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Papst Franziskus: Welches Ziel hat unser Leben?

Das Leben vieler Menschen ist heutzutage ein einziges Gerenne und Gehetze. Das sagte Papst Franziskus an diesem Montag zu italienischen Amateur-Fußballern. Doch er riet keineswegs dazu, mal innezuhalten und Atem zu holen.

Stattdessen hatte der erste Papst, der eingeschriebenes Mitglied eines Fußballverbands ist, einen anderen Tipp parat: Jeder Mensch sollte sich klare Ziele setzen, damit sein Herumhetzen auch eine Richtung bekommt.

„Der kulturelle und soziale Raum, in dem wir leben, ändert sich rapide. Das hat starke Auswirkungen auf das Leben eines jeden von uns, vor allem auf junge Leute. Wir werden dazu gedrängt, ohne Pause herumzurennen, und hören ständig Aufforderungen, die uns scheinbar Zufriedenheit versprechen, in Wirklichkeit aber Leerräume in unserer Seele hervorrufen und die Zeit zu einem Wettlauf ohne klares Ziel machen. Zu einem Rennen, dem das Goal fehlt, wie man auf Englisch sagen würde.“

„Immer gewinnen? Das ist nicht realistisch“

Aber wenn schon Rennen, dann bitte mit einem Ziel vor Augen, fuhr Papst Franziskus fort. „Strengen wir uns an, uns klarzumachen, was es ist, das uns jeden Tag dazu bringt, aufzustehen und uns einzusetzen, und laufen wir immer auf ein Goal zu! Das heißt nicht, dass man immer gewinnen kann – das wäre ja nicht realistisch –, aber dass uns immer klar sein sollte, worauf wir zugehen und wohin uns unsere Anstrengungen bringen.“

Seine Ziele definieren: Das ist aus der Sicht von Papst Franziskus eine wichtige „Übung“. Sie sei übrigens nie endgültig fertig, sondern sollte jeden Tag „oder sogar jeden Moment“ neu aufgenommen werden.

Zum Nachhören

Ein Sportler muss nicht nur gut am Ball sein...

„Der Sport, in den ihr soviel Zeit und Energien steckt, ist ein sehr geeignetes Fitnesscenter auf diesem Weg. Denn er verlangt nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch Training und Entschlossenheit, große Geduld und das Einstecken von Niederlagen, Teamgeist und Bereitschaft, mit anderen zusammenzuarbeiten, und nicht zuletzt Freude und positives Denken. So viele Gaben braucht ein guter Spieler. Denn es würde ja nicht reichen, nur am Ball besser zu sein als der Gegner. Man muss dann ja auch noch imstande sein, ruhig mit dem Schiedsrichter zu sprechen oder mit den Gegnern, oder zu akzeptieren, dass man einen Freistoß verschossen hat.“

Das Spiel der Kinder: eine Schule fürs Leben

Nicht umsonst sei das Spiel auch eine Schule fürs Leben, betonte Franziskus. Wenn junge Eltern zu ihm beichten kämen, erinnere er sie immer daran, wie wichtig es sei, mit ihren Kindern zu spielen. Schließlich seien die Werte, die man beim Spielen in der Familie, im Stadion, lerne, auch für die Sozialisation in der Gesellschaft wichtig. 

Friedrich Schiller, Jesus und die kleinen Dinge

Der Papst sagte den Amateur-Fußballern auch noch einiges über fair-play und Selbstbeherrschung. Sie dürften nie vergessen, dass es beim Amateursport um Spass und Freundschaft geht. Und er zitierte eine Studie aus den siebziger Jahren namens „Homo ludens“, die die ganze Gesellschaft als „aus dem Spielen hervorgegangen“ definierte. Da hätte er auch Friedrich Schiller zitieren können: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“, schrieb der deutsche Denker in seinen Briefen „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ von 1801.

Zu guter Letzt erinnerte Franziskus seine Zuhörer auch noch an das Jesuswort, dem zufolge die Letzten die Ersten sein werden (Mt 20,16). „Jesus will sicher nicht sagen, dass man versuchen sollte, zu verlieren, sondern dass man alles mit einem gütigen Blick auf die Menschen und die Situationen tun sollte. In diesem Sinn sollte man die Schönheit auch in den kleinen Dingen sehen und seine Grenzen ruhig akzeptieren.“

(vatican news – sk)

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15. April 2019, 12:05