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Papst: Frohe Botschaft als Inspiration für die Wirtschaft

Würde die Weltwirtschaft die Bibel befolgen, ginge es den Menschen viel besser: Bei einer Audienz mit rund 7.000 Vertreter des italienischen Genossenschaftsverbandes sagte der Papst an diesem Samstag, dass Bildung und die Förderung der Frauen in der Gesellschaft die derzeit wichtigsten Elemente seien, auf die man im sozioökonomischen Bereich setzen solle.
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Mario Galgano – Vatikanstadt

Die heutige Wirtschaft braucht eine radikale Änderung. Darauf wies Franziskus an diesem Samstag die Gäste in der vatikanischen Audienzhalle hin. Ansonsten laufe sie Gefahr, soziale Ungerechtigkeit hervorzubringen, so Franziskus an die Mitglieder des italienischen Genossenschaftsverbandes, der in diesem Jahr seinen 100. Gründungstag begeht.

Es war eine starke Warnung, die der Papst äußerte: „Wir können sagen, dass Zusammenarbeit ein Weg ist, um die Wirtschaft aufzurütteln, da sie Gefahr läuft, zwar Güter zu produzieren, aber auf Kosten von sozialer Ungerechtigkeit. Es geht darum, die Trägheit der Gleichgültigkeit und des Individualismus zu überwinden, indem man die Ärmel hochkrempelt und anpackt, statt sich nur zu beschweren.“ Die Gründer der Genossenschaften hätten bereits vor hundert Jahren an eine andere Art von Wirtschaft geglaubt, so der Papst weiter.

Wunder der Zusammenarbeit

Das „Wunder der Zusammenarbeit“, erinnerte der Papst, sei die beste Strategie, um der Gleichgültigkeit Herr zu werden. Eine Richtschnur für die Wirtschaft sei die Frohe Botschaft, fügte er an.

Der Papst betonte in seiner Rede die Bedeutung des Jubiläums des Genossenschaftsbundes. Dieser Jahrestag sei „ein Ziel, das nicht in Stille begangen werden kann“. Papst Franziskus erinnerte an die Intuition, die Papst Leo XIII. mit seiner Sozialenzyklika Rerum novarum von 1891 gehabt hat. Eine Intuition, die auf der Überzeugung basiert, „dass das Evangelium nicht nur auf einen Teil des Menschen oder der Gesellschaft übertragen werden muss, sondern den ganzen Menschen anspricht, um ihn immer menschlicher zu machen“, so Franziskus. Der Papst hob damit den Beitrag des Verbandes der italienischen Genossenschaften hervor und betonte, dass die Kirche, „Männer und Frauen braucht, die das, was die Geistlichen predigen und die Theologen lehren, in konkrete Schritte verwandeln“.

Die Genossenschaft in der heutigen Welt zu verstehen, bedeute – so der Papst –, „sich nicht der Mentalität der Welt zu unterwerfen, sondern gegen den Strom zu schwimmen“, „menschlich zu bleiben“; zu entdecken, dass wahrer Reichtum „in den Beziehungen, und nicht nur in materiellen Gütern“ besteht. Nur so könne man „alternative Lebensweisen in einer Gesellschaft finden, die nicht vom Gott des Geldes regiert wird, einem Götzenbild, das sie blendet und nur noch unmenschlicher und ungerechter macht“.

„Aber der wichtigste und offensichtlichste Vorteil der Zusammenarbeit ist die Überwindung der Einsamkeit, die das Leben in eine Hölle verwandelt. Wenn sich der Mensch allein fühlt, erlebt er die Hölle. Wenn er hingegen das Gefühl hat, dass er nicht im Stich gelassen wird, dann kann er allen möglichen Schwierigkeiten trotzen. Unsere Welt ist krank vor Einsamkeit. Beim Miteinander-Gehen und Arbeiten erleben wir das große Wunder der Hoffnung: Alles scheint wieder möglich. In diesem Sinne ist Zusammenarbeit ein Weg, der die Hoffnung im Leben der Menschen konkret werden lässt.“

Kreativität und Mut der Freunde des Gelähmten

Danach stellte Franziskus die Kreativität und den Mut der Freunde des Gelähmten aus dem Markusevangelium (Mk 2,1-12) heraus: eine Episode, die die „Gewinnstrategie“ zeigt, die hier angewandt wurde, um dem kranken Freund zu helfen; ihm die Begegnung mit Jesus zu ermöglichen, die sein Leben verändern wird: Weil ihnen die vielen Leute, die gekommen waren, um Jesus zu sehen, den Weg versperrten, stiegen sie einfach aufs Dach und ließen ihn auf seiner Tragbahre in die Mitte des Raumes hinunter. „Das ist das Wunder der Zusammenarbeit - erklärt der Papst - eine Teamstrategie, die eine Lücke in der Mauer der gleichgültigen Menge findet, die die Schwächsten ausschließt“.

„Man kann nicht allein glücklich sein“, unterstrich der Papst und sagte, dass er die Arbeit der Genossenschaften in den „existentiellen Randgebieten, in denen Schwachstellen lauern“, schätzt. Die Genossenschaftler wandelten somit in den Fußstapfen Jesu, der die Peripherie zum Mittelpunkt seiner Sendung gemacht hat. Daraus ergäbe sich die Einladung, neue Wege für die Randgruppen zu gehen, damit auch sie „fachliche Kenntnisse erwerben und Wege der Weiterbildung“ finden könnten. Ein großes Anliegen sei auch die Förderung der Frauen, die oft „die Last der materiellen Armut, der sozialen und kulturellen Ausgrenzung tragen“.

„Das Thema Frauen sollte auch bei zukünftigen Kooperationsprojekten wieder eine der Prioritäten sein. Es ist kein ideologischer Diskurs. Es geht darum, das Denken der Frauen als einen privilegierten Standpunkt anzunehmen, der uns zeigt, wie man Zusammenarbeit nicht nur strategisch, sondern auch menschlich gestalten kann. Die Frau sieht besser als der Mann, dass die Liebe das Gesicht eines jeden ist. Die Frau weiß am besten, wie man das in die Tat umsetzt, was wir Männer manchmal nur als ,grundlegende Systeme´ betrachten, ohne es jemals umzusetzen.“

Der italienische Verband der Genossenschaften „Confcooperative“ wurde 1919 gegründet und basiert auf den Prinzipien der Internationalen Genossenschaftsbundes und der Soziallehre der katholischen Kirche. Der Hauptsitz befindet sich in Rom und verfügt über eine Organisation, die in 22 regionale Verbände, 81 Provinz-Verbände und sieben interprovinzielle Verbände unterteilt ist.

(vatican news)

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Eindrücke von der Audienz im Vatikan
16. März 2019, 13:16