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2019.04.07 Papst Franziskus beim Angelus 2019.04.07 Papst Franziskus beim Angelus 

Angelus: „Jede wahre Bekehrung zielt auf eine neue Zukunft“

Die Gläubigen sollten die Fastenzeit zu einer ehrlichen Selbsterforschung und Umkehr nutzen. Das sagte Papst Franziskus beim Angelus an diesem Sonntag. Bei seinen Überlegungen ging er vom Tagesevangelium nach Johannes aus. Darin stellt der Evangelist die berühmte Episode von Jesus und der Ehebrecherin vor.
Zum Nachhören

Christine Seuss - Vatikanstadt

Im Evangelium des fünften Fastensonntags stünden sich zwei Haltungen gegenüber, nämlich diejenige der Pharisäaer und Schriftgelehrten auf der einen Seite und auf der anderen Seite diejenige Jesu, führte der Papst in seine Katechese ein: „Die ersten wollen die Frau verurteilen, weil sie sich als Hüter des Gesetzes und seiner treuen Anwendung fühlen,“ so Franziskus. „Jesus hingegen will sie retten, denn er verkörpert die Barmherzigkeit Gottes, der durch die Vergebung erlöst und durch die Versöhnung erneuert.“

„Seht nur die Bösartigkeit dieser Leute“

Jesus lehre gerade im Tempel, als die Pharisäer eine Frau zu ihm führten, die beim Ehebruch ertappt worden ist, erläuterte der Papst die geschilderte Episode. An dieser Stelle versuchten die Schriftgelehrten, Jesus mit einer Fangfrage in die Enge zu treiben, nämlich ob man die Frau, den Gesetzen Mose folgend, steinigen sollte oder nicht: „Der Evangelist weist darauf hin, dass sie die Frage stellten und ihn mit diesen Worten auf die Probe stellen wollten, ,um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen‘ (V. 6). Seht nur die Bösartigkeit dieser Leute! Man kann vermuten, dass ihr Ziel folgendes war: Ein ,Nein‘ zur Steinigung wäre ein Grund gewesen, Jesus des Ungehorsams gegenüber dem religiösen Gesetz zu beschuldigen; ein ,Ja‘ hingegen wäre ein Grund, ihn bei der römischen Autorität anzuzeigen, da diese die Rechtsprechung für sich beanspruchte und Lynchjustiz durch das Volk nicht tolerierte.“

„Jesus ist nicht in die Welt gekommen, um zu verurteilen und zu richten“

Die Gesprächspartner Jesu seien in der Enge ihres eigenen Gedankengebäudes verschlossen und wollten nun auch den Sohn Gottes in diese Perspektive des Richtens und der Verurteilung einpferchen, erläutert der Papst. Doch Jesus sei nicht in die Welt gekommen, um „zu richten und zu verurteilen“, sondern „um Menschen zu retten und ihnen ein neues Leben zu ermöglichen“: „Und wie reagiert Jesus? Zuerst schweigt er eine Weile und beugt sich vor, um mit dem Finger auf den Boden zu schreiben, fast so, als ob er daran erinnern wollte, dass der einzige Gesetzgeber und Richter Gott ist, der die Gesetze in Stein gemeißelt hatte. Dann sagt er: ,Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie‘ (v. 7). Auf diese Weise appelliert Jesus an das Gewissen dieser Menschen: Sie fühlten sich als ,Verteidiger der Gerechtigkeit‘, aber er erinnert sie an ihren Zustand als sündige Menschen, weswegen sie sich nicht zu Richtern über das Leben oder den Tod über einen Mitmenschen erheben können.“

„Wie schnell sind wir dabei, Steine auf die anderen zu werfen“

Einer nach dem anderen verlasse nun den Ort des Geschehens und verzichte darauf, die Frau zu steinigen - allen voran die Ältesten, denn sie seien sich ihrer eigenen Verfehlungen besonders bewusst, betont Franziskus. „Diese Szene lädt uns alle ein, uns bewusst zu werden, dass wir Sünder sind, und aus unseren Händen die Steine der Verunglimpfung und Verurteilung, des Geschwätzes fallen zu lassen, die wir manchmal gegen andere werfen wollen. Wenn wir über andere schwätzen, dann werfen wir Steine, sind wie sie.“

Am Ende stehen nur noch Jesus und die Frau dort in der Mitte: „Das Elend und die Barmherzigkeit“, sagt der heilige Augustinus (In Joh 33,5). Jesus wäre tatsächlich der Einzige gewesen, der einen Stein auf sie hätte werfen können, denn er war ohne Schuld, betonte der Papst. Doch er habe dies nicht getan, „weil Gott keinen Gefallen ,am Tod des Schuldigen (hat), sondern daran, dass ein Schuldiger sich abkehrt von seinem Weg und am Leben bleibt.“ (vgl. Ez 33,11).

„Jede wahre Bekehrung zielt auf eine neue Zukunft, ein neues Leben, schön, frei von Sünde, großzügig“

„Und Jesus entlässt die Frau mit diesen wunderbaren Worten: ,Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!‘ (v. 11). Und so eröffnet Jesus ihr einen neuen Weg, der durch die Barmherzigkeit geschaffen wurde, einen Weg, der ihre Verpflichtung erfordert, nicht mehr zu sündigen. Es ist eine Einladung, die für jeden von uns gilt. Wenn Jesus uns vergibt, öffnet er immer eine neue Straße für uns. In dieser Zeit des Fastens sind wir aufgerufen, uns selbst als Sünder zu erkennen und Gott um Vergebung zu bitten. Und die Vergebung wiederum lässt uns, während sie uns versöhnt und uns den Frieden gibt, wieder eine erneuerte Geschichte beginnen. Jede wahre Bekehrung zielt auf eine neue Zukunft, ein neues Leben, schön, frei von Sünde, großzügig. Haben wir keine Angst, Jesus um Vergebung zu bitten, denn er öffnet uns die Tür zu diesem neuen Leben. Möge die Jungfrau Maria uns helfen, all die barmherzige Liebe Gottes zu bezeugen, die uns in Jesus vergibt und unsere Existenz neu macht und uns immer neue Möglichkeiten bietet,“ schloss der Papst seine Katechese, bevor er gemeinsam mit den Anwesenden den Angelus betete.

(vatican news)

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07. April 2019, 12:06