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Ansprache und Segen Urbi et Orbi Ansprache und Segen Urbi et Orbi 

Osterbotschaft zu Urbi et Orbi: Zeit der Erneuerung

Ansprache von Papst Franziskus auf dem Petersplatz: Wie immer zum Anlass des Segens Urbi et Orbi sprach der Papst Regionen der Welt an, in denen der Friede nicht Alltag ist: Libyen, Jemen und Syrien, Nicaragua und Venezuela, und einige Länder in Afrika. Ostern sei die Zeit der Erneuerung, so Papst Franziskus. Wir dokumentieren hier die offizielle Übersetzung der Osterbotschaft.

Liebe Brüder und Schwestern, frohe Ostern!

Heute erneuert die Kirche die Verkündigung der ersten Jünger: „Jesus ist auferstanden!“. Und von Mund zu Mund, von Herz zu Herz hallt die Einladung zum Lobpreis wider: „Halleluja! … Halleluja!“. An diesem Ostermorgen, der die immerwährende Jugend der Kirche und der gesamten Menschheit darstellt, möchte ich jedem von euch die Anfangsworte des kürzlich erschienenen, den jungen Menschen gewidmeten Apostolischen Schreibens zurufen:

»Christus lebt. Er ist unsere Hoffnung und er ist die schönste Jugend dieser Welt. Alles, was er berührt, verjüngt sich, wird neu, füllt sich mit Leben. Die ersten Worte, die ich also an jeden Einzelnen von euch jungen [und an jeden] Christen richten möchte, lauten: Er lebt und er will, dass du lebendig bist! Er ist in dir, er ist bei dir und verlässt dich nie. So sehr du dich auch entfernen magst, der Auferstandene ist an deiner Seite; er ruft dich und wartet auf dich, um neu zu beginnen. Wenn du dich aus Traurigkeit oder Groll, Furcht, Zweifel oder Versagen alt fühlst, wird er da sein, um dir Kraft und Hoffnung zurückzugeben“ (Christus vivit, 1-2).

Liebe Brüder und Schwestern, diese Botschaft richtet sich an jeden Menschen und an die Welt zugleich. Die Auferstehung Christi ist das Prinzip neuen Lebens für jeden Mann und jede Frau, weil die wahre Erneuerung immer vom Herzen, vom Gewissen ausgeht. Aber Ostern ist auch der Anfang der neuen Welt, die von der Sklaverei der Sünde und des Todes befreit wurde: die Welt, die endlich offen ist für das Reich Gottes, das Reich der Liebe, des Friedens und der Geschwisterlichkeit.

Christus lebt und bleibt bei uns. Er zeigt das Licht seines Antlitzes als Auferstandener und lässt diejenigen nicht im Stich, die sich in Situationen der Prüfung, des Schmerzes und der Trauer befinden. Er, der Lebendige, eröffne dem geliebten syrischen Volk Hoffnung, das Opfer eines fortdauernden Konfliktes ist. Dieser Konflikt läuft Gefahr, von uns immer mehr als selbstverständlich hingenommen zu werden und uns sogar gleichgültig zu machen. Es ist aber der Augenblick gekommen, den Einsatz für eine politische Lösung zu erneuern, die den richtigen Bestrebungen nach Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit entspricht. Eine solche Initiative stelle sich der humanitären Krise und fördere die sichere Rückkehr der Evakuierten wie auch derer, die in die benachbarten Länder, insbesondere in den Libanon und nach Jordanien, geflohen sind.

Ostern führt uns dazu, den Blick auf den Nahen Osten zu richten, der von ständigen Spaltungen und Spannungen geplagt wird. Die Christen in der Region mögen sich nicht zurückhalten, mit geduldiger Beharrlichkeit den auferstandenen Herrn und den Sieg des Lebens über den Tod zu bezeugen. Einen besonderen Gedanken widme ich der Bevölkerung des Jemen, insbesondere den von Hunger und Krieg zermürbten Kindern. Das österliche Licht erleuchte alle Regierenden und Völker des Nahen Ostens, angefangen von den Israelis und den Palästinensern; es sporne sie an, die vielen Leiden zu lindern und nach einer Zukunft in Frieden und Stabilität zu streben.

Die Waffen mögen aufhören, in Libyen Blut zu vergießen, wo in den letzten Wochen wieder wehrlose Menschen umgekommen sind und viele Familien gezwungen waren, ihre Häuser zu verlassen. Ich rufe die beteiligten Parteien auf, den Dialog der Gewaltanwendung vorzuziehen und zu vermeiden, dass die Wunden eines Jahrzehnts von Konflikten und politischer Instabilität wieder geöffnet werden.

Der lebendige Christus schenke seinen Frieden dem ganzen geliebten afrikanischen Kontinent, der immer noch von gesellschaftlichen Spannungen, Konflikten und zuweilen von gewalttätigen Extremismen erfüllt ist, die Unsicherheit, Vernichtung und Tod zurücklassen, besonders in Burkina Faso, Mali, Niger, Nigeria und Kamerun. Meine Gedanken gehen auch zum Sudan, der einen Augenblick politischer Ungewissheit durchschreitet: Ich hoffe, dass dort alle Instanzen Gehör finden können und sich jeder dafür einsetzt, dem Land zu ermöglichen, zur Freiheit, zur Entwicklung und zum Wohlstand zu finden, nach denen es seit langem strebt.

Der auferstandene Herr begleite die von den zivilen und religiösen Verantwortungsträgern des Südsudan erbrachten Bemühungen, die durch die Früchte der vor einigen Tagen hier im Vatikan abgehaltenen geistlichen Einkehrtage gestärkt wurden. Möge eine neue Seite der Geschichte des Landes aufgeschlagen werden, in der sich alle politischen, gesellschaftlichen und religiösen Kräfte aktiv für das Gemeinwohl und die Versöhnung der Nation einbringen.

An diesem Osterfest möge die Bevölkerung der östlichen Regionen der Ukraine Trost finden, die aufgrund des noch bestehenden Konflikts weiter leidet. Der Herr ermutige die humanitären und auf einen dauerhaften Frieden angelegten Initiativen.

Die Freude der Auferstehung erfülle die Herzen derer, die auf dem amerikanischen Kontinent die Folgen schwieriger politischer und wirtschaftlicher Situationen erleiden. Ich denke insbesondere an das venezolanische Volk: an die vielen Menschen, die wegen einer andauernden und sich vertiefenden Krise der Mindestvoraussetzungen für ein würdiges und sicheres Leben beraubt sind. Der Herr verleihe den politischen Verantwortungsträgern die Kraft, den sozialen Ungerechtigkeiten, den Missbräuchen und den Gewalttätigkeiten ein Ende zu setzen sowie konkrete Schritte zu unternehmen, um die Spaltungen heilen und der Bevölkerung die benötigte Unterstützung zu geben.

Der auferstandene Herr erleuchte die Bemühungen, die in Nicaragua im Gange sind, um so bald wie möglich eine friedliche und ausgehandelte Lösung zugunsten aller Nicaraguaner zu finden.

Angesichts der vielen Leiden unserer Zeit möge der Herr des Lebens uns nicht kalt und gleichgültig antreffen. Er mache aus uns Erbauer von Brücken, nicht von Mauern. Er, der uns seinen Frieden gibt, möge den Lärm der Waffen im Umfeld der Kriege wie auch in unseren Städten zum Schweigen bringen und er möge die Verantwortlichen der Nationen anregen, sich für die Beendigung des Rüstungswettlaufs und der besorgniserregenden Verbreitung der Waffen einzusetzen, vor allem in den wirtschaftlich fortgeschritteneren Ländern. Der Auferstandene, der die Pforten des Grabes weit aufgerissen hat, möge unsere Herzen für die Bedürfnisse der Notleidenden, der Wehrlosen, der Armen, der Arbeitslosen, der Ausgegrenzten sowie derer öffnen, die auf der Suche nach Brot, nach Zuflucht und nach Anerkennung ihrer Würde sind.

(vatican news)

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21. April 2019, 12:14