigene Zuhause.“

Zum Nachhören

Dass Franziskus in fast sechs Jahren Pontifikat fast alle Länder Lateinamerikas besucht, aber um Argentinien einen Bogen gemacht hat, ärgert dort viele. Auch bei vielen Katholiken in Argentinien stößt das auf Unverständnis. In einem Brief hat der Papst letztes Jahr beteuert, dass „die Liebe zu meinem Vaterland in mir immer noch stark ist“, und alle, „die sich durch einige meiner Gesten verletzt fühlen“, um Verzeihung gebeten.

Auch über Missbrauchsskandale gesprochen

Zwei Stunden lang unterhielten sich die Bischöfe mit ihrem Landsmann, der von 2005 bis 2011 selbst Vorsitzender der argentinischen Bischofskonferenz gewesen war. „Wir hatten ein sehr schönes Treffen mit dem Heiligen Vater – sehr brüderlich, sehr spontan… Dabei haben wir über die Evangelisierung gesprochen, über Schul- und Ausbildungsfragen, über Arbeitslosigkeit und über die Notwendigkeit eines internen Dialogs. Argentinien erlebt eine starke innere Spaltung in verschiedene politische Gruppen, und wir fragen uns, warum wir an diesen Punkt gekommen sind, wo eine Gruppe in der Gesellschaft gegen die andere steht.“

Zu den angesprochenen Themen gehörten natürlich auch die Missbrauchsskandale, die die Kirche erschüttern. Sowohl in Argentinien (Fall Zanchetta) als auch im Nachbarland Chile (Fall Barros) wurde Bischöfen sexueller Missbrauch bzw. die Vertuschung von Missbrauchsfällen vorgeworfen.

„Am Tag davor haben wir die Kinderschutz-Kommission besucht, und auch der Papst hat uns gesagt: Die Missbrauchsskandale sind, wenn wir einige Pathologien beiseitelassen, im Letzten oft ein Zeichen für den Mangel an Tiefe im Glauben. Diese Invasion ins Leben anderer, vor allem Minderjähriger, zeugt davon, dass im Tiefsten etwas nicht stimmt. Angesichts der Skandale sollten wir neu lernen, tiefen Respekt vor den anderen und vor der eigenen Sexualität zu haben.“

Bei der Priesterausbildung anspruchsvoll sein

Franziskus hat den Bischöfen aus seiner Heimat auch das Apostolische Schreiben „Christus vivit“ überreicht, das Ergebnis einer Bischofssynode zum Thema Jugend. Dazu habe er ihnen ans Herz gelegt, sich besonders um die Jugend zu kümmern.

Bei der Priesterausbildung sollten sie außerdem – auch das berichtet der Bischof – „hohe Maßstäbe“ anlegen. „Die jungen Leute müssen heute begreifen, dass das ein hoher Anspruch ist. Dass Priestersein einen lebenslangen Einsatz verlangt. Das bedeutet nicht, dass man das ganze Leben lang sozusagen immer dasselbe macht, sondern dass man zu einer tiefen Spiritualität gelangen muss, um heilig zu werden und die Welt auf den Kopf zu stellen. Ein Priester sei nicht einfach nur ein Sakramentenverteiler, sondern ein Zeuge, der imstande ist, die anderen zu Jesus hinzuziehen.“

„Wir haben ihn auch gefragt, wie es ihm eigentlich geht im Moment“

Auf der gleichen Linie liegen die Ratschläge, die der Papst den Bischöfen aus seiner Heimat gab. „Er hat uns auf die ihm eigene, sehr einfache Art und Weise gesagt, wir sollten uns um ein tiefes Gebetsleben bemühen. Und dann hat er uns geraten, wir sollten auf andere zugehen und ihnen ins Gesicht gucken. Auch wenn wir viel an Verwaltungsdingen zu erledigen hätten, sollten wir doch keine Angst davor haben, bei den Leuten zu sein. Die Leute müssen mit uns reden können, müssen auch über einfache Dinge sprechen können, von denen aus man dann vielleicht zu Tieferem kommt.“

Aber natürlich haben der Papst und seine früheren Kollegen nicht die ganze Zeit staatstragend dahergeredet: Es wurde stellenweise auch persönlich, verrät uns Weihbischof Germán. „Wir haben ihn auch gefragt, wie es ihm eigentlich geht im Moment, was ihn innerlich beschäftigt; nicht so offiziell, sondern privat. Und er hat uns gesagt: Wisst ihr was – seit man mich zum Papst gewählt hat, fühle ich einen tiefen inneren Frieden, der mich nie verlässt. Auch heute noch habe ich ihn. Bitte betet darum, dass das so weitergeht! Das hat er mit einer Einfachheit und Überzeugung gesagt, dass mir wirklich eine Gänsehaut gekommen ist…“

(vatican news)
 

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03. Mai 2019, 12:15