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2019.04.12 Venerdi Misericordia 2019.04.12 Venerdi Misericordia 

Freitag der Barmherzigkeit: Papst besucht Dorf für Demenzkranke

Den Frieden im Südsudan befördern, mit einem Bischofstreffen in Rom dem Missbrauch in der Kirche entschieden den Kampf ansagen und eine historische Erklärung zur Geschwisterlichkeit zwischen Katholiken und Muslimen in Abu Dhabi unterzeichnen: Sein dichtes Programm hält Papst Franziskus nicht davon ab, auch seine pastoralen Überraschungsbesuche weiterzuführen, die er im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit eingeführt hatte.

An diesem Freitag ging es um 15.30 Uhr von seinem Vatikandomizil Santa Marta zum „Villaggio Emanuele“ am nördlichen Stadtrand Roms. Gegen 16 Uhr traf der Papst gemeinsam mit dem Präsidenten des Päpstlichen Rats für Neuevangelisierung, Erzbischof Rino Fisichella, ohne Vorankündigung in dem Heim ein, das Patienten mit Demenzerkrankungen beherbergt.

Insbesondere Alzheimerpatienten leben in dem Komplex, der als kleines Dorfes errichtet worden ist. Diese Form soll den Bewohnern ein Stück Normalität für ihren Lebensalltag ermöglichen, in dem auch einfache Handgriffe und Besorgungen Schwierigkeiten bereiten können. Das Dorf ist nach seinem Gründer Professor Emmanuele F.M. Emanuele (sic) benannt, der frühzeitig nach neuen Therapie- und Lebensmöglichkeiten für Demenzerkrankte Ausschau hielt.

Auf einmal steigt der Papst aus dem Auto...

Die anwesenden Patienten und Pfleger trauten ihren Augen kaum, als der Papst im Hof aus seinem Auto stieg. Auf gewohnt verbindliche Weise begrüßte Franziskus jeden einzelnen der Bewohner, die ihrerseits mit Freude und Überraschung auf den Gast reagierten – nicht selbstverständlich angesichts der Erkrankungen, unter denen die Patienten der Einrichtung leiden und die auch die kognitiven Funktionen in schwere Mitleidenschaft ziehen. Für jeden von ihnen hielt der Papst einige ermunternde Worte bereit, bevor er mit dem Gründer des Dorfes sowie mit dessen Leiter, Franco Parasassi, die Einrichtung besichtigte.

Einige Gäste, die sich auf ihrem Zimmer ausruhten, empfingen den unerwarteten Besuch des in Weiß gekleideten Mannes als willkommene Abwechslung ihres Alltags, wieder andere, die Franziskus bei ihren Freizeitbeschäftigungen antraf, schilderten ihm ihre Aktivitäten im Heimalltag. Zum Abschluss seines Besuches hinterließ Franziskus ein Pergament, auf dem er mit eigener Hand einen Gedanken niedergeschrieben hatte, sowie eine Abbildung der Geburt Jesu. Nach einer knappen Stunde kehrte er zurück in den Vatikan.

Ein weitgehend normales Leben für Demenzkranke ermöglichen

Die in Italien bisher einzigartige Einrichtung entstand, um den immer zahlreicheren Demenzkranken ein würdiges Leben so nahe wie möglich an der Normalität zu ermöglichen. Das Dorf besteht aus 14 Häusern, in denen jeweils sechs Patienten leben. Außerdem gibt es eine Bar, die in Italien aus dem Alltag keinesfalls wegzudenken wäre, sowie einen kleinen Supermarkt, einen Schönheitssalon, ein Restaurant und andere Aktivitäten. Diese stehen den Bewohnern des Dorfes offen, doch auch Menschen, die nicht in der Einrichtung leben, können ihre Dienste in Anspruch nehmen, um, soweit möglich, eine normale Atmosphäre des zwischenmenschlichen Austauschs zu schaffen.

Die Bewohner können sich ihre Aktivitäten selbst zusammenstellen, einige helfen in der Küche, andere erledigen Hausarbeiten, wieder andere erledigen die Einkäufe im Supermarkt. Jede einzelne Wohngemeinschaft ist auf familiäre Weise gestaltet, wobei die Einrichtung an der Herkunftswohnung der einzelnen Bewohner orientiert ist.

Im „Dorf“ stehen Ärzte, Krankenpfleger, Sozialarbeiter, Psychologen und andere professionelle Figuren den Patienten rund um die Uhr zur Seite. Den Tagesablauf bestimmen die Bewohner, je nach Lust und Laune, selbst – und die therapeutischen Angebote sind sowohl für die Bewohner als auch für die Tagesbesucher kostenfrei.

Ein Schlaglicht auf die Situation Demenzkranker und ihrer Angehöriger werfen

Mit seinem Besuch wollte Papst Franziskus den Blick auf die Situation von älteren Menschen lenken, die durch ihre Demenzerkrankungen und die damit einhergehende Überforderung ihrer Familien und der Gesellschaft riskieren, in Isolation zu geraten. Die zunehmende Lebenserwartung der Menschen erfordert auch ein besseres Bewusstsein für die Bedürfnisse und die gefährdete Würde der Demenzpatienten, genauso wie für die Familienmitglieder, die diese Menschen auf ihrem Krankheitsweg begleiten.

(vatican news)

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12. April 2019, 16:34