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Papst bei Generalaudienz: „Wir sind zu einer Kultur der Adjektive verkommen“

Statt von Migranten sollte man von „migrierenden Menschen“ sprechen, die Substanz vor dem Beiwort im Blick behalten. Darauf wies Papst Franziskus an diesem Mittwoch bei der Generalaudienz vor tausenden Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz hin. Er ging auf seine jüngste Auslandsreise ein, die ihn in das nordafrikanische Land Marokko geführt hatte.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Es sei falsch, von Migranten zu sprechen, weil dieser Begriff eigentlich ein „Adjektiv“ – also ein Attribut – sei. Stattdessen sei die Bezeichnung „Mensch, der migriert“ besser, weil es den Fokus auf das Substantiv setze. Es gehe um konkrete Menschen, so der Papst in seiner Rede. Im Allgemeinen sei die heutige Kultur zu einer „Kultur der Adjektive“ verkommen. Stattdessen müsste man wieder auf die Substantive – also auf die Substanz achten, führte Franziskus seine Überlegungen weiter aus. Diesmal ging es bei der Audienz auf dem Petersplatz nicht um seine Katechesereihe über das Vaterunser, sondern um seine Marokko-Reise vom Wochenende.

Zum Nachhören

Er ließ vor den Pilgern die Höhepunkte der Reise Revue passieren. Beginnend bei zwei Heiligen, die den Kontext der Reise bildeten. Es seien nämlich die heiligen Franziskus von Assisi und Johannes Paul II., die zu dieser Reise „animiert“ hätten. Franziskus von Assisi habe vor genau 800 Jahren den Weg des interreligiösen Dialogs aufgezeigt und die Bedeutung des Gesprächs zwischen den Menschen hervorgehoben. Johannes Paul II. habe im Jahr 1985 als Papst seine historische Reise nach Marokko unternommen, nachdem er den damaligen marokkanischen König als erstes Oberhaupt eines muslimischen Staates empfangen hatte.

„Nun kann sich mancher aber fragen, weshalb ein Papst zu Muslimen geht und nicht nur zu Katholiken“, so der Papst. Doch das Besondere an diesen Gesprächen sei, dass es sich bei Katholiken und Muslimen um Nachkommen desselben Vaters Abraham handele, erläuterte der Papst. Gott habe zugelassen, dass es verschiedene Religionen auf der Erde gebe, doch er wünsche sich die Geschwisterlichkeit unter den Menschen und „auf besondere Weise, deshalb diese Reise, mit unseren Geschwistern, Kinder Abrahams wie wir, den Muslimen“.

Im Zeichen des Dieners der Hoffnung

Der Papst erinnerte nochmals an das Motto der Reise, das lautete: „Diener der Hoffnung“. Der Hoffnung dienen bedeute heute vor allem, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen, so der Papst weiter. „Der Hoffnung zu dienen, in einer Zeit wie der unseren, bedeutet vor allem, Brücken zwischen den Zivilisationen zu bauen“, sagte der Papst weiter. „Mit König Mohammed VI. haben wir die wesentliche Rolle der Religionen bei der Verteidigung der Menschenwürde und der Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und Fürsorge für die Schöpfung, unser gemeinsames Zuhause, bekräftigt. In diesem Sinne haben wir auch gemeinsam einen Appell für Jerusalem unterzeichnet, damit die Heilige Stadt als Weltkulturerbe und friedlicher Treffpunkt vor allem für die Gläubigen der drei monotheistischen Religionen erhalten bleibt.“

Marokko sei auch jener Ort, an dem vor wenigen Monaten ein internationales Abkommen über Migration unterzeichnet wurde, erinnerte der Papst.

„Das ist ein wichtiger Schritt zur Übernahme von Verantwortung in der internationalen Gemeinschaft. Als Heiliger Stuhl haben wir unseren Beitrag angeboten, der sich in vier Verben zusammenfassen lässt: die Migranten willkommen heißen, die Migranten schützen, die Migranten fördern und die Migranten zu integrieren. Es geht nicht darum, Sozialprogramme von oben herab aufzusetzen, sondern durch diese vier Aktionen gemeinsam eine Reise zu unternehmen, um Städte und Länder aufzubauen, die unter Wahrung ihrer jeweiligen kulturellen und religiösen Identität offen für Unterschiede sind und wissen, wie sie im Zeichen der menschlichen Geschwisterlichkeit zu aufzuwerten sind.“

Treffen mit Katholiken in Rabat

Der Sonntag war in Rabat der katholischen Gemeinde gewidmet, erinnerte der Papst. Es sei eine Besonderheit, dass die Minderheit aus über 60 verschiedenen Nationalitäten bestehe, so Franziskus. Dieses Treffen habe im Zeichen des biblischen Gleichnisses vom barmherzigen Vater gestanden.

„Es ist kein Zufall, dass dort, wo die Muslime jeden Tag den Milden und den Barmherzigen anrufen, das große Gleichnis vom barmherzigen Vater erklungen ist. Nur diejenigen, die wiedergeboren werden und in der Umarmung dieses Vaters leben, nur diejenigen, die sich als Geschwister fühlen, können Diener der Hoffnung in der Welt sein.“

Den deutschsprachigen Pilgern sagte der Papst:

„Herzlich heiße ich die Pilger aus den Ländern deutscher Sprache willkommen. Lassen wir uns von der Barmherzigkeit des Vaters verwandeln, indem wir in dieser Fastenzeit seine Vergebung im Sakrament der Beichte empfangen. So werden wir Diener der Hoffnung, die Jesus Christus ist, der für uns Menschen gestorben und auferstanden ist. Der Heilige Geist erfülle euch mit seiner Stärke und seiner Freude.“

(vatican news)

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Eindrücke von der Generalaudienz
03. April 2019, 10:06